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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0568

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ungk» und V-rsammlnngk» angesagt wordcn.
JnSbesondrrc gllt dieS von den Gegenden deS
OdenwaldeS. wo die Bcvilkernng wieder vicl-
sach m!t clcricalen Bcrsammlungen bcglückt wird.
Die -igestliche Tendenz dieser erncuerlen Agi-
tation ist für jetzt noch nicht recht abzusehcn.
Man hatte vielsach geglaubt, dicsc Agitalion
wcrde jctzt rubcn, und alS eS sich darnm han-
dclte, ob man die Rcsormgesctzgebung aus diejem
Landtage fortsetzen vdcr a»s cinr sxätcre Zkit ver-
schieben iolle, hatte ein das Letztere beiürivor-
tcndcr Abgeordneter gesagt, eS müjsc jctzt in
dcn inu-rcn Angclegcnheiten Wassenstillstand
cintreten. Dcr Redncr scheint hierbei iberschen
zu habcn, daß zum Wafscnstillstand Zwei ge>
hören, und man kann sich jetzt übcrzeugen, daß
von clericaler Seite jo wenig als je an einc»
Waffenstillstand gcdacht wird, trotzdcm daß
daS Schulgesetz zurückgezogen ist und dic Mo-
tionen über die Civilehe und die wclllichen
Stiftuugen aus dem vertagten Landtage nicht
erledigt wurden. Es mag dieses Lctztcrc viel-
leicht cin Fchler gewescn jein. Dcn Ultramon-
taniömus kann mau nicht durch Preßxrozcsse
und Strafen zwinzcn, hier ist viclmehr uur
zu helfen durch Umgestaltung allcr die Hierar-
chie bctrcffcnden Vcrhältniffc im Wcgc der Ge-
setzgebung, und alle wirklich Frcisinnigcn wer-
den zugcdcn, daß dis endlichc Lösung der Fra-
gen über das Schulwesen, die Civilehe, Slan-
desbuchführung, das StiftuugSvcrmöge», ganz
auderc Resultatr hcrvorgcbracht habcu würdc,
al« dic Vcrschicbung aller dicser Gcgenstäudc
auf cine sxätcre Zcit.

Durmfiadt, 4. Dec. Heulc sind als Vcr-
trctcr dcr Stadt Darmstadt die Candidatcn dcr
Mittclpartei, HvfgcrichtSrath HallwachS und
Commcrcicnrath Fink, wie uach dem Rcsultate
der Urwahlen zu erwartc» war, cinstimmig
gewählt worden.

Berlin, 1. Dcc. Verhandlungen deS Ab>
gcordnetenhanjcS. (Schluß.)

^ Abg. v. Floltwell: Wir verdankrn^den Sica über

halt penfionirte Hofcapellmeister Joseph Strauß
iu Folge eines SLlagfluffcs in daS bessere Leben
von dem ewigen Meister aller Meister abberufen
worden. Joseph Strauß wurde 1792 in Brünn
in Mähren geboren, wo er das Gymnasium be-

Kaifer Franz ein Violinconcert mit vielem Bet-
fall aufführte, welcher Fürst den talentvoüen Kna-
ben durch die vorzüglichsten Tonmeister Wiens aus-
bildrn lirß. — Später wurde Strauß, schon in
seincm 20. Iahre, lLapellmeister in Pesth, woselbst
er fich, ein Iahr später, mit einer ersten Sängerin,
Tberese Zibalka, vrrmählte, dann als Dirigent an
verschiedenen de'utschen Bühnen wirkte, bis er nach
Mannheim kam, woselbst Strauß als Loncert-
meister und seine Gattin als erste Sängerin An-
stellungen erhielten; von hter wurde er an die
Stelle Danzis als Hofcaprllmeister an der Hof-
bühnezu Karlsruhe angestellt. — Während deS40jäh-
rigen rrfolgreichen Wirkens des Verblichenen hatte
die Oper unferer 'Hofbühne einen solchen hohen
Aufschwung, wie fich dessen nicht leicht etnr andere
Bühne zu ersreuen hatte. — Wir erwähnen hier
nur der außerordentlichen Gesangskräfte, welche

gabe ist, auch im Junern fich zu reorgainsiren, um der
Mittelpunkt DeutschlanüS zu sein. Jetzt scheint der Zeit-
punkl >u solcher Reorganisation der gceignele zu sein.

muß. Soll mau damit vielleicht warlen. biS dic Zeit
der von 1308 gleicht? Unsere sysicmatische Ovposilion
ist eine systemansche Foroernng deS^uSbaueS der

füllung der Aufgabe, die ihm nach glücklich beendetem
Kriege zugefallen ist.

^ . ...

unter der Leitung des nun Heimgegangenen tn f
KarlSruhe engagirt waren, als der Tenoristen
Weirelbaum, Heitzinger, Sontheim,-der Dasfisten
Sering, Reichel, Oberhoffer, Mayerboffer und
Rieger, der Sängerinnen Gervais, Weirclbaum,
Sering, Fischer, Scharsenstein, Zerr und Reichel,
so wie des selbst von dem Tonmeister Meierbeer
als vortrcsflich anerkannten OrchesterS. — Iene
Zeit, wo zum ersten Mal der Freischütz, dann spä-
ter Robert der Teufel unter Strauß'S Lettung ge-
geben wurde, wird noch bei manchen Brwohnern
unserer Refidrnz im sreundlichen Andenken leben.
— Es set ferne von unS, dieses aus Kosten der
Gegenwart hervorhcben zu wollen, nein, denn der i
größere Thcil der wirklichen Oper befand sich ja noch ^
untcr der Leitung d«S nun Verstorbenen. — Doch i
nichl nur als vorzüglickcn Dirigenten und Leiter ^
ber mufikalischen Abthetlung der Hofbühne hatte !
sich Strauß verdient gemacht, auch als Lomponist !
vieler Tondichtungen, Opern, Symphonirn, Ora» !

i find öfters in Karlsruhe und auf andrrn Bühnen i

i gegeben, und eine Preiösymphonie wurde sogar in '

also der schwere Zeitpunkt vobei ist, werdeu wir ;u
billiqeren Rücksichten zurückkehren. Die Nichlbestäti-
gungen für Beilin lieZkn jetzt hinter uns. Sie mügen

dtente Componist selbst nach dieser Weltstadt berufen
wurde. Nach dem Verluste seiner ersten Gattin
vermählte sich Josrph Strauß zum zweiten Male
(1831) mit ber jugendlichen Sängerin Scharfen»

von drei Fürsten, währenb deren Rcgierung er
thatig war, inSbesondere von Sr. Königl. Hohcit
dem Großherzog Frtedrich durch Verleihung bes
Ritterkreuzes vom Zähringer Löwen und bei der
Penfionirung des Verblicheuen durch Höchstdessen
auf goldener Tabatiere mit Brillanten eingefaßtes
Bildniß und ein hulbvolles etgenhändiges Sckreiben
 
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