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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 199

' Seite 2

Heidelberger Zeitung

Dienstag, den 27. August 1918

Fernsprecher. Nr. 52 und 182

Nr iss Kord Cee

piel werden Lei ebnen streng bestraft. Das Ver-
hältnis zu den weinen Franzosen ist sehr schlecht,
lchenso wie das zwischen Tunesiern und Marokkn-
rern sowie sonstigen Aradern. Sie werden stets
nach der Nationalität getrennt und nie zusammen
»m selben Abschnitt eingesetzt. Mordiveriuche an
Vorgesetzten kommen ziemlich bäusig vor. Sv wurde
nach dem Einsatz bei Longpont ein Adjutant, d. t.
Un Offizievstellvertreter. meuchlings erschossen. Die
Attentäter verübten nach der Tat an sich sogleich
Selbstverstümmelung, nm ins Lazarett zu kommen
und den Verdacht von sich abzulenken. Man griff
sie aber sämtlich auf und erschoß sie standrechtlich.
Die Verluste in ibrer Truppe sind beim Angriff
auf Longpont hauptsächlich durch die deutschen Ma-
schinengervehre entstanden, deren Schützen sie vol-
les Lod zollen.
Die Angehörigen der Reunion d'Asrique. die
M ar t i n i a u e s e n und Saigonesen sprechen
gut französisch; sie tragen dieselbe blaue Uniform
wie die weißen Franzosen. Die schwarzen
Amerikaner tragen dagegen Kakifarbige Uni-
form und braune Wickelgamaschen, jedoch franzö-
sischen Stahlhelm, französische Gewehre und Bajo-
nette. Der Stahlhelm soll sogar auch das franzö-
sMs Infanterie-Abzeichen haben. Sie werden
von weißen Offizieren befehligt. Die amerika-
nischen Neger sind große und kräftige Gestalten.
Sie sprechen vielfach französisch und sind bei den
französischen Kameraden wegen ihrer Höflichkeit
febr beliebt. Außerdem aber noch mehr Lei den
französischen Frauen. Diese sorgen wieder ans an-
dere Wesse dafür, daß Frankreichs wahrhaftig
schon all zu Luntcr Farbentopf an Menschen für die
Nächsten Jahrzehnte erhalten bleibt — immerhin
»in Ausweg, die Kinderknappheit des Landes et-
was zu mildern.
Alfred Richard Meyer. KriegsLerichterst.
* * *
Woher kommt die feindliche Uebermachr?
Viele Deutschs werden sich gefragt Laben, wie
Marschall Fcch überhaupt in die Lage gekommen
fst. die Lis zum 15. Juli befolgte, wenig rühmliche
Defensive mit dieser stürmischen Offensive zu- ver-
tauschen. Der Grund liegt darin, daß ihm eine un-
geheure zahlenmäßige UeLerlegenheit zur Verfü-
gung gestellt wunde. Nach dem ersten .Dffastre von
Bapaume" sandte England, wie einer seiner Mi-
nister verkündete. 3M 000 Mann als Ersatz. Frank-
reich preßte aus seiner schwer geprüften Bevölke-
rung die letzten verfügbaren Kräfte heraus, Bel-
gier. Italiener und ungezählte Nsgervöl*;r ver-
stärkten den -anschwellenden Heereskörper. und end-
lich kam dazu die -amerikaniische Hilfe, die jetzt auf
mindestens 400 000 Kombattanten zu schätzen fft.
Fach verfügt somit über ein Operationsheer von
etwa 2 Millionen Menschen.
Zwangsgründe für Foiy
Stockholms Aftonbladet schreibt: „Bei der Fort-
setzung der Offensive des Generals Foch spielen
wahrscheinlich auch ökonomische Fak-
toren mit. -die ihm nicht erlaubten, zu warten.
Nus Lloyd Georges letzter Rede geht die zuneh-
mende Kohlennot der Alliierten hervor.
Mit dem Kohlenoorrat in Italien und in England
steht es schlecht aus. Möglicherweise wurde Foch
durch den U-Bootkrieg in die Zwangslage versetzt,
die Entscheidung zu suchen, ehe alle In-
dustrien außer der zur Herstellung von Kanonen
wegen des Mangels an Kohle eingestellt werden
müssen. Vielleicht nähert sich Frankreich dem Zu-
stande. der in Rußland nach Brussilows Offensive-
«herrscht bat. Di« Debatte über die Wehrpflicht
der Iabresklasse 1920 hat dies wenigstens teilweise
offiziell bekräftigt.«
Oberst Egli über Fochs Offensive
In einer Betrachtung über die Ereignisse auf
dem westlichen Kriegsschauplatz vom 18. bis 22. Au-
gust sagt der militärische Mitarbeiter der „Basler
Nachrichten". Oberst Egli, zum Schluß folgendes:
- .-Man kann an zahlreichen Stellen der ganzen
Front von dvern bis Reims ein langsames
Zuvückweichen der deutschen Truppen fsststellen, aber
nirgends läßt sich sagen, daß die Deutschen
geschlagen sind. Am 8. August haben sie eine
Schlappe durch di« Ueberraschung zwischen der
Somme und der Avre erlitten. Damals gingen st«

Neues aus aller Welt
Stimmungsbilder von der Leipziger
Mustermesse
Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt uns aus
Leipzig:
Wer kennt die Völker, zählt die Namen, dis
alle jetzt nach Leipzig kamen. Wiederum eins Re-
lordmesse. wiederum alle bisherigen Zsthlen über-
k raffen, nahezu 6000 Aussteller und über 85 000
Besucher. Das holländische Außen-Ministsrium
sandte eine große Fachkommission maßgebender
.Persönlichkeiten um di« Mess« gründlich zu studie-
ren. Die Schweizer Kolonie traf im Sonderzug
hier ein, ebenso eine starke bulgarische Mission
führender Persönlichkeiten, Österreicher. Polen,
Russen, Türken, Skandinavier, «in buntes inter-
nationales Völkergemisch wie man es in dieser
«rasten Kriegszeit kaum für möglich gehalten hätte
Die Peters , Reichs-, Brühl- und Grimsische-
straße, die wichtigsten Geschäftsstraßen Leipzigs,
olles überfüllt mit einer unübersehbaren Men-
scheUmasse, ein schieben, drängen, hasten, kaum
zum durchkommen, dabei eine fast lähmende Hitze
von 32 Grad im Schatten. Die Mestpaläste, auf-
gestapelt mit Waren, wie wir es Albst in den
Friedenszeiten geschaut haben, enorme Umsätze
finden statt, Im Zeisighaus. wo die Lebensmittel-
branche unterseibracht ist. wird man nur so ge-
schoben und gelüpft von Meuschenmassen. Es ist
geradezu erstaunlich, wie geniale Erfindungen man
in Ersatzmöglichkeiten für aussegangeneWaren hat.
Di« Textilbranche hat Heuer erstmals ihren eigs
nen Meßpalast, Die deutsche hochinteressante Fa-
'serstoff-Ausstellung wird von vielen Tausenden be-
isucht. Theater; Konzert. Varietes, alle längst im
>Voraus ausverkaust. Kaffees und Restaurants,
kein Stahl frei, die Verpflegung gut und reichlich
.doch ahne Fleisch und Wurst, erst ab Montag darf
.Fleisch verkauft werden. Die politische und wirt-
schaftliche Stimmung ist durchweg gut und zuver-
sichtlich.
Die große Kriegstagung der Deutschen
Uhrmacher - Vereinigung fand bei ge-
waltigem Besuchs großes Interesse für alle Vor-
trüge. Im Mittelpunkt stand das Referat des

verhältnismäßig rasch ein Stück weit zurück. .Jetzt
geben sie nur noch Kilometer um Kilometer nach,
aber immer wieder bieten sie die Stirne, lassen da
und dort den Gegner anrennen, machen kräftige Ge-
genstöße. 'dann ziehen sie sich wieder etwas zurück.
Und wenn dann die Engländer ihrerseits aufs
neue vorgeben, laufen sie in das Feuer der Artil-
lerie und Maschinengewehre hinein. Es ist etwas
ganz anderes, als der Rückzug eines Heeres, das
weicht . . . Die Deutschen können kleine und
große Gebiete in Feindesland ausgeben. Für
sie genügt es, wenn die Gegner dabei zu Schaden
kommen und das eigene Heer geischont wird. In-
wieweit die jetzige deutsche Kamvsesweise diesen
Grundsätzen entspricht, wird der Verlauf der Ereig-
nisse zeigen."
Schwerer Völkerrechtsbruch
Die „Nordd. Alla. Z." schreibt:
Mm frühen Morgen Les 15. August stieß eine
feindliche Abteilung von 80—100 Mann in deut-
schen Stahlhelmen mit dem deutschen Rufe: »Nicht
schießen!" westlich von Tangelare vor und wurde,
als man das Richtige erkannte, in heftigem'Nah-
kampfe geworfen. Der Führer der feindlichen Ab-
teilung trug eine der deutschen ähnelnde Offiziers-
uniform. Es Handelt sich hier um einen schweren
Bölkerrechtsbruch. Die Haager Abmachung verbie-
tet ausdrücklich das Anlegen von UniformstüLen
des Feindes. _
Ein demütiger Vasall Englands
Laut „Popolo Romano" vom 30. Juli machte der
italienische Schatzminister Ritti gelegentlich einer
Rede vor der italienischen Militärmission in Lon-
don folgende allerliebste Bemerkung:
.«Ich bewundere England, weil es das
edelste Dolkder Erde ist, der würdige Nach-
folger der römischen Tradition. Rom wußte dte
eroberten Völker durch Wohltaten an sich zu fes-
seln, so daß dies« in der Stunde der Erfahr mit
Freuden ihr Blut für die Eroberer Hingaben. Heute
finden wir die gleiche Erscheinung, indem von allen
Enden der Erde alle Rassen und Völker kommen,
um ihr Blut für England zu vergießen."
Südafrika verlangt das
Selbstbsstimmrmgsrecht!
Dem Allaemeen Handelsüladet zufolge wird eng-
lischen Blättern aus Bloemfontain gemeldet, daß
der Kongreß der uniomstrschen Parteileitungen der
vier Provinzen von Südafrika eine Entschließung
angenommen hat, in der unter Berufung auf dte
Kriegszielerklärungen von Lloyd Ge-
orge und Wilson über das Selbstbestimmunsv-
recht der Völker verlangt wird, daß diele Grund-
sätze auch auf Südafrika angewendet werDen
sollen und daß dem Lande v o l l st ä nd ige Fr et-
heit und Unabhängigkeit mit Einschluß des
Rechts, selbst seine Regierungsform zu bestimmen,
gegeben werden soll. Der Kongreß beschloß, die
Leitung der unioniMKen Parteien zu ersuchen, dis
nötigen Schritte zu tun. um durch konstitutionelle
Mittel die Anerkennung der in den Kriegszieler-
klavungen und Erklärungen Lloyd Georges und
Wilsons enthaltenen Grundsätze von Recht und
Freiheit zu erlangen.

Die Fragen des fernen Ostens
erhalten täglich eins neue Beleuchtung. Diesmal
ist es wieder die „Istwsstija", die aus dem Dunkel
der russischen Geheimarchive, sehr zum Mißvergnü-
gen der Entente. Dinge ans Licht holt, die die „un-
eigennützige" Raub G. m. b. H. arg bloßstellt. An
einem Leitartikel unter der Ueberschrift „Im Osten
geht die Sonne auf", schreibt die Züricher
M o r g e n z e i t u n g":
„Wieder einmal eine Enthüllung. Die En-
tente soll Japan für „seine guten Dienste"
nichts geringeres als die 3 großen Sunda -
Inseln Borneo. Java und Celebes versprochen
haben. Sumatra scheint die Entente Holland las-
sen zu wollen. Auf ihr wird der Molländer gute
Wächterdienst« zu Gunsten des englischen Südasien
leisten können. Holland wird sich dereinst zuerst
wehren müssen, wenn den Japanern im Essen der
Appetit kommen sollte. England hat so ohne wei-
teres einen Bundesgenossen, der in seiner eigenen
Hani die Englands verteidigt." Ob Holland wohl
diese Rolle Magen wird, nachdem «^ durch die Be-
schützer der kleinen Staaten den größten Teil sei-
nes angestammtem Kolonialreiches verloren haben
wird?" fragt der Artikel und fährt dann fort:
„Es stehen hinter dem Geheimabkommen vom
3. Juli 1915 noch andere Fragen, z. B. die: Wird
sich Frankreich in Hinterindien noch sehr
wohl fühlen, wenn es von Japan so völlig
eingekreist ist? Mrs wird das englische Australien
fasen, wenn man ihm den Gelben, gegen den es
sich seit Jahrzehnten verzweifelt wehrt, offiziell
zum nächsten Nachbarn gibt? Endlich, wird Eng-
land selbst sich in Indien noch lange zu Hause füh-
len wenn nur noch die Straße von Singapore Ja-
pan von Indien trennt? Es sind geradezu unge-
heure Ausblicke, die sich dem japanischen Imperia-
lismus in jenem angeblichen Geheimvertvage auf-
tun."
Der Artikelschreiber schließt mit der Betrachtung,
daß vor noch nicht zwanzig Iahretz der englischen
Staatsmänner höchste Weisheit ein großer Bund
zwischen England. Amerika und Deutschland war,
der der ganzen Welt endgültig das Gesicht aüfprä-
gen sollte. Es wäre das germanische Gesicht ge-
wesen. Manchem, der heute an Deutschlands Stell«
neben England steht, wäre das nicht eine reine
Freude gewesen, aber wird es ihm eine reine Freud«
sein, im Sgiegel der Welt künftig das gelbeEe-
sicht zu sehen?
Zu der Nachricht. England und Amerika
hätten einen Geheimvertrag abgeschlossen,
dessen Gegenstand die in Ostasien zu befolgende
Politik sei und dessen Spitze gegen Japan sich richte,
beißt es in der Post: Ueber den Inhalt des Ver-
trages ist bisher nichts bekannt geworden und
dürfte arch nichts bekannt werden. Man kann aber
sehr wohl auf seinen Inhalt schließen: England
und Amerika durch den Weltkrieg in ihren Eni-
schlüssen gehemmt, lassen Japan freie Hand, mit
dem Vorbehalt, später nach dem Kriege Japan in
den Arm zu fallen und ihm eine etwa gemachte
Beute wieder abzujagen. Es ist auch nicht ausge-
schlossen, daß China von London oder Wa-
shington aus einen Wink bekommen hat. sich
dem javanischen Vorgehen zu fügen. Nach dem
Kriege werde man schon China vor der j «pant-
schen Begehrlichkeit zu schützen wissen.
Die alliierte Presse dürfte es nicht an Ableugnung
fehlen lassen, die aber nichts besagen wolle.

Amerikanischer Irrsinn!
Amerikanische Gefangene weiden in Köln als
«roße Sehenswürdigkeiten zugunsten des Roten
Kreuzes, gegen ein Eintrittsgeld von 10 Pfg. in
einem Glaskäfig gezeigt."
Das wird der Nswyork Times vom 80. Juni an-
geblich aus dem Hstag durch ein Sonderkabeltelo-
gramm gemeldet. Man weiß nicht, ob man den
Korrespondenten, der solche Telegramme Mendel,
«der den Redakteur, der sie ins Blatt nimmt, ober
das Publikum, dem man sie anbietet, für verrückt
halten soll. Wer solche Nachrichten glaubt, den
sollte man nicht in einen Elaskäsig. sondern hinter
feste Gitter setzen: denn er ist irrsinnig und könnte
bald toben.

Der Rückzug der Tschecho-Slowaken
London, 26. Aug. Reuter meldet aus Archan-
gelsk: Die Tschecho-Slowaken mußten sich infolge
Uobermacht des Feindes auf der ganzen Ural-
linie zurückziehen. Der Rückzug sing in
größter Ordnung vor sich. Die Sowjettruv-
ven folgen. Im Murmangebiet wurden
die Crkunidungsabteilungen über die Küste zu-
rück« en om men.
Moskau, 25. Aug. Russischer Kriegsbericht. An
allen Punkten der östlichen Front sehen dis
Kämpf« mit großen Erfolgen vor sich.
Hartnäckige Kämpfe fanden um den Besitz Leherr-

Herrn von Carbs «-Heidelberg über die Schaf-
fung der deutschen Uhrmacher- Einheits-
nh r, (das ist eine billige, gute und zuverlässig«
Taschenuhr, die auf Grund der neuesten Errun-
genschaften und Werkverbesserungen die Zukunsts-
rchr der deutschen Uhrmacher fein soll). Herr von
Carbon wurde zur Durchführung dieser Uhrmacher-
Uhr zum 1. Vorsitzenden bestellt, ebenso in den
Ehrenausschuß derNornmlisierung und Typisierung
der deutschen Siemens-Akt.-Ges. gewählt. Dis
Gesellschaft der Freunde für das Lehrlingswesen
wählte Hern von Carben einstimmig zum Ehren-
mitglied. Zugunsten der Bürgerstiftung für unser
Heidelberger 2. Bataillon der 110er hielt unstr
Mitbürger einen hochinteressanten Lichtbildervor-
trag. dessen gutes finanzielles Resultat wir dem-
nächst ^in unserem Blatte veröffentlichen werden.
Geradezu bewundernde Ausrufe hörte man in denn
Nteisensaal, als man die wirklich prachtvoll Auf-
nahme unseres schönen Alt-Heidelbergs brachte^
und allerseits hörte man sagen, o. wie schön müßte
es da zu wohnen sein. Die Winterbilder Meres
tief verschneiten Stadtwaldes nmd des Radelsports
fanden gebührende Anerkennung und die anwesen-
den Vertreter der Regierung und des Stadt-Magi-
strats fanden außerordentlich schmeichelhafte Aner-
kennung für den Vortragsreferenten.

Ein Held des Schweigens
Die Liller Kriegszeitung berichtet: Bei der 2.
Armee wurde ein englisches Nachrichtenblatt erbeu-
tet, aus dem hervorgcht, daß der Soldat Wie-
gand nach seiner Gefangennahme am 20. Ausust
1917 jede Aussage verweigerte. Die Uebersetzung
lautet:
„Der Gefangene katholischer Religion, sagte,
Laß er beim Eintritt in die deutsche Arms« einen
Eid geleistet habe, im Falle seiner Gefangennahme
keinerlei Angaben zu machen, welche die Sicherheit
seiner Kameraden gefährden könnten. Sein Beneh-
men war achtunggebietend und steht -im vollen
Einklang mit den besten Ueherlieferungen mili-
tärischen Ehrgefühls. In der Tat konnten keiner-
lei Angaben von dem Gefangenen, der 19 Jahre
alt ist, erlangt werden".
Dis Liller Krissszeitung bemerkt hierzu: „Der

Erste Generalquartievmeister Ludendorff hat
angeordnet, dieses Beispiel pflichttreuen Verhal-
tens sämtlichen Truppen bekannt zu ma-
chen. Kamerad Wiegand hat von dieser Ehrung
so wenig eine Ahnung wie von der oben angeführ-
ten Anerkennung seitens des Gegners. Er hat die
Aussage verweigert, ohne daran zu denken, daß die
englischen Akten über sein« Vernehmung einmal
in deutsche Hände fallen könnten. Solche Fälle
gibt es aber in Zeiten des Bewegungskrieges in
Menge. Hätte sich Wiegand durch die Drohung
und di« schlechte Behandlung seitens des englischen
Vernohmumgsoffiziers zu der kleinsten Pflicht-
widrigkeit hinreißen lassen, so stünde er jetzt vor
unseren Augen gebrandmarkt als Verräter. Di«
Sonne bringt alles an den Tag. Hier hat sie das
strahlende Bild der Treue ^rufgedeckt. das eine ju-
gendliche Heldenseele im Schmucke reifer Mann-
haftigkeit zeigt. — Die Antwort des Musketiers
Wiegand, so schlicht und klar und würdevoll, ge-
reicht ihn: selbst seiner Kompagnie, der ganzen
-deutschen Armee zur Ehre".
* Von einer Schaffnerin bis auis Hemd aus-
geplündert. Durch gellende Hilferufe wurden die
Bewohner eines Hauses in der Nähe des Alexan-
derplatzes in Berlin aus dem Schlafe geschreckt.
Als eine der Hausbewohnerinnen, den Treppen-
sl-ur betrat, fand sie dort zu ihrer Ueberraschung
die 18jährige Kontoristin Gertrud R-. die aar
nicht in dem Hause wohnte, bis auf. das Hemd
entkleidet auf der Treppe sitzend und heftig
weinend vor. Das junse Mädchen wurde schnell
mit den notwendigsten Kleidungsstücken versehen
und erzählte dem unterdessen herbeigsholten
Schutzmann folgende kaum glaubliche Gesch'chte.
Sie sei am Abend vorher zu einer Geburtstags-
feier eingeladen gewesen, dabei hatte sie wohl et-
was zu reichlich getrunken, denn als sie spät nachts
nach Hause sing, habe sich auf der Straße plötzlich
alles stm sie g^reht. An der Straßenbahnhäkte-
stelle am Aleranderplatz sei ihr dann Übel gewor-
den, worauf sich eine Straßenbahnschaffnerin ihrer
hilfreich angenommen habe. Die Schaffnerin hab«
ihr Unterkunft in ihrer nahegelegenen Wohnung
angeboten. Sie sei auch mitgegangen und auf der
Treppe HM sie sich einen Augenblick niedergesetzt.

schender Stellungen, statt, deren Ergebnis der
zug des Feindes auf der ganzen Linie ist.
Die Tschecho-Slowaken wurden bei Nikokolck
jewsk geschlagen. Die Stadt ist in unserer
walt. Das gesamte feindliche Kriegsmaterial
wurde erbeutet, darunter Geschütze, Maschinen^,
wehre und eine Unmenge von Geschossen. Die Del-:
lüfte des Gegners sind groß. In der Nähe von I
katerinburg wurden von uns Stellungen be-
setzt, die es uns ermöglichen, den weiteren Vor«
marsch auf diese Stadt sortzusetzen.
Der U-BooLskrieg
Der „San Diego" versenkt
Berlin, 26. Aug. Wie aus den Aussagen dek
Ueberlebenden des amerikanischen Kriegsschiffs
„San Diego" hervorgeht, ist das Schiff von einem
deutschen Tauchboot torpediert wok-
den. Dasselbe U Boot versenkt« noch einig« KÜ-
stenfahrzeuge.
Die amerikanischen Meldungen wußten nur vo"
einer Explosion" zu berichten.

In diesem Augenblick habe die Straßenbahneri
ihr ein mit einer schavfriechenden Flüssigkeit ge-
tränktes Tuch vor die Ras« gehalten, wo-
durch ihr fast die Sinne geschwunden seien. -
habe dann völlig willenlos es über sich ergehe-
lassen müssen, daß di« Schaffnerin sie rn a l l «-
Ruhe bis aufs Hemd ausklerdete uw
dann mit sämtlichen Kleidungsstücken verschwM
Erst nach einiger Zeit sei sie wieder zur Besinnu««
gekommen, und habe um Hilfe gerufen. Die M
lizei glaubte anfangs nicht an diese Erzähl::''»
und nahm an, daß es sich um irgendein Liebes
abenteuer handele. Um so größer war aber >«
Erstaunen, als die weiteren Ermittelungen er
gaben, daß sich der Vorfall tatsächlich so abgespiA
habe, wir ihn die Ueberfallene geschildert hatte, u»
wurde fsstssftellt, -daß di« Straßenbahnfahrer«'
Else Etzien einen Teil der Sachen «'nem in
Nähe wohnend«» jungen Mädchen geschenkt Haue-
das sie ahnungslos trug. Stiefel. Strümpfe, Ko"
seit und Beinkleider wurden bei der Etzien seirv
gesunden, die nach anfänglichen hartnäckigen Lau-
nen auch gestand, das Mädchen' in der geschildert«'
Weise Lis auf sHemd au-sseplündert zu haben.
* Tausend Eier zertreten! Bei einer Wirtsflw
in Rottenburg wurden anläßlich einer Hau-
suchung auch gegen 1000 Eier gefunden. Sst
glaubte ihrem Unmut am besten dadurch AusdM
geben zu können, daß sie in den Eimer hin«'»
sprang und die Eier zerstampfte. ,
Der Fliegeralarm Lringts an den Tag. W
am letzten Mittwoch nacht die Flieger Fran»,
furt einen Besuch abstatteten. entdeckte man "
dem Haus« Am Schützenbrunnen Nr. 5 eine Gft
beim! chläckterei. In dem Ha-uie befand M
früher eine Wäscherei und die große WaiA
kücke bot die beste Gelegenheit, dort eine «n,
beimschlächievei zu errichten. Die Fenster um
mit Säcken dicht verhängt worden, so daß -
Lichtschein nach außen fallen und auch kein V
von außen in die „Arbeitsräume" geworfen un
den konnte. Am Mittwoch abend gegen 9 Uhr w.
man einen Mehtreiber am Schütz-snbrunnen w
einer prächtigen Kuh. die den Stempel einer U-i,
fischen Zucht-anstalt auf dem Fell trug. Der »ft.
ber erkundigte sich nach der Wohnung
nes. der in Nr. 5 wohnte. Dort wurde die

Unsere Kriegsgefangenen in
Rußland
Angesichts der Besorgnis über das Los unserer
Kriegsgefangenen in Rußland wird folgend«?
mitgeteilt:
Seit Abschluß des Friedens ist schon ein« groß<
Anzahl gefangener Deutscher zur-ücksekehrt. Die-
ser Zustrom hat aber in der letzten Zeit nachgelasi
ssn. Der Hauptgrund dafür ist der Vormarsch
der T s checho - Slo w a ken, durch den der scho«
vielfach vorbereitete Abtransport aus Sibirien
und den östlichen Gouvernements unterbrochen
wurde. Die westlichen Gouvernements
im europäischen Rußland dagegen sind Dank der
erfolgreichen Tätigkeit unserer deutschen Kommst'
sionen schon größtenteils von Gefangenen ge-
räumt. Nunmehr versuchen schwedische Kom-
missionen. di« von deutschen Rote-Kreuz-Schwefte-rN
begleitet werden, nach Sibirien zu gelangen,
um die noch dort Lest üblichen schwedischen Dole'
gierten in der Gefangenen fürsorse zu unterstütz«"-.
Ob es diesen Kommissionen gslingen wird, auch de"
Abtransport der Gefangenen aus diesen Gegend«"
«egeiuwärtig durchzusetzen. ist bei der Verworren
heil der dortigen Verhältnisse noch nicht zu- über-
sehen. Sobald es irgend möglich erscheint, soll vo"
neuem versucht werden, auch deutsche Kommissionen
nach Sibirien zu senden.
Die hier geschilderten Verhältnisse erklären düs
lange Ausbleiben der deutschen Krregs-sefangerftm-
Erund zur Beunruhigung liegt für dtt
Angehörigen nicht vor. Sie dürfen versichert
sein, daß von deutscher Seite alles geschehen n>
-und auch weiterhin geschieht, »in die Gefangene"
in Rußland zu schützen und zu versorgen und ihre«
Rücktransport nach Möglichkeit zu beschleunigen.
Schlimme Zustande in einem
französischen Gefangenenlager
Dem Reichstagsabg. Oskar Geck-Mannheit
ist auf eine dringende Vorstellung Leim KrieA-
ministLrium in Berlin wegen der empörenden 3t
stände im deutschen Kriegsgefangenenlager Vilr«
güsien (franz. Dep. Haute Marne) dieser Ts»
der Bescheid zugegangen, daß die schweir«'
risch eEesandtschaft in Paris zu einem S»
such -des Lagers aufgefordert worden sei. um 5*
von den dortigen Zuständen zu überzeugen. SoM
durch die Schweizerische Gesandtschaft festMti»-
werden. daß die Verhältnisse im Mllegüsien dt
Vereinbarungen widersprechen, di« vor kürzst
über die Behandlung, Ernährung usw. der Krieg»'
gefangenen mit der französischen Regierung aLSst
schlossen wurden, so werden diese, nötigenfalls u»
ter Androhung von Gegenmaßregeln zur Erfüllum
ihrer Verpflichtungen veranlaßt werden.
Den Angehörigen der zahlreichen Kriegssefar--
genen van badischen Truppenteilen, d»
in den Augustkämpfen 1914 bei Mülhausen i. a
in französische Gefangenschaft geraten, zum große«
Teil seit dieser Zeit im Laser Villegüsien schnack
ten, werden die obigen Mitteilungen zu starke'
Beruhigung gereichen. (g. K.)_, i

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Richtungei
Mpflichtunge.
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