Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0107
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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Wohn-Träume und Wünsche: Wunsch-Kraft ist schöpferische Kraft!
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WOHN-TRÄUME UND WÜNSCHE
WUNSCH-KRAFT IST SCHÖPFERISCHE KRAFT 1
Aus Wünschen werden Luftschlösser und aus Luft- Allzumenschliches, nur Schutz-Nutz-Gedachtes! Esfeh-
i\. Schlössern werden Wirklichkeiten, — denn es len Laren und Penaten und die sieben Glücksgötter — und
ist eine Eigentümlichkeit der Wünsche, daß sie schöp- was sonst von Eingeweihten und Kundigen in echte, feine
ferische Kraft haben. Große Träume brauchen große WohnräumeausallenHimmeln»hineingeträumt«wirdund
Träumer, denn aus alltäglichen Köpfen ersprießt weder die Gesellschaft zu Staunen und Bewunderung anregt! .
Starkes noch Klares, wird nichts geboren, was sich ver- *
wirklichen kann. Große Träumer sind immer große Viele meinen, wichtiger als »Wohn-Träume« seien
Künstler, es entstehen um sie herum Wunder: Traum- »Geld-Träume«; denn wenn sich diese verwirklichen,
wunder und Kunstwunder! Alle Kunstwerke sind ur- sei man in der Lage, jeden Wohn-Traum zu verwirk-
sprünglich Träume und Wünsche gewesen, das Parthenon liehen. Dieses ist scheinbar richtig — aber nur schein-
und die Peterskirche, der Kölner Dom und der Escorial. bar, denn Geld kann viel, aber es ist nicht allmächtig,
★ und darum gibt es manchen Krösus, der seine Tage in
Die alten Inder haben von der Kraft und Bedeutung Ungeheuerlichkeiten und Monstrositäten verbringt. Geld
der Träume genauer und früher gewußt als wir: das Klei- muß völlig ungeträumt werden, ehe es eine schöne
nod in der Lotosblume ist Brahmas Traum, die Erde mit Wohnung werden kann! . Geld in schöne Wohnungen
all ihren Herrlichkeiten Traum der Gottheit! Wenn die »umzuträumen« ist eine geschätzte Kunst, die ihren Mann
Mehrzahl der Menschen besser zu träumen verstünde, recht wohl nähren kann. Sie wird nur noch übertroffen
die Erde wäre viel schöner, es wäre alles vollkommener! von der seltsamen Kunst mancher Leute, aus Nichts
Man könnte auch sagen, die Wünsche der Meisten sind oder aus Allem schöne Wohnräume zu schaffen!
zu erbärmlich, gehen nur auf das Nächste, das sie nicht ★
einmal klar und bestimmt »ansaugen«, sondern nur Solche Leute findet man hin und wieder, sie tragen,
dumpf und so ungefähr erstreben. Solche Wünsche ohne wie die Schnecke ihr Haus, ihr schönes Heim mit sich
Wunsch-Kraft haben wenig Erfolg, — meist gar keinen, herum; wo immer sie sind, ist ein harmonisches, behag-
Betrachtet man die Wohnungen der Meisten, so fin- liches Umbild um sie. Sie adeln Hüttenkämmerchen und
det man, daß sie überhaupt weder »gewünscht« noch nüchterne Gasthofstuben mit dem Glanz der Harmonie
»geträumt« sind, — sie sind unschöne und unerfreuliche und der Anmut, selbst ein Eisenbahn-Abteil gestaltet
Behausungen, Gebilde aus plumpen Notwendigkeiten, sich durch sie zu einem »Wohnraum«. . Den Gegensatz
PROFESSOR JOSEF VAGO- ROM. TRUHE IN EICHENHOLZ GESCHNITZT UND BEMALT
WUNSCH-KRAFT IST SCHÖPFERISCHE KRAFT 1
Aus Wünschen werden Luftschlösser und aus Luft- Allzumenschliches, nur Schutz-Nutz-Gedachtes! Esfeh-
i\. Schlössern werden Wirklichkeiten, — denn es len Laren und Penaten und die sieben Glücksgötter — und
ist eine Eigentümlichkeit der Wünsche, daß sie schöp- was sonst von Eingeweihten und Kundigen in echte, feine
ferische Kraft haben. Große Träume brauchen große WohnräumeausallenHimmeln»hineingeträumt«wirdund
Träumer, denn aus alltäglichen Köpfen ersprießt weder die Gesellschaft zu Staunen und Bewunderung anregt! .
Starkes noch Klares, wird nichts geboren, was sich ver- *
wirklichen kann. Große Träumer sind immer große Viele meinen, wichtiger als »Wohn-Träume« seien
Künstler, es entstehen um sie herum Wunder: Traum- »Geld-Träume«; denn wenn sich diese verwirklichen,
wunder und Kunstwunder! Alle Kunstwerke sind ur- sei man in der Lage, jeden Wohn-Traum zu verwirk-
sprünglich Träume und Wünsche gewesen, das Parthenon liehen. Dieses ist scheinbar richtig — aber nur schein-
und die Peterskirche, der Kölner Dom und der Escorial. bar, denn Geld kann viel, aber es ist nicht allmächtig,
★ und darum gibt es manchen Krösus, der seine Tage in
Die alten Inder haben von der Kraft und Bedeutung Ungeheuerlichkeiten und Monstrositäten verbringt. Geld
der Träume genauer und früher gewußt als wir: das Klei- muß völlig ungeträumt werden, ehe es eine schöne
nod in der Lotosblume ist Brahmas Traum, die Erde mit Wohnung werden kann! . Geld in schöne Wohnungen
all ihren Herrlichkeiten Traum der Gottheit! Wenn die »umzuträumen« ist eine geschätzte Kunst, die ihren Mann
Mehrzahl der Menschen besser zu träumen verstünde, recht wohl nähren kann. Sie wird nur noch übertroffen
die Erde wäre viel schöner, es wäre alles vollkommener! von der seltsamen Kunst mancher Leute, aus Nichts
Man könnte auch sagen, die Wünsche der Meisten sind oder aus Allem schöne Wohnräume zu schaffen!
zu erbärmlich, gehen nur auf das Nächste, das sie nicht ★
einmal klar und bestimmt »ansaugen«, sondern nur Solche Leute findet man hin und wieder, sie tragen,
dumpf und so ungefähr erstreben. Solche Wünsche ohne wie die Schnecke ihr Haus, ihr schönes Heim mit sich
Wunsch-Kraft haben wenig Erfolg, — meist gar keinen, herum; wo immer sie sind, ist ein harmonisches, behag-
Betrachtet man die Wohnungen der Meisten, so fin- liches Umbild um sie. Sie adeln Hüttenkämmerchen und
det man, daß sie überhaupt weder »gewünscht« noch nüchterne Gasthofstuben mit dem Glanz der Harmonie
»geträumt« sind, — sie sind unschöne und unerfreuliche und der Anmut, selbst ein Eisenbahn-Abteil gestaltet
Behausungen, Gebilde aus plumpen Notwendigkeiten, sich durch sie zu einem »Wohnraum«. . Den Gegensatz
PROFESSOR JOSEF VAGO- ROM. TRUHE IN EICHENHOLZ GESCHNITZT UND BEMALT