Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0454
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Einheit im Lebendigen: vom Weg organhafter Planbildung
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436 INNEN-DEKORATION
architekt paul laszlo-wien tqrwand in der halle im haus k.
EINHEIT IM LEBENDIGEN
vom weg organhafter planbildung.
Wir machen eine Wandlung in den Planbegriffen
und Plansetzungen unseres geistigen Ordnens,
Bauens und Schafrens durch«, — schreibt Architekt
Hugo Häring in der Zeitschrift: »Die Form«. — »Wir
suchen unsere Ansprüche an Ausdruck in Richtung des
Lebendigen, in Richtung des Werdens, in Richtung des
Bewegten, in Richtung einer »naturhaften« Gestaltung
geltend zu machen, denn der Gestaltungsweg zur Form
der Zweck-Erfüllung ist auch der Gestaltungsweg der
Natur. In der Natur ist die Gestalt das Ergebnis einer
Ordnung vieler einzelner Dinge im Raum, in Hinsicht
auf eine Lebens-Entfaltung und Leistungs-Erfüllung so-
wohl des Einzelnen wie des Ganzen . . Wollen wir also
»Formfiodung« —nicht Zwangsform, » Gestalt find ung«,
nicht Gestalt-Gebung, so befinden wir uns damit im Ein-
klänge mit der Natur, indem wir nicht mehr gegen sie
handeln, sondern in ihr . . Wir haben die Einsicht ge-
wonnen, daß der Weg des gestaltenden, aufbauenden,
schöpferischen Lebens nur derselbe sein kann, den die
Natur geht, der Weg organhafter Planbildung . .
★
Wollen wir also Forderungen stellen für die »Ge-
staltfindung der Dinge«, so müssen wir zunächst Forde-
rungen stellen für die Gestaltfindung eines neuen Lebens,
einer neuen Gesellschaft, — fordern, daß sie den Weg
der Natur gehe und nicht gegen sie. Denn wir können
den Sinn des Einzelnen nicht bestimmen, solange wir
nicht den Sinn des Ganzen kennen, dem dieses Einzelne
angehört . . Wir wollen die Dinge aufsuchen und sie
ihre eigene Gestalt entfalten lassen. Es widerspricht
uns, ihnen eine Form zu geben, sie von außen her zu be-
stimmen, abgeleitete Gesetzhaftigkeiten auf sie zu über-
tragen, ihnen Gewalt anzutun . . Wir handelten falsch,
als wir sie zum Schauplatz historischer Demonstrationen
machten; wir handelten aber ebenso falsch, als wir sie
zum Gegenstand unserer individuellen Launen machten.
Und gleicherweise falsch handeln wir, wenn wir die
Dinge auf geometrische oder kristallische Grundfiguren
zurückführen, weil wir ihnen damit wiederum Gewalt
antun .. Die Einheit, die wir auf Grund der geometrischen
Figuren über die Gestalt vieler Dinge hinweg errichten,
ist nur eine Einheit der Form, nicht eine Einheit im
Lebendigen. Wir aber wollen die Einheit im Leben-
digen und mit dem Lebendigen .. Geometrische Figuren
über die Dinge stülpen heißt: diese uniformieren, heißt:
diese mechanisieren. Wir wollen aber nicht die Dinge,
sondern nur ihre Herstellung mechanisieren. Die Dinge
mechanisieren heißt: ihr Leben — und das ist unser
Leben — mechanisieren, das ist abtöten. Die Herstel-
lung mechanisieren indessen heißt: Leben gewinnen . .
★
In diesem Augenblick gibt es keinen anderen Weg,
als im Sinne der Natur wissend planhaft zu handeln,
wissend planhaft im Sinne der Natur die Dinge so zu
ordnen, daß ihre Individualität sich entfalte und
diese Entfaltung zugleich dem Leben des Ganzen
diene. Dieses Ganze ist die Gestalt unseres Lebens. .
Nicht unsere Individualität haben wir in den Dingen
zu gestalten, sondern die Individualität der Dinge.
Ihr Ausdruck sei identisch mit ihnen selbst.« . . h.h.
architekt paul laszlo-wien tqrwand in der halle im haus k.
EINHEIT IM LEBENDIGEN
vom weg organhafter planbildung.
Wir machen eine Wandlung in den Planbegriffen
und Plansetzungen unseres geistigen Ordnens,
Bauens und Schafrens durch«, — schreibt Architekt
Hugo Häring in der Zeitschrift: »Die Form«. — »Wir
suchen unsere Ansprüche an Ausdruck in Richtung des
Lebendigen, in Richtung des Werdens, in Richtung des
Bewegten, in Richtung einer »naturhaften« Gestaltung
geltend zu machen, denn der Gestaltungsweg zur Form
der Zweck-Erfüllung ist auch der Gestaltungsweg der
Natur. In der Natur ist die Gestalt das Ergebnis einer
Ordnung vieler einzelner Dinge im Raum, in Hinsicht
auf eine Lebens-Entfaltung und Leistungs-Erfüllung so-
wohl des Einzelnen wie des Ganzen . . Wollen wir also
»Formfiodung« —nicht Zwangsform, » Gestalt find ung«,
nicht Gestalt-Gebung, so befinden wir uns damit im Ein-
klänge mit der Natur, indem wir nicht mehr gegen sie
handeln, sondern in ihr . . Wir haben die Einsicht ge-
wonnen, daß der Weg des gestaltenden, aufbauenden,
schöpferischen Lebens nur derselbe sein kann, den die
Natur geht, der Weg organhafter Planbildung . .
★
Wollen wir also Forderungen stellen für die »Ge-
staltfindung der Dinge«, so müssen wir zunächst Forde-
rungen stellen für die Gestaltfindung eines neuen Lebens,
einer neuen Gesellschaft, — fordern, daß sie den Weg
der Natur gehe und nicht gegen sie. Denn wir können
den Sinn des Einzelnen nicht bestimmen, solange wir
nicht den Sinn des Ganzen kennen, dem dieses Einzelne
angehört . . Wir wollen die Dinge aufsuchen und sie
ihre eigene Gestalt entfalten lassen. Es widerspricht
uns, ihnen eine Form zu geben, sie von außen her zu be-
stimmen, abgeleitete Gesetzhaftigkeiten auf sie zu über-
tragen, ihnen Gewalt anzutun . . Wir handelten falsch,
als wir sie zum Schauplatz historischer Demonstrationen
machten; wir handelten aber ebenso falsch, als wir sie
zum Gegenstand unserer individuellen Launen machten.
Und gleicherweise falsch handeln wir, wenn wir die
Dinge auf geometrische oder kristallische Grundfiguren
zurückführen, weil wir ihnen damit wiederum Gewalt
antun .. Die Einheit, die wir auf Grund der geometrischen
Figuren über die Gestalt vieler Dinge hinweg errichten,
ist nur eine Einheit der Form, nicht eine Einheit im
Lebendigen. Wir aber wollen die Einheit im Leben-
digen und mit dem Lebendigen .. Geometrische Figuren
über die Dinge stülpen heißt: diese uniformieren, heißt:
diese mechanisieren. Wir wollen aber nicht die Dinge,
sondern nur ihre Herstellung mechanisieren. Die Dinge
mechanisieren heißt: ihr Leben — und das ist unser
Leben — mechanisieren, das ist abtöten. Die Herstel-
lung mechanisieren indessen heißt: Leben gewinnen . .
★
In diesem Augenblick gibt es keinen anderen Weg,
als im Sinne der Natur wissend planhaft zu handeln,
wissend planhaft im Sinne der Natur die Dinge so zu
ordnen, daß ihre Individualität sich entfalte und
diese Entfaltung zugleich dem Leben des Ganzen
diene. Dieses Ganze ist die Gestalt unseres Lebens. .
Nicht unsere Individualität haben wir in den Dingen
zu gestalten, sondern die Individualität der Dinge.
Ihr Ausdruck sei identisch mit ihnen selbst.« . . h.h.