Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0370
DOI article:
Hoche, Paul: Wohnung und Heimgefühl: vom Glück des Heimgefühls
DOI article:Michel, Wilhelm: Heim und Heimat
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0370
352
INNEN-DEKORATION
l. l. dussault, f.r.i.b.a.—birmingham »bix manor farm« in henley on thames j
Es ist mit der tiefste Sinn der Wohnung, daß sie den
Menschen wieder »frei« macht. Wie wird er ein ganz
anderer, wenn er die Schwelle zu ihr kaum überschritten
hat. Da fällt alles von ihm ab, was draußen schmerzte
und drückte. Nun kann er sich recken und strecken wie
ein »Eigner«, — da kann er tun und lassen was er will.
An der Tür der Wohnung findet das Leben von draußen
seine feste Schranke, hinter ihr finden wir vor allem uns
selber. Unsere Wohnung ist unser Werk. Wir haben
sie gemacht nach unserem Bilde. So ist diese Stätte ein
Teil von unserem werdenden Selbst, so ist hier der Seele
ein »Bei-sich-sein« möglich .. In dieser Ruhe, in diesem
»Zu sich selber kommen« finden wir den tiefsten
Grund des »Heimgefühls« und aus diesem Grunde
strömen uns hier immer wieder die stärksten, nachhal-
tigsten Lebenskräfte zu. Wir haben schon darum eine
Wohnung, die uns zum »Heime« geworden ist, nötig. .
*
Nicht jede Wohnung wird im angedeuteten Sinne
zum befreienden und stärkenden Heim. Manche Woh-
nung befriedigt wohl die Ansprüche des ermüdeten
Menschen, aber sie wird nicht zur »Heimat der Seele«.
Damit sie das sei, bedarf es eines Zusammenklangs
von Mensch und Wohnung. Er muß sie sich wirk-
lich nach seinem eignen Wesen gestaltet haben, in ihr
zu jeder Zeit sich selbst wiederfinden können . . In jedem
Menschenherzen ruht das Verlangen nach einem »Eigen-
heim«. Wenn dies so oft zu unserem Leid kein Haus
sein kann, so mag es doch unsere Wohnung werden.
Hier ist jedem die Möglichkeit gegeben, selbst wenn
er nur über beschränkte Mittel verfügt, etwas nach
seinem Wesen zu gestalten. Und es ist ein gar tröst-
licher Gedanke, zu wissen, daß wir in der Hetze des
äußeren Lebens immer eine Zufluchts-Stätte haben, wo
wir für uns ganz allein sind, — wo es uns »heimelig«
zu Mute ist, wo wir glücklich sind......paul hoche.
★
HEIM UND HEIMAT. Heimat, lieber Mensch, ist
köstlich. Man kann von ihr niemals genug erzählen.
Sie ist etwas wie der Himmel: eine unvernünftige, tiefe
Seligkeit. Man liebt sie immer tiefer . . Was ist das Be-
glückende an Heim und Heimat? Es ist nicht dies oder
das, es ist nicht Burg oder Baum, nicht Tal oder Hügel.
Es ist das Wurzelhaben im Erdboden, es ist die Gewiß-
heit, daß in diesem Hause oder in diesem Erdenwinkel
alles deine Existenz bejaht. Denn die übrige Welt be-
fehdet dich solange, bis du sie irgendwie zur Anerkenn-
ung zwingst. Aber die Heimat liebt und bestätigt
dich ohne dein Verdienst, als ihr Kind: Mutterland,
Vaterland.....Wilhelm michel. (>parasiesische landschaft«),
INNEN-DEKORATION
l. l. dussault, f.r.i.b.a.—birmingham »bix manor farm« in henley on thames j
Es ist mit der tiefste Sinn der Wohnung, daß sie den
Menschen wieder »frei« macht. Wie wird er ein ganz
anderer, wenn er die Schwelle zu ihr kaum überschritten
hat. Da fällt alles von ihm ab, was draußen schmerzte
und drückte. Nun kann er sich recken und strecken wie
ein »Eigner«, — da kann er tun und lassen was er will.
An der Tür der Wohnung findet das Leben von draußen
seine feste Schranke, hinter ihr finden wir vor allem uns
selber. Unsere Wohnung ist unser Werk. Wir haben
sie gemacht nach unserem Bilde. So ist diese Stätte ein
Teil von unserem werdenden Selbst, so ist hier der Seele
ein »Bei-sich-sein« möglich .. In dieser Ruhe, in diesem
»Zu sich selber kommen« finden wir den tiefsten
Grund des »Heimgefühls« und aus diesem Grunde
strömen uns hier immer wieder die stärksten, nachhal-
tigsten Lebenskräfte zu. Wir haben schon darum eine
Wohnung, die uns zum »Heime« geworden ist, nötig. .
*
Nicht jede Wohnung wird im angedeuteten Sinne
zum befreienden und stärkenden Heim. Manche Woh-
nung befriedigt wohl die Ansprüche des ermüdeten
Menschen, aber sie wird nicht zur »Heimat der Seele«.
Damit sie das sei, bedarf es eines Zusammenklangs
von Mensch und Wohnung. Er muß sie sich wirk-
lich nach seinem eignen Wesen gestaltet haben, in ihr
zu jeder Zeit sich selbst wiederfinden können . . In jedem
Menschenherzen ruht das Verlangen nach einem »Eigen-
heim«. Wenn dies so oft zu unserem Leid kein Haus
sein kann, so mag es doch unsere Wohnung werden.
Hier ist jedem die Möglichkeit gegeben, selbst wenn
er nur über beschränkte Mittel verfügt, etwas nach
seinem Wesen zu gestalten. Und es ist ein gar tröst-
licher Gedanke, zu wissen, daß wir in der Hetze des
äußeren Lebens immer eine Zufluchts-Stätte haben, wo
wir für uns ganz allein sind, — wo es uns »heimelig«
zu Mute ist, wo wir glücklich sind......paul hoche.
★
HEIM UND HEIMAT. Heimat, lieber Mensch, ist
köstlich. Man kann von ihr niemals genug erzählen.
Sie ist etwas wie der Himmel: eine unvernünftige, tiefe
Seligkeit. Man liebt sie immer tiefer . . Was ist das Be-
glückende an Heim und Heimat? Es ist nicht dies oder
das, es ist nicht Burg oder Baum, nicht Tal oder Hügel.
Es ist das Wurzelhaben im Erdboden, es ist die Gewiß-
heit, daß in diesem Hause oder in diesem Erdenwinkel
alles deine Existenz bejaht. Denn die übrige Welt be-
fehdet dich solange, bis du sie irgendwie zur Anerkenn-
ung zwingst. Aber die Heimat liebt und bestätigt
dich ohne dein Verdienst, als ihr Kind: Mutterland,
Vaterland.....Wilhelm michel. (>parasiesische landschaft«),