Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0260
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With, Karl: Das Bauwerk in der Natur: vom Wesen östlicher Baukunst
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INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT BARRY PARKER F R I.B A. HAUS IN »JAFD1M AMERICA« SAO PAULO
DAS BAUWERK IN DER NATUR
VOM WESEN ÖSTLICHER BAUKUNST
Die ostasiatische Architektur ist mehr als eine ge- und die Einfügung der Architektur in die Land-
fällige Lösung der Wohnbarkeit oder der Reprä- schaff. Es überrascht die außerordentliche Gabe, Ge-
sentation; nämlich ein gestaltetes Abbild einer höheren bäude an Plätze zu setzen, die Brenn- und Gipfelpunkte
Weltordnung«, — so urteilt Karl With in einer Ab- landschaftlicher Schönheit sind; und sie der Landschaft
handlung »Der ostasiatische Mensch« im Jahrbuch »Dios- so einzuordnen, daß ihr Rhythmus nicht unterbrochen
kuren«. »Sie ist unlösbar verbunden mit den Anschau- wird, sondern auf das Haus hingelenkt und gesteigert
ungen der »Tao«-Lehre, den Vorstellungen der Beseelt- wird. So richtet sich die architektonische Tätigkeit nicht
heit des ganzen Universums und dem Glauben an ihre nur auf den Bau, sondern auch auf die Gestaltung der
magischen Influenzen; so sehr, daß Architektur fast zu Landschaft; immer mit dem Ziel einer günstigen und
einer Disziplin der Naturphilosophie wird, des okkulten schönen Harmonisierung. So trennt der Bau auch den
Wissens, der biologischen Natur-Auffassung . . Das gilt östlichen Menschen nicht von der Natur, sondern be-
sowohl in bezug auf die einzelnen Form-Motive der Bau- deutet einen Sammlungspunkt möglichst ausgiebiger Be-
kunst, als auch in bezug auf die Gesamt-Anlage der Bau- Ziehungen und Influenzen zur umgebenden Landschaft,
ten und ihre Beziehung zur landschaftlichen Umgebung. Aber auch die einzelnen architektonischen Formen
»Fung sui«, d. h. »Wind und Wasser«, umfaßt die und Motive bedeuten »Symbol-Ausdrücke« für Grund-
Geheimlehren der Geomantik, der atmosphärischen und werte und Beziehungen des Universums. So ergibt sich
tellurischen Einflüsse und des aus ihrem jeweiligen Zu- z. B. Kreisform und ungerade Zahl als Symbol des Him-
sammentreffen sich ergebenden Verhältnisses, auf Grund mels und des männlichen » Jang«, wie das Quadrat und
dessen die Wahl des Ortes und die Plan-Anlage der die gerade Zahl als Symbole der Erde und des telluri-
Architektur sich ergibt. Diese Lehre fußt auf der An- sehen Prinzips des »Jin«. Der Symbolik der Form
passungs-Theorie des Menschen an das Weltall, »daß er entspricht eine solche der Farbe; je nach der Bedeutung
samt seinen Schutzgöttern und Ahnen in einer Umgebung der Tempel-Gebäude bzw. Teile, dominiert als der müt-
lebt, wo die günstigen Einflüsse des »Tao« der Welt, terlichen Erde zugehörig das Gelb oder Goldgelb, oder
also des »Jang und des Jin«, des »Himmels und der als dem Himmel zugehörig das leuchtende Blau. Im ein-
Erde«, möglichst zahlreich und kräftig zusammentreffen, zelnen drückt das Verhältnis und die Form von Gebäude-
Aus dieser Lehre ergibt sich einmal die Ortswahl Kern und Dach das Verhältnis von »Jang und Jin«
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT BARRY PARKER F R I.B A. HAUS IN »JAFD1M AMERICA« SAO PAULO
DAS BAUWERK IN DER NATUR
VOM WESEN ÖSTLICHER BAUKUNST
Die ostasiatische Architektur ist mehr als eine ge- und die Einfügung der Architektur in die Land-
fällige Lösung der Wohnbarkeit oder der Reprä- schaff. Es überrascht die außerordentliche Gabe, Ge-
sentation; nämlich ein gestaltetes Abbild einer höheren bäude an Plätze zu setzen, die Brenn- und Gipfelpunkte
Weltordnung«, — so urteilt Karl With in einer Ab- landschaftlicher Schönheit sind; und sie der Landschaft
handlung »Der ostasiatische Mensch« im Jahrbuch »Dios- so einzuordnen, daß ihr Rhythmus nicht unterbrochen
kuren«. »Sie ist unlösbar verbunden mit den Anschau- wird, sondern auf das Haus hingelenkt und gesteigert
ungen der »Tao«-Lehre, den Vorstellungen der Beseelt- wird. So richtet sich die architektonische Tätigkeit nicht
heit des ganzen Universums und dem Glauben an ihre nur auf den Bau, sondern auch auf die Gestaltung der
magischen Influenzen; so sehr, daß Architektur fast zu Landschaft; immer mit dem Ziel einer günstigen und
einer Disziplin der Naturphilosophie wird, des okkulten schönen Harmonisierung. So trennt der Bau auch den
Wissens, der biologischen Natur-Auffassung . . Das gilt östlichen Menschen nicht von der Natur, sondern be-
sowohl in bezug auf die einzelnen Form-Motive der Bau- deutet einen Sammlungspunkt möglichst ausgiebiger Be-
kunst, als auch in bezug auf die Gesamt-Anlage der Bau- Ziehungen und Influenzen zur umgebenden Landschaft,
ten und ihre Beziehung zur landschaftlichen Umgebung. Aber auch die einzelnen architektonischen Formen
»Fung sui«, d. h. »Wind und Wasser«, umfaßt die und Motive bedeuten »Symbol-Ausdrücke« für Grund-
Geheimlehren der Geomantik, der atmosphärischen und werte und Beziehungen des Universums. So ergibt sich
tellurischen Einflüsse und des aus ihrem jeweiligen Zu- z. B. Kreisform und ungerade Zahl als Symbol des Him-
sammentreffen sich ergebenden Verhältnisses, auf Grund mels und des männlichen » Jang«, wie das Quadrat und
dessen die Wahl des Ortes und die Plan-Anlage der die gerade Zahl als Symbole der Erde und des telluri-
Architektur sich ergibt. Diese Lehre fußt auf der An- sehen Prinzips des »Jin«. Der Symbolik der Form
passungs-Theorie des Menschen an das Weltall, »daß er entspricht eine solche der Farbe; je nach der Bedeutung
samt seinen Schutzgöttern und Ahnen in einer Umgebung der Tempel-Gebäude bzw. Teile, dominiert als der müt-
lebt, wo die günstigen Einflüsse des »Tao« der Welt, terlichen Erde zugehörig das Gelb oder Goldgelb, oder
also des »Jang und des Jin«, des »Himmels und der als dem Himmel zugehörig das leuchtende Blau. Im ein-
Erde«, möglichst zahlreich und kräftig zusammentreffen, zelnen drückt das Verhältnis und die Form von Gebäude-
Aus dieser Lehre ergibt sich einmal die Ortswahl Kern und Dach das Verhältnis von »Jang und Jin«