Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0307
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Čapek, Karel: Vom Falschen und Echten
DOI article:Gorge, Hugo: Gegenwart
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INNEN-DEKORATION
289
sich auf der Seite der positiven Moral befinden, wäh-
rend auf der anderen Seite Scheußlichkeit, Unbequem-
lichkeit, Unredlichkeit und Zähneknirschen herrschen. .
Ein Schrank soll vor allem ein Schrank sein; soll er
aber irgend ein hohes Ideal haben, dann sei er lieber ein
schönes Holz als eine schöne »Architektur«. . Holz zu
sein, ist eine hohe und ehrenvolle Sendung. Denn das
bedeutet: glatt zu sein, warm in der Farbe, angenehm
zum Anfühlen, mannigfaltig gestreift und geschrafft, im
Zimmer zu glänzen und geradezu zu reden; wobei die
Natur die eine, die menschliche Arbeit die andere Hälfte
des Wortschatzes liefert. Ein Möbel, das von der Natur
und vom Tischler nichts erzählt, ist ein schlechtes Möbell
Holz zu sein, bedeutet ferner: sich eine gewisse De-
mütigkeit und Einfachheit zu bewahren, die scharfen
Kanten nicht allzusehr vorzustrecken, von loyalem Dienst-
eifer erfüllt zu sein und keiner Auffälligkeit und Präch-
tigkeit nachzujagen; denn etwas solches ist vom Stand-
punkt des Holzes durchaus unangebracht. All dies sind
intime Tugenden, zu denen das Holz von Natur hin-
neigt; nur ein schlechter Mensch kann es zwingen, sich
falsch und unbescheiden zu benehmen! . karel Czapek.
★
GEGENWART. Wir sind bemüht, unser Lebens-
system daseinsfähig, d. h. zu uns gehörend, zu ge-
stalten, in Wahrheit unser eigenes Spiegelbild zu formen.
Tun wir das nicht, so verleugnen und verurteilen wir uns
selbst. Nur die Inspiration durch die Gegenwart kann
fruchtbar sein für unser Schaffen. Das gute Alte ehren
wir, weil es auf gleiche Weise entstanden ist. hugo gorge.
1925. vm. s.
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sich auf der Seite der positiven Moral befinden, wäh-
rend auf der anderen Seite Scheußlichkeit, Unbequem-
lichkeit, Unredlichkeit und Zähneknirschen herrschen. .
Ein Schrank soll vor allem ein Schrank sein; soll er
aber irgend ein hohes Ideal haben, dann sei er lieber ein
schönes Holz als eine schöne »Architektur«. . Holz zu
sein, ist eine hohe und ehrenvolle Sendung. Denn das
bedeutet: glatt zu sein, warm in der Farbe, angenehm
zum Anfühlen, mannigfaltig gestreift und geschrafft, im
Zimmer zu glänzen und geradezu zu reden; wobei die
Natur die eine, die menschliche Arbeit die andere Hälfte
des Wortschatzes liefert. Ein Möbel, das von der Natur
und vom Tischler nichts erzählt, ist ein schlechtes Möbell
Holz zu sein, bedeutet ferner: sich eine gewisse De-
mütigkeit und Einfachheit zu bewahren, die scharfen
Kanten nicht allzusehr vorzustrecken, von loyalem Dienst-
eifer erfüllt zu sein und keiner Auffälligkeit und Präch-
tigkeit nachzujagen; denn etwas solches ist vom Stand-
punkt des Holzes durchaus unangebracht. All dies sind
intime Tugenden, zu denen das Holz von Natur hin-
neigt; nur ein schlechter Mensch kann es zwingen, sich
falsch und unbescheiden zu benehmen! . karel Czapek.
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GEGENWART. Wir sind bemüht, unser Lebens-
system daseinsfähig, d. h. zu uns gehörend, zu ge-
stalten, in Wahrheit unser eigenes Spiegelbild zu formen.
Tun wir das nicht, so verleugnen und verurteilen wir uns
selbst. Nur die Inspiration durch die Gegenwart kann
fruchtbar sein für unser Schaffen. Das gute Alte ehren
wir, weil es auf gleiche Weise entstanden ist. hugo gorge.
1925. vm. s.