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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Alioth, Max: "Landhaus Castelen" bei Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0178

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INNEN-DEKORATION

ARCHITEKT MAX ALIOTH-BASEL DAS LANDHAUS CASTELEN. GESAMTANSICHT

»LANDHAUS CASTELEN« BEI BASEL

VON ARCHITEKT MAX ALIOTH-B ASEL

Das »Landhaus Castelen« wurde erbaut in den
Jahren 1918 bis 1921 auf einem in die Rhein-Ebene
vorspringenden Plateau, etwa zwei Wegstunden oberhalb
Basel, beim Dorfe Äugst. Auf diesem Boden erhob sich
vor zwei Jahrtausenden die römische Kolonie: »Augusta
Rauracorum«. Fundstücke von Mauerresten, Bronzen,
Mosaiken, bemaltem Verputz u. a., die bei den Ausgra-
bungen für Haus und Garten zutage gefördert wurden,
zeugen von dem Vorhandensein der uralten Kulturstätte.

Der zuerst beabsichtigte und auch ausgeführte Bau
besteht in einem Wohnhaus von mittleren Dimensionen
mit vorgelagerter Gartenterrasse, alles in streng axialer
Anordnung. Während der Ausführung aber veränder-
ten sich die Ansprüche des Bauherrn; das Ganze sollte
wesentlich erweitert werden, ein an der Ecke des Plateaus
stehendes altes Rebhäuschen mußte umgebaut und mit
einbezogen werden, ein galerie-artiger Verbindungstrakt
sollte von hier an das Hauptgebäude anschließen und
dieses selbst durch zwei Flügelbauten vergrößert werden.

*

Leider ist dieser Plan nur zum Teil ausgeführt worden;
die Flügel und der Verbindungstrakt existieren vorläufig
nur als Projekt; es steht das Hauptgebäude in seiner ur-
sprünglichen Form, und, getrennt davon, das umgebaute
und vergrößerte Rebhäuschen, als Nebengebäude .. Bietet
so das Aeußere noch einen fragmentarischen Anblick, so
ist es doch anderseits gelungen, im Innern eine Reihe von
Räumen zu schaffen, von denen jeder ein in sich abge-
schlossenes Ganzes bildet. Dabei waren Rücksichten zu
nehmen auf alte Möbel, Bilder und Skulpturen und haupt-
sächlich auf eine Anzahl schweizerischer Kachelöfen aus
verschiedenen Zeiten, von der frühen Renaissance bis
zum Empire. Alle diese Sammlungs-Gegenstände soll-
ten im Hause passend verteilt und eingeordnet werden.
In dem Hauptgebäude bildet die große Erdgeschoß-
Halle das Zentrum; sie nimmt die ganze Breite des
Mittelbaues ein, mit einer Flächenausdehnung von rund

11 zu 5 Meter, als allgemeiner Aufenthalts-und Gesell-
schaftsraum. Ein origineller »Baselbieter«-Ofen aus dem
17. Jahrhundert und, die eine Schmalseite fast ganz aus-
füllend, ein großer Kamin nach Tessiner Art, bilden die
Hauptstücke dieses Raumes . . Beidseitig der Halle, und
im Gegensatz zu dieser, auf kleinem quadratischem
Grundriß, befinden sich links eine geschlossene Veranda,
mit Motiven nach römischen Fundstücken ausgestattet,
rechts das intime Eßzimmer, ganz in rohem Arvenholz
vertäfelt, mit eingebautem Büfett und bemaltem Putzofen.

Küche, Vorräume und Treppe sind mit Putzgewölben
gedeckt; die eingemauerte Steintreppe führt zum gleich-
falls gewölbten Gang im ersten Stock. Hier, sowie im
geräumigen Mansarden-Geschoß sind größtenteils Schlaf-
und Gastzimmer untergebracht, meist in einfacher Aus-
führung, hie und da mit einem alten Kachelofen als Zweck-
und Prunkstück.. Somit birgt das Hauptgebäude die Auf-
enthalts- und Schlaf räume der Familie und Gäste; alle
außer der Halle in bescheidenen Abmessungen gehalten.
Denn gedacht war, daß das Haus nur als Sommersitz
bewohnt sein und das Leben sich größtenteils im Freien
abspielen sollte, wobei die Erdgeschoß-Lokalitäten haupt-
sächlich als Refugium an Regen-Tagen zu dienen hätten.
Sie sind alle durch große Bogen-Türen und -Fenster
direkt gegen die vorgelagerte Garten-Terrasse geöffnet.

Im niedrigen Nebengebäude hingegen ist das stille
Arbeitsgebiet des Hausherrn, ein Studierzimmer, ein
Bibliothek-Raum und ein kleines Laboratorium. Die
Fenster sind alle gegen außen, die Steilseite des Abhangs
gerichtet, mit dem Ausblick über grüne Baumkronen
hinweg, in die weite Landschaft. Von der Gartenseite her
tritt man durch eine offene Bogenhalle ein, die im ge-
planten Verbindungs-Trakt bis zum Hauptgebäude hätte
weiter geführt werden sollen .. Durch den langgezogenen
Bibliothek-Raum mit hohem Stuck-Gewölbe gelangt man
in das quadratische Wohn- und Studierzimmer im alten
Rebhäuschen. Teile eines alten Renaissance-Täfers, mit
 
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