Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0169
DOI article:
Ritter, Heinrich: Der Kachelofen der Neuzeit: Wettbewerb: Heinsteinwerk, Heidelberg
DOI article:Wieselthier, Vally: Der Reiz der Keramik
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0169
INNEN-DEKORATION 151
ausführung: heinsteinwerk-heidelberg. kachelofen. entwurf: m. w1ederanders
Reize des echten »keramischen« Kunsthand-
werks zur Geltung zu bringen, das gerade im Kachel-
ofen-Bau ein ideales Betätigungsfeld findet.. Die kleine
Auswahl der hier vorliegenden Abbildungen einer An-
zahl besonders interessanter Modelle und Entwürfe aus
dem Wettbewerb mag dartun, welche neue Möglich-
keiten der Raumbelebung sich dem Innenarchitekten
und Wohnungsgestalter durch die Verwendung
dieser neuen Kachelöfen des Heinsteinwerkes bieten. .
Ein solcher neuzeitlicher Kachelofen nimmt im
Wohnraum wiederum die Stellung ein, die ihm gebührt.
Er ist nicht eine nüchterne »Heizmaschine«, die nach
Möglichkeit »verdeckt« werden muß, auch nicht der un-
schöne und unscheinbare Kachelofen einer Ubergangszeit,
der mürrisch und verdrossen in die Ecke gestellt wurde,
sondern ein künstlerisch gut gestaltetes Gebilde, das sich
seiner doppelten Aufgabe bewußt ist: einerseits behag-
liche Wärme von ganz besonderer und unübertrefflicher
Eigenart zu verbreiten — nämlich die wohltuende Wärme
der strahlenden Tonkacheln, — und andererseits auch
als Form-Gebilde Freude zu verbreiten: Freude durch
den lebendigen Glanz und die Farbentöne des ange-
nehmen Materials und der Formen von besonderer, kera-
mischer Eigenart. Zur Winterszeit bildet solch ein
Kachelofen einen Mittelpunkt des menschlichen Inter-
esses im Wohnraum, und wenn seine Aufgabe, zu wärmen,
wieder eine Zeitlang erledigt ist, so erfüllt er getreu weiter
seine Pflicht, als Zierstück im Räume zu erfreuen, h.r.
»DER REIZ DER KERAMIK«
Wenn ich mich an die Töpferscheibe setze, so will ich
wohl eine schöne Form machen, aber es wäre eine
Unding, die Form vorher auf Papier ersinnen zu wollen.
Erst wenn ich fühle, was sich auf der Scheibe bilden
läßt, kann ich eine Form zeichnen. Daher sind auch alle
alten persischen, ägyptischen und indischen Formen im-
mer gut, weil in jenen Zeiten niemand es versucht hat,
das Material beim Formen zu vergewaltigen.. Beim Mo-
dellieren ist es ganz dasselbe. Was ich mit meinen Fin-
gern aus dem Ton formen kann, wird nie schlecht sein,
weil das Material mir ja genau sagt, was ich mir erlau-
ben darf und was nicht. Ich liebe die Glasur, weil ich das
Farbige, Freudige gern habe; schon beim Modellieren
denke ich ans Glasieren und oft habe ich die Erfahrung
gemacht, daß mir eine Arbeit erst glasiert gefallen hat.
Ich lege absolut kein Gewicht darauf, eine möglichst
glatte, einfarbige, haarrißfreie Glasur zu erzielen, sondern
ich mische mir die Töne in allen möglichen Stimmungen
zusammen und lasse dann das Feuer walten. Eben das
Unregelmäßige ergibt soviel Reiz und Schönheit, die man
eben nur in der Keramik haben kann. Damit will ich
nicht sagen, daß alles nur Zufall ist, sondern man muß,
z. B. bei bemalten Keramiken, genau trachten, daß nicht
alles verschwimmt, sondern die Darstellungen erkennbar
sind, daß die Grundglasur härter oder weicher ist, je nach-
dem das Ergebnis gewünscht wird. . vally wieselthuir.
ausführung: heinsteinwerk-heidelberg. kachelofen. entwurf: m. w1ederanders
Reize des echten »keramischen« Kunsthand-
werks zur Geltung zu bringen, das gerade im Kachel-
ofen-Bau ein ideales Betätigungsfeld findet.. Die kleine
Auswahl der hier vorliegenden Abbildungen einer An-
zahl besonders interessanter Modelle und Entwürfe aus
dem Wettbewerb mag dartun, welche neue Möglich-
keiten der Raumbelebung sich dem Innenarchitekten
und Wohnungsgestalter durch die Verwendung
dieser neuen Kachelöfen des Heinsteinwerkes bieten. .
Ein solcher neuzeitlicher Kachelofen nimmt im
Wohnraum wiederum die Stellung ein, die ihm gebührt.
Er ist nicht eine nüchterne »Heizmaschine«, die nach
Möglichkeit »verdeckt« werden muß, auch nicht der un-
schöne und unscheinbare Kachelofen einer Ubergangszeit,
der mürrisch und verdrossen in die Ecke gestellt wurde,
sondern ein künstlerisch gut gestaltetes Gebilde, das sich
seiner doppelten Aufgabe bewußt ist: einerseits behag-
liche Wärme von ganz besonderer und unübertrefflicher
Eigenart zu verbreiten — nämlich die wohltuende Wärme
der strahlenden Tonkacheln, — und andererseits auch
als Form-Gebilde Freude zu verbreiten: Freude durch
den lebendigen Glanz und die Farbentöne des ange-
nehmen Materials und der Formen von besonderer, kera-
mischer Eigenart. Zur Winterszeit bildet solch ein
Kachelofen einen Mittelpunkt des menschlichen Inter-
esses im Wohnraum, und wenn seine Aufgabe, zu wärmen,
wieder eine Zeitlang erledigt ist, so erfüllt er getreu weiter
seine Pflicht, als Zierstück im Räume zu erfreuen, h.r.
»DER REIZ DER KERAMIK«
Wenn ich mich an die Töpferscheibe setze, so will ich
wohl eine schöne Form machen, aber es wäre eine
Unding, die Form vorher auf Papier ersinnen zu wollen.
Erst wenn ich fühle, was sich auf der Scheibe bilden
läßt, kann ich eine Form zeichnen. Daher sind auch alle
alten persischen, ägyptischen und indischen Formen im-
mer gut, weil in jenen Zeiten niemand es versucht hat,
das Material beim Formen zu vergewaltigen.. Beim Mo-
dellieren ist es ganz dasselbe. Was ich mit meinen Fin-
gern aus dem Ton formen kann, wird nie schlecht sein,
weil das Material mir ja genau sagt, was ich mir erlau-
ben darf und was nicht. Ich liebe die Glasur, weil ich das
Farbige, Freudige gern habe; schon beim Modellieren
denke ich ans Glasieren und oft habe ich die Erfahrung
gemacht, daß mir eine Arbeit erst glasiert gefallen hat.
Ich lege absolut kein Gewicht darauf, eine möglichst
glatte, einfarbige, haarrißfreie Glasur zu erzielen, sondern
ich mische mir die Töne in allen möglichen Stimmungen
zusammen und lasse dann das Feuer walten. Eben das
Unregelmäßige ergibt soviel Reiz und Schönheit, die man
eben nur in der Keramik haben kann. Damit will ich
nicht sagen, daß alles nur Zufall ist, sondern man muß,
z. B. bei bemalten Keramiken, genau trachten, daß nicht
alles verschwimmt, sondern die Darstellungen erkennbar
sind, daß die Grundglasur härter oder weicher ist, je nach-
dem das Ergebnis gewünscht wird. . vally wieselthuir.