Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0336
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Schöpfertrieb
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318
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT LUDWIG KOZMÄ—BUDAPEST BÜFETT MIT INTARSIA IM SPEISEZIMMER
SCHÖPFERTRIEB. Die Frage, ob die Kunst »tot«
sei oder demnächst totzugehen habe*, schreibt Paul
Westheim im »Kunstblatt«, »ist ein Aberwitz . .«
Schon viele Jahrtausende zurück hat der Mensch die
Kunst gehabt, hat er sich Kunst gemacht, weil er sie
machen mußte, weil es für ihn Beglückung gewesen sein
dürfte, so etwas wie Kunst zu machen und Kunst zu
haben. Man kann sagen, diese Freude an der Kunst
ist einer der Urtriebe des Menschen . . Zu sagen, jetzt
sei die »Kunst am Ende«, sei es aus mit einer Sache,
die solange in der Welt ist, als die Menschheit über-
haupt zurückforschen kann, ist ein orgiastischer Größen-
wahn I. Die Welt hat in diesen 25000 Jahren noch furcht-
bareres erlebt als das, was wir anzurichten berufen waren,
und die Kunst ist trotzdem nicht zugrunde gegangen,
wie sie auch heute nicht zugrunde gehen wirdl
Wie sie solange nicht zugrunde gehen wird, als es diese
Menschen, diese Besessenen, geben wird, die Kunst
machen, — weil sie sie machen müssen, weil sie nicht
anders können, weil es ihr Glück ist, Kunst machen zu
können. »Glücklicherweise«, hat der alte Renoir ein-
mal gesagt, »kann kein Blödsinn der Welt einen Maler
am Malen hindern«. So lange es diese »Anormalen«,
ein »normaler« Mensch wird ja nicht Künstler, wird etwas
Praktisches: Beamter, Bankier, allenfallsMuseums- Direk-
tor, aber nicht Künstler, — noch und immer wieder gibt,
so lange es auch immer wieder welche gibt, denen, das,
was diesem Schöpfertrieb entstammt, ebenso Be-
glückung ist, so lange ist all das Gerede und Gejammere
von der »toten Kunst« nichts weiter als Hysterie«! w.
INNEN-DEKORATION
ARCHITEKT LUDWIG KOZMÄ—BUDAPEST BÜFETT MIT INTARSIA IM SPEISEZIMMER
SCHÖPFERTRIEB. Die Frage, ob die Kunst »tot«
sei oder demnächst totzugehen habe*, schreibt Paul
Westheim im »Kunstblatt«, »ist ein Aberwitz . .«
Schon viele Jahrtausende zurück hat der Mensch die
Kunst gehabt, hat er sich Kunst gemacht, weil er sie
machen mußte, weil es für ihn Beglückung gewesen sein
dürfte, so etwas wie Kunst zu machen und Kunst zu
haben. Man kann sagen, diese Freude an der Kunst
ist einer der Urtriebe des Menschen . . Zu sagen, jetzt
sei die »Kunst am Ende«, sei es aus mit einer Sache,
die solange in der Welt ist, als die Menschheit über-
haupt zurückforschen kann, ist ein orgiastischer Größen-
wahn I. Die Welt hat in diesen 25000 Jahren noch furcht-
bareres erlebt als das, was wir anzurichten berufen waren,
und die Kunst ist trotzdem nicht zugrunde gegangen,
wie sie auch heute nicht zugrunde gehen wirdl
Wie sie solange nicht zugrunde gehen wird, als es diese
Menschen, diese Besessenen, geben wird, die Kunst
machen, — weil sie sie machen müssen, weil sie nicht
anders können, weil es ihr Glück ist, Kunst machen zu
können. »Glücklicherweise«, hat der alte Renoir ein-
mal gesagt, »kann kein Blödsinn der Welt einen Maler
am Malen hindern«. So lange es diese »Anormalen«,
ein »normaler« Mensch wird ja nicht Künstler, wird etwas
Praktisches: Beamter, Bankier, allenfallsMuseums- Direk-
tor, aber nicht Künstler, — noch und immer wieder gibt,
so lange es auch immer wieder welche gibt, denen, das,
was diesem Schöpfertrieb entstammt, ebenso Be-
glückung ist, so lange ist all das Gerede und Gejammere
von der »toten Kunst« nichts weiter als Hysterie«! w.