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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925

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Zimmermann, Ernst: Das Plattenhaus der Deutschen Werkstätten A. G.-Hellerau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0422

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404

INNEN-DEKORATION

entwurf: professor bruno paul speisezimmer im de-we-plattenhaus

die verschiedensten Verwendungs-Zwecke eignet. Das
Plattensystem hat vor allem den Vorteil, daß das Haus
in kürzeste Zeit aufgerichtet werden kann. Das ganze
Haus besteht nur aus etwa 100 Teilen, damit aus drei-
mal so wenig wie das frühere Holzhaus. In neun Tagen
konnte es daher auf dem Ausstellungsgelände errichtet
werden; indeß die Aufrichtung jenes sechs Wochen er-
forderte. Das bedeutet eine weitere große Ersparnis und
hat in erster Linie den Vorteil, daß der Bauherr genau
weiß, wann sein Haus fertig und was es kosten wird.

Im übrigen war das Bestreben, alles möglich rationell,
sachlich und somit billig, dabei mit Präzision und durch-
aus qualitätsvoll durchzuführen, und dann auch das Woh-
nen selber so kostenlos wie möglich zu gestalten. Aller
Schmuck, alle Ornamentik fehlt, und vor allem auch jenes
Allzuviele, mit dem wir sonst meist unsere Wohnräume
zu überladen pflegen. Die Wände sind mit Ölfarbe oder
feuerfestem Anstrich gestrichen oder, — so im Herren-
zimmer, — furniert. Die Möbel sind schlicht und sach-
lich gehalten, dabei völlig auf ihre Umgebung eingestimmt.
So herrscht Harmonie und Ordnung in diesem Hause.
Alles ist darauf angelegt, der Hausfrau die Mühe zu
erleichtern. Nur ein Ofen, — entweder Narag- oder
Luftheizung, — erwärmt das ganze Haus. Für kaltes
und warmes Wasser ist gesorgt. Die Sauberhaltung und
Reinigung ist sehr erleichtert durch fehlende Ecken
und Winkel, so ist der täglichen Arbeit nicht allzuviel.

Das »Plattenhaus« dürfte somit wohl in der Tat einen
weiteren Schritt zur Lösung des zur Zeit so wichtigen
Problems darstellen. Es ist in Anbetracht der Qualität
seiner Durchbildung leicht und einfach zu errichten, har-
monisch, wie es ein kultivierter Mensch besitzen soll,
und sachlich, wie es unsere aufs Praktische gehende Zeit
verlangt. Die Zeit wird lehren, wie weit es in die
Praxis eingehen kann. . . . prof. dr. ernst Zimmermann.

*

Hierzu geben die »Deutschen Werkstätten« noch
folgende sachlich interessierenden Angaben: »Das
»Plattenhaus« ist ein Versuch, das Haus fabrikmäßig
herzustellen. Für diese Häuser gibt es nur drei Grup-
pen von Arbeiten: Fußbodenplatten-Arbeiter, Decken-
platten-Arbeiter und Wandplatten-Arbeiter; im übrigen
brauchen wir nur die Tischler, die den Innenausbau voll-
ziehen. Die Fußbodenplatten werden mit Wasser- und
Ableitungen versehen, die Deckenplatten mit Licht-
leitungen. Das Plattenhaus ist vollkommen fugenlos. Die
Fußbodenfläche eines Geschosses ist fugenlos wie eine
furnierte Tischplatte. Anstelle des schrägen Daches ent-
hält das Haus im Erd- und Obergeschoß einen großen
Abstellraum, zum Trocknen der Wäsche, als Bügelraum,
Kinderspielraum oder Reserveraum. Das schräge Dach
kostet mehr und gibt nur halbgebrauchsfähige Räume.
Im Winter trocknet die Wäsche auf dem Dachboden erst
in mehreren Tagen, im Abstellraum über der Küche da-
 
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