Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 36.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.11737#0438
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Kuhn-Foelix, August: Der Umgang mit Menschen: vom Inneren und vom Äusseren
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420 INNEN-DEKORATION
FRITZ AUGUST BKEUHAUS — DUSSELDORF DIREKTOREN-ZIMMER. »BERGBAU LOTHRINGEN«
DER UMGANG MIT MENSCHEN
VOM INNEREN UND VOM ÄUSSEREN
Von den Vielen, die ihrem Mitmenschen bei irgend- zu lesen, was er selbst darüber schreibt: ». . und so ver-
einem Verstoß zu empfehlen pflegen, er solle nur gingen die Jahre, in denen ich mein Glück hätte machen
»Knigge lesen«, darf man annehmen, daß sie das be- können, wie man das gewöhnlich nennt. Jetzt, da ich die
rühmte Werk über den »Umgang mit Menschen« sei- Menschen besser kenne . . ist es zu spät für mich, diese
ber nie gelesen haben. Denn erstens stehen in dem Werk Wissenschaft in Anwendung zu bringen. Ich habe nicht
überhaupt keine Anstandsregeln, — Knigge betont aus- viel unnütze Zeit mehr zu verschwenden .. Es ist zu spät,
drücklich, daß hierfür in seinem Buche nicht der Platz sage ich, mit der Ausübung anzufangen, aber nicht zu
sei, — zweitens aber würde jemand, der Knigge las, nie- spät, Jünglingen zu zeigen, welchen Weg sie wandern
mals sich den Taktfehler zu schulden kommen lassen, müssen « Dieser Grundton eines Darüberstehens. letz-
einen seiner Mitmenschen durch einen derartigen Hin- ten Endes eines Lächelns über die Nichtigkeit der Welt,
weis auf den Verstoß in »Verlegenheit« zu setzen . . der sich zuweilen bis zum Pessimismus steigert, klingt
* auf allen Seiten durch. Auch das Praktischste, Nüch-
Knigges Werk ist kein Buch für den »äußeren« Men- ternste ist nur gesagt vom Standpunkte, einen Mittelweg
sehen, sondern für den »inneren«. Knigge setzt Manieren zu finden, der weder die eigene Person, noch die fremde
voraus und will die Sitten bessern. Die Vorrede, in der in irgendeiner Verwicklung des Lebens schmerzt . .
der Autor darlegt, was ihn dieses Werk zu schreiben ★
trieb, ist programmatisch für das Buch. Knigge war näm- Wer zu dem Buche greift, um die Technik eines selbst-
lich nicht der weltsichere Mann, der aus positiven Er- sicheren Umgangs, eines zielbewußten Auftretens zu Ier-
fahrungen seine berühmten Lebensregeln niederschrieb, nen, der wird sich enttäuscht fühlen. Hier gibt es keine
nein, es sind die negativen Erfahrungen, die ihm die machiavellistischen Rezepte, womit man den Gegner ent-
Feder in die Hand drückten. Er hatte im Umgang mit waffnet und sich durch Biegsamkeit hinauf liebedienert.
Menschen viele Fehler gemacht, sein Temperament paßte Hier ist alles Schonung gegen den Mitmenschen und
nicht für die Welt, und aus der Summe seiner Mißgriffe Offenheit gegen sich selbst. Die Technik dieser Um-
schöpfte er die Weisheit für sein Buch. Es ist ergreifend gangslehre basiert einzig auf einer Stärkung der eignen
FRITZ AUGUST BKEUHAUS — DUSSELDORF DIREKTOREN-ZIMMER. »BERGBAU LOTHRINGEN«
DER UMGANG MIT MENSCHEN
VOM INNEREN UND VOM ÄUSSEREN
Von den Vielen, die ihrem Mitmenschen bei irgend- zu lesen, was er selbst darüber schreibt: ». . und so ver-
einem Verstoß zu empfehlen pflegen, er solle nur gingen die Jahre, in denen ich mein Glück hätte machen
»Knigge lesen«, darf man annehmen, daß sie das be- können, wie man das gewöhnlich nennt. Jetzt, da ich die
rühmte Werk über den »Umgang mit Menschen« sei- Menschen besser kenne . . ist es zu spät für mich, diese
ber nie gelesen haben. Denn erstens stehen in dem Werk Wissenschaft in Anwendung zu bringen. Ich habe nicht
überhaupt keine Anstandsregeln, — Knigge betont aus- viel unnütze Zeit mehr zu verschwenden .. Es ist zu spät,
drücklich, daß hierfür in seinem Buche nicht der Platz sage ich, mit der Ausübung anzufangen, aber nicht zu
sei, — zweitens aber würde jemand, der Knigge las, nie- spät, Jünglingen zu zeigen, welchen Weg sie wandern
mals sich den Taktfehler zu schulden kommen lassen, müssen « Dieser Grundton eines Darüberstehens. letz-
einen seiner Mitmenschen durch einen derartigen Hin- ten Endes eines Lächelns über die Nichtigkeit der Welt,
weis auf den Verstoß in »Verlegenheit« zu setzen . . der sich zuweilen bis zum Pessimismus steigert, klingt
* auf allen Seiten durch. Auch das Praktischste, Nüch-
Knigges Werk ist kein Buch für den »äußeren« Men- ternste ist nur gesagt vom Standpunkte, einen Mittelweg
sehen, sondern für den »inneren«. Knigge setzt Manieren zu finden, der weder die eigene Person, noch die fremde
voraus und will die Sitten bessern. Die Vorrede, in der in irgendeiner Verwicklung des Lebens schmerzt . .
der Autor darlegt, was ihn dieses Werk zu schreiben ★
trieb, ist programmatisch für das Buch. Knigge war näm- Wer zu dem Buche greift, um die Technik eines selbst-
lich nicht der weltsichere Mann, der aus positiven Er- sicheren Umgangs, eines zielbewußten Auftretens zu Ier-
fahrungen seine berühmten Lebensregeln niederschrieb, nen, der wird sich enttäuscht fühlen. Hier gibt es keine
nein, es sind die negativen Erfahrungen, die ihm die machiavellistischen Rezepte, womit man den Gegner ent-
Feder in die Hand drückten. Er hatte im Umgang mit waffnet und sich durch Biegsamkeit hinauf liebedienert.
Menschen viele Fehler gemacht, sein Temperament paßte Hier ist alles Schonung gegen den Mitmenschen und
nicht für die Welt, und aus der Summe seiner Mißgriffe Offenheit gegen sich selbst. Die Technik dieser Um-
schöpfte er die Weisheit für sein Buch. Es ist ergreifend gangslehre basiert einzig auf einer Stärkung der eignen