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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 1 und 2
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Das neue Format
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0015

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Das neue Format

Mit diesem Doppelheft (Januar-Februar*) tritt die Zeitschrift ihren Lesern
und Freunden in neuer Gestalt entgegen.

Es könnten dafür gewichtige äußere Gründe angeführt werden. Die Ver-
hältnisse des öffentlichen Lebens haben sich so gestaltet, daß die Heraus-
gabe einer im wesentlichen fachlich eingestellten, mit einem reichen Ab-
bildungsmaterial arbeitenden und darum auf ein großes Format ange-
wiesenen Kunstzeitschrift jetzt weniger ein Bedürfnis zu sein scheint als
eine wohlfeilere und beweglichere Zeitschrift.

Dennoch sind äußere Gründe allein nicht entscheidend für die Umwand-
lung. Den Ausschlag gibt, daß die Lage der Kunst und der Künstler eine
andere Art der Vertretung fordert wie bisher.

Die Zeitschrift ist einst gegründet worden, um für eine heftig um-
strittene Kunst zu werben, die, wie sich in der Folge herausgestellt hat,
den Ewigkeitszug hat. Diese Kunst konnte nicht nur durch das Wort,
sie mußte auch mit Hilfe von Abbildungen propagiert werden; denn es
galt Talente, Persönlichkeiten und hervorragende Werke vorzustellen. Es
handelte sich damals um eine fest in sich abgeschlossene Kunst und um
ein gesellschaftlich organisiertes Kunstleben. In den Museen herrschte
leidenschaftliche Bewegung, es gab passionierte Sammler und gute Privat-
sammlungen, die Ausstellungen waren Ereignisse und eine Elite von Mu-
seumsleitern und Schriftstellern stand bereit, um dieser neuen, aber gleich
auch klassischen Kunst Vermittlerdienste zu leisten.

Inzwischen hat sich alles gewandelt. Die Lage der Künstler ist ganz anders
als in den Jahrzehnten des bürgerlichen Hochkapitalismus; sie wird gewaltsam
nun mitbestimmt vom sozialisierenden Geiste der Zeit. Wirtschaftlich ist die
Lage fast verzweifelt. Der Kunsthandel hat es schwer, die Privatsammler ver-
schwinden, die Museen können kaum noch Neues erwerben, der kunst-
freundliche Käufer stirbt aus, Hochschulen werden geschlossen, und der Staat
kann für die Künstler Nennenswertes nicht mehr tun. Damit sind neue Pro-
bleme aufgetaucht, deren Diskussion ein größere Beweglichkeit fordert, weil
sie vom rein Fachlichen vielfach gelöst sind und sich überall mit dem all-
gemein Geistigen, mit dem Wirtschaftlichen, Sozialen, ja sogar mit dem
Politischen berühren. Noch wichtiger ist, daß die Künste heute nicht mehr
so fest wie früher in sich selbst, gegeneinander und gegen die Ansprüche,
die der Tag erhebt, abgegrenzt sind. Alle Künste, die des Raumes und

) Ein Doppclheft mußte es werden, weil die Umstellung nicht ohne Zeitverlust vor-
zunehmen war. In Zukunft werden ciic Hefte wieder regelmäßig zu Anfang jedes Monats
erscheinen.

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