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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 9
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Scheffler, Karl: Landschaftsmalerei
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Hans Leinberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0358

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natz. Weder Constable noch Menzel kommen in ihrer Eigenart als Landschafter und
darum auch nicht in ihrer Verwandtschaft zur Geltung. Die Rheinlandschaft Thomas
beweist nichts. Courbet fehlt. Damit fehlt ein Gegenspieler für Gaspard Dughet, dessen
heroisch-malerische „Römische Gebirgslandschaft" poussinartiger wirkt als Poussins
„Campagnalandschaft mit Matthäus und dem Engel". Ruisdael und Rubens erscheinen
mit ihren Meisterwerken ebenso isoliert, wie Cezanne und Manet. Wobei noch anzu-
merken ist, daß Manet nicht als Landschafter am stärksten war.

Am weitesten kommt der Betrachter, wenn er in der Ausstellung überhaupt keinen syn-
thetischen oder analytischen Gedanken sucht, wenn er die Bilder einzeln und zum Teil
sogar stückweis betrachtet. Dann findet er, zum Beispiel, herrliche Landschaftsdetails in
Joachim Patinirs „Ruhe auf der Flucht", dann genießt er unbeschwert das Geistvolle
in der einfach-wirkungsvoll komponierten Küstenlandschaft von Cima, dann wirkt
spontan auf ihn das malerisch Lapidare der Landschaft im Hintergrund der Kreuzigung
von Konrat Witz und die prachtvolle deutsche Waldromantik in Cranachs „Ruhe auf der
Flucht", dann erfreut er sich voraussetzungslos der schönen Raumweite in der Flachland-
schaft von Hercules Seghers und des dramatisch Gesteigerten in Rembrandts „Land-
schaft mit Brücke". Dann, aber auch nur dann, genießt er wunschlos.
Es ist die Ausstellung selbst, die Idee der Ausstellung, die zu hohen Ansprüchen kritisch
anregt. Das Geleistete soll nicht verkleinert werden; was geboten wird, bietet ja reichen
Genuß. Das Ziel einer „sinnvollen Gruppierung" aber ist nur bedingt erreicht. Das aus-
zusprechen ist Pflicht. Denn es ist Aufgabe der Kritik, stets auf das Höchstmögliche,
auf die Vollendung im Sinne des Gewollten hinzuweisen. Verzichtet die Kritik hierauf,
so macht sie sich überflüssig.

Hans Leinberger

Der Name Hans Leinberger, Schnitzer von Landshut, taucht in den erhaltenen Urkunden
im Jahre 1516 zum ersten Male auf. Im Jahre 1513 erhält der Bildschnitzer Hans von
Landshut eine Teilzahlung für sein Hauptwerk, den großen Schnitzaltar in St. Castulus
in Moosburg, im Jahre 1515 oder 1516 war der Altar vollendet. 1522 empfängt Lein-
berger in Landshut eine Zahlung, ebenso 1529. Ein Jahr später wird er zum letzten Mal
erwähnt. Sein Todesjahr ist ungewiß.

Die jetzt in Landshut in der Stadtresidenz veranstaltete Ausstellung vereinigt neben zahl-
reichen wichtigen Schul- und Werkstattarbeiten, 24 Schnitzwerke, die eigenhändig ge-
nannt werden dürfen. Vor allem sieht man dort die grandios geschnitzte Rosenkranz-
Maria aus St. Martin in Landshut, die Muttergottes aus Polling und den Schmerzensmann
aus Weilheim. Das Bayrische National-Museum in München hat seine Hauptwerke ge-
schickt. Für den gut ausgestatteten Katalog zeichnen verantwortlich H. Buchheit, der
Direktor des Bayrischen National-Museums und G. Lill, der Direktor des Landesamtes
für Denkmalpflege.

Das deutsche Museum in Berlin besitzt mehrere Hauptwerke Leinbergers, darunter die
großartige Bronzemadonna aus Moosburg, ein mit H L signiertes Relief mit der Taufe
Christi von einem 1513 fertig gewordenen, nicht mehr erhaltenen Johannes-Altar für
Moosburg (beide auf der Ausstellung) und zwei kleine Reliefs aus Buchs, eine Kreuzab-
nahme (die wir abbilden) und eine Beweinung. Die Kreuzabnahme läßt an einen Holz-
schnitt aus Altdorfers Passion um 1513 denken; sie dürfte bald nach 1516 entstanden
sein.

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