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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 1 und 2
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Heft 3
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Liebermann, Max: Justi und seine Sachverständigen-Kommission
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0079

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Justi und seine Sachverständigen-Kommission

von MAX LI EBER MANN

Difficile, satiram non scribere.

Es wird erzählt, daß eine englische Dame auf die Frage, wer Direktor der
Berliner Nationalgalerie sei, die Antwort erhalten habe: Justi, worauf sie
gesagt hätte: „O yes, we call him Tschudi."

Wenn auch die beiden Namen, besonders in englischer Aussprache, ähn-
lich klingen: ihre Träger gleichen sich, leider, nicht im entferntesten, ob-
gleich sich Justi vom Ehrgeiz manchmal hat verleiten lassen, in die Fuß-
stapfen seines Vorgängers zu treten. Das zeigt sich besonders in dem Ver-
halten der Beiden ihrer Sachverständigen-Kommission gegenüber.
Es ist natürlich, daß der Galeriedirektor kein Freund seiner Kommission
ist, da ihr doch immer etwas vom Aufsichtsrat anhaftet; aber nichts ist
aufschlußreicher über Format und Charakter eines Galeriedirektors als sein
Verhalten der Kommission gegenüber. Uberall in der Welt, wo es öffent-
liche Kunstsammlungen gibt, bestanden und bestehen diese Kommissionen.
Ein Bode, ein Tschudi sind immer kraft ihrer überragenden Persönlich-
keit und ihrer überragenden Kenntnisse mit der ihnen beigeordneten Kom-
mission fertig geworden; Justis Bestreben dagegen war, sie möglichst aus-
zuschalten oder ihre Tätigkeit ganz illusorisch zu machen.
Er versetzt uns in die glückliche Lage, den Verdacht der Voreingenommen-
heit nicht aufkommen zu lassen, indem wir ihn selbst über die Sache
sich aussprechen lassen.

In dem Eduard Arnhold gewidmeten Gedenkbuche schildert Justi, wie er
sich über seine üblen Erfahrungen mit der Landeskunstkommission bei
seinem Ministerialdirektor beklagt hätte, und er schreibt auf Seite Z73,
er könne seinen Namen nicht für eine falsche Ankaufstätigkeit hergeben,
wie sie die Landeskunstkommission wolle. „Da erklärte er mir (der
Ministerialdirektor), man könne sie abschaffen und eine Kommission nach
meinen Wünschen ernennen." Und so geschah es. Die vom Minister Trott
zu Solz im September 1911 also nach dem Wunsche Justis zusammen-
gesetzte Kommission bestand, unter dem Vorsitz des Prinzen August Wil-
helm von Preußen, aus Professor Tuaillon, meinem Vorgänger, dem Prä-
sidenten der Akademie der Künste, Professor Arthur Kampf, dem Geheimrat
Wölfflin, Eduard Arnhold und dem Ministerialdirektor, späteren Minister
Schmidt-Ott. Justi setzt hinzu: „Die Kommission trat zusammen und hat
ausgezeichnet gewirkt. Es gab keinen Streit, keine Hemmungen unter
falscher Flagge." Und nachdem er die Leistungen der Kommission auf-
gezählt, schreibt er: „Dann kam die Revolution, der Vorsitzende der

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