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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 12
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Jedlicka, Gotthard: Pierre Bonnard
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0458

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Pierre Bonnard

von GOTTHARD JEDLICKA

Pierre Bonnard wurde am 30. Oktober 1867 in Fontenay-aux-Roses ge-
boren. Er war mit Maurice Denis, Piot, Serusier und Vuillard Schüler der
Academie Julian. Der Geist an dieser Akademie war das Ergebnis der
besonderen Mischung von Begabungen. Sein Talent fand sofort die Bejahung
der Academie des Beaux-Arts. Die jungen Menschen sammelten sich um
Serusier, der sie mit dem Werk von Gauguin bekannt machte. Sie bil-
deten eine geschlossene Gruppe und veranstalteten, indem sie Serusier an
die Spitze stellten, die „Diners des Nabis". Diese Zusammenkünfte bilden
das spätere Gegenstück zu den Versammlungen der Impressionisten im
Cafe Guerbois und Nouvelle-Athenes. Leider hat man von diesen Unter-
haltungen, die reich gewesen sein müssen, bis heute noch keine ausführ-
licheren Dokumente. Bonnard gab sich zuerst vor allem mit kunstgewerb-
lichen Arbeiten ab: eine Beschäftigung, die gerade damals unter den
Künstlern beliebt wurde. Er entwarf Plakate, Möbel, Tapetenmuster, er
malte Dekorationen für Zimmer. Seine ersten Bilder stellte er um 1890 im
Salon des Independants aus, in dem er sich mit Unterbrechungen bis 1923
zeigte. Größere Ausstellungen veranstalteten Le Bare de Boutteville, Tanguy,
Vollard, Durand-Ruel, Bernheim-Jeune, Druet. Bonnard lebt ein zurück-
gezogenes Leben. Man sieht ihn kaum in Gesellschaft. Er liebt das Land
und das Meer. Den Winter verbringt er meistens im Cannet, den Som-
mer in Vernon, zwei Monate zwischen Winter und Sommer hält er sich
in Paris auf, um seine Malerei in der Umgebung anderer Malerei zu
sehen: und immer arbeitet er. Wer ihn kennt, rühmt das geschlossene
Gleichmaß seines Wesens und seine schöne Vernünftigkeit. „Ich war mit
Bonnard zusammen in Antibes", sagte der mexikanische Maler Zarraga
zu mir. „Wir sprachen viel über Malerei. Als ich eines Tages entmutigt
war, weil meine Arbeit nicht vorwärts ging und ich im Augenblick kei-
den Ausweg mehr fand, sagte er zu mir, indem er mir den Arm über
die Schulter legte: »Mon petit, le seul moyen qu'on ait jamais trouve pour
faire de la peinture, c'est d'en faire.« Sehen Sie: er hat wirklich recht —
und seine Bemerkung half mir denn auch". Scheinbar nebenbei ist ein
großes graphisches Werk zusammengekommen, das in der Stille schon
lange eine bedeutende Wirkung ausübt. Mancher Plan verdankt die Ver-
wirklichung der Beziehung Bonnards zur „Revue Blanche". Rasch wurden
seine Buchillustrationen berühmt, die aus Gelegenheitsaufträgen entstanden
und von denen die eine Folge heute schon klassische Bedeutung besitzt:
die ungefähr anderthalb Hundert Lithographien umfassende Illustration zu

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