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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 12
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"Der Garten Daubignys"
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Werner Scholz
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Ina von Kardoff
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Scheffler, Karl: Kulturabbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0482

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für und wider. Und diese holländisch-deutsche Beweisführung ist der heiterste Schwank,
der sich ersinnen läßt.

Die Quelle beider ist der Briefwechsel van Goghs. Daraus geht — nach Justi — hervor,
daß „der Garten Daubignys" zuerst in einem kleinen Hochformat gemalt worden ist,
und dann in einem Querbild, das der Sammlung Stähelin, Basel gehört; von der Wieder-
holung, dem Bild der Nationalgalerie, ist in den Briefen nicht die Rede. Aus dieser
Nichterwähnung folgert Scherjon, das Bild sei von van Gogh nicht gemalt worden, und
Justi folgert, es sei am 24. Juli begonnen worden, drei Tage vor dem freiwilligen Tod.
Das spricht er so bestimmt aus, daß der Leser sich wundert, warum er nicht hinzusetzt:
um vier Uhr nachmittags. Es ist ein Wettstreit der Intelligenzen: beide Gegner ziehen
erstaunliche Schlüsse aus dem Nichts. Nach der berühmten Anleitung im „Faust": „Du
mußt verstehn! Aus Eins mach Zehn . . . Und Zehn ist keins." Das Hexen kann, wie es
scheint, auch ein Kunstgelehrten - Einmaleins sein. Denn dieses alles soll ja keine Ex-
pertisensatire sein; es ist toternst gemeint und wird dadurch zur unfreiwilligen Komik.
Die ist dann auch in andern Worten, die Justi über seinen „Garten Daubignys"
schreibt. „Es ist", sagt er von dem Bild, „die vollkommen klassische Formulierung seiner
Kunst aus einer Zeit körperlicher Gesundheit, innerer Ruhe und künstlicher Abgeklärtheit —
kurz vor dem freiwilligen Ende". Kurz vor dem freiwilligen Tod erleben Menschen, erlebte
van Gogh also eine Zeit der Gesundheit, Ruhe und Abgeklärtheit. Justi ist ein großer
Psychologe.

Werner Scholz

in der Kunsthandlung Viktor Hartberg

Einst gab es einen jungen Bildhauer in Berlin, der, wenn man ihn traf, jubelnd den Arm
erhob und ausrief: „Jetzt habe ich meinen Stil gefunden!" Das könnte Werner Scholz
längst von sich sagen. Und es wird ihm von der Kritik vielfach bestätigt, daß er damit
Wesentliches gefunden hätte. Ich kann — wieder einmal in der Opposition — nicht finden,
daß es etwas Besonderes sei. Scholz malt den Katholizismus als Gespenst, materialisiert
in Nonnen mit Flügelhauben und Mausgesichtern. Es ist aber verzweifelt langweilig,
immer dasselbe Gespenst erscheinen zu sehen; denn es entsteht eigentlich immer das-
selbe Bild. Ein Bild mit viel Beinschwarz und Kremserweiß, mit Zutaten von grellem
Rot, Grün oder Gelb, mit ornamental wirkenden Formarrangements und illustrativen
Gesten. Zugrunde liegt den sozialen Dissonanzen eine fixe Idee, eine fixe Ideologie.
Was aufreizen soll, beruht auf Monotonie eines grell färbenden Geistes.

Ina von Kardorff

versucht mit neuen Arbeiten (Stoffe, Stickereien usw.) Traditionen der Volkskunst modernem
Komfort anzupassen. Mit gutem Gelingen. Geschmack und Liebe zur Sache wissen das
Material zu veredeln und die Form zu kultivieren. Eine frauenhaft gebliebene Arbeits-
gesinnnng und eine bescheidene Arbeitstüchtigkeit!

Kulturabbau

von KARL SCHEFFLER

Zu den unerfreulichsten Zeichen der Zeit gehört der Versuch, die Initiative des Preußi-
schen Kultusministeriums lahm zu legen und die Kunstabteilung zu beseitigen. Ersparnis-
maßnahmen müssen den Vorwand liefern, um im Geistigen Grundsätzliches zu ändern.

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