Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

DOI Heft:
Heft 1 und 2
DOI Artikel:
Das neue Format
DOI Artikel:
Ein Protest deutscher Künstler
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0061

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Protest deutscher Künstler

Dieses ist ein Brief, den die unterzeichneten deutschen Künstlerverbände
sowohl an das Auswärtige Amt wie an das Preußische Ministerium für
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gerichtet haben.
„Die unterzeichneten Künstlerverbände erheben schärfsten Protest gegen die
Art und Weise wie die Bilderkollektion für Oslo durch die Nationalgalerie
zusammengestellt wurde und insbesondere dagegen, daß der leitende Direktor
dieses Instituts, Geheimrat Justi, die Verantwortung ablehnt und sie Herrn
Dr. Thormaehlen zuschiebt, der wiederum seinerseits die volle Verant-
wortung nicht tragen will.

Bei einer so wichtigen Veranstaltung, wie dem erstmaligen Erscheinen
deutscher Kunst in Oslo, war es aber unbedingt notwendig, daß die Ver-
antwortung von Persönlichkeiten getragen wird, die sich auch tatsächlich
in vollem Umfange zu ihr bekennen. Neben den bedeutenden Werken
führender deutscher Künstler zeigt die Kollektion das, was uns das aller-
schlimmste Übel bei der Zusammenstellung von Ausstellungen zu sein scheint,
Einseitigkeit und Willkür. Auf keinen Fall durfte unter den ausgestellten
Werken der verstorbenen Künstler einer der bedeutendsten deutschen Maler,
Corinth, fehlen, während andere verstorbene Persönlichkeiten, wie Marc
und Paula Modersohn, vertreten sind. Es ist unstatthaft, daß man bedeutende
Künstler, die seit langem Namhaftes für die deutsche Kunst leisten, über-
geht, während völlig unbekannte junge Schüler gezeigt werden. So kommt
es, daß im Katalog fast zwanzig Künstler als Aussteller figurieren, deren
Namen nur im engsten Freundeskreis bekannt sind.

Sehr diplomatisch wurde diese merkwürdige Auswahl von Werken, bevor
sie nach Oslo abging, nur einem engeren Kreise von Künstlern, Kritikern
und Kunstfreunden, und auch diesen nur nach Unterzeichnung eines Reverses,
gezeigt, in dem der zur Besichtigung Zugelassene sich verpflichten mußte,
vor Eröffnung der Ausstellung öffentlich keine Stellung zu der getroffenen
Auswahl der Bilder zu nehmen.

Die unterzeichneten Künstlerverbände erheben daher Protest sowohl gegen
die Art der Zusammenstellung der Künstler als auch gegen die Qualität
eines Teiles der ausgesuchten Werke und stellen die Frage, ob eine einzelne
Persönlichkeit, die bisher nur als Kustos der Nationalgalerie gewirkt hat
und die niemals durch besondere Leistungen hervorgetreten ist, die Eignung
besitzt, ein so verantwortungsvolles Unternehmen, wie eine deutsche Kunst-
ausstellung im Auslande, durchzuführen?"

Preußische Akademie der Künste, Abteilung für die Bildenden Künste
Vereinigte Secessionen:

BERLINER SECESSION E.V. — VEREIN BILDENDER KÜNSTLER MÜNCHENS, SECESSION E. V. —
RHEINISCHE SECESSION E. V.

Kartell der Vereinigten Verbände Bildender Künstler Berlins E.V.

ALLGEMEINE DEUTSCHE KUNSTGENOSSENSCHAFT — ARCHITEKTENVEREINIGUNG „DER
RING" — BERLINER SECESSION E.V. — DIE ABSTRAKTEN - FRAUENVERBAND - FREIE VER-
EINIGUNG DER GRAPHIKER -KÜNSTLERVEREINIGUNG BERLINER BILDHAUER NOVEMBER-
GRUPPE - VEREIN BERLINER KÜNSTLER - VEREIN DER KÜNSTLERINNEN ZU BERLIN

47
 
Annotationen