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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 6
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Schmidt, F. H.: Islamische Kunst aus Berliner Privatbesitz
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Scheffler, Karl: Ulrich Hübner
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0234

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kaum verkennen können, wovon ein hervorragendes Stück in der Ausstellung Zeugnis gibt
(Kunst und Künstler, a. a. 0. S. 461), das aus einem mit Lanzettblättern begrenzten Rauten-
system besteht. Viel charakteristischer sind für diese Teppiche allerdings die großblumig
stilisierten Päonien, Lilien und Lotusblüten. Wie das geometrische Element skandierend
in diesen Reichtum der vegetabilen Details eingreift, zeigen einige gute Medaillonteppiche.
Der eine mit sehr geschickt in der Fülle der Blüten verteiltem Tierornament läßt be-
sonders deutlich erkennen, wie mit Hilfe von Mittelmedaillon mit Anhängern in der
Achsenrichtung und Eckzwickeln die Flächengliederung eines geschlossenen Feldes ge-
löst wird. Ein erstaunlich gut erhaltener Wirkteppich mit Goldbroschierung führt vor
Augen, welche Modifikationen die andersartige Technik im Gefolge hat. Andrerseits kann
man sich an einem sehr schönen auf sattes Karmoisinrot und Grün abgetönten Isfahan-
teppich von der Bereicherung der Zeichnung eines Knüpfteppichs durch Zuhilfenahme
der Goldbroschierung überzeugen. Wie die persischen Anregungen besonders von sehen
der Hofmanufakturen von Isfahan in der indischen Knüpfkunst Aufnahme fanden, sieht
man an einem stumpf krapprot gefärbten Teppich mit großblumiger, locker verteilter Zeich-
nung auf fein ziseliertem Rankengrund, dessen scheinbar ganz freie Gliederung doch einem
textilen Rapport gehorcht.

Eingehende Betrachtung verdient ein bisher unbekannter stattlicher spanisch-maurischer
Teppich, der in den grün, hellblau, gelb und roten Farben (von starkem Feuer) und in
der Flechtbandgliederung eng mit dem Dekorationsstil der Alhambra zusammenhängt und
mit den danach benannten Goldbrokaten, deren Gliederung ebenfalls verflochtene Bänder
in unerschöpflichen Variationen zugrunde liegen. Gleich enge Beziehungen bestehen zu
der unter dem Namen der Holbeinteppiche bekannten anatolischen Gattung, von der sich
allerdings dieses Stück in den Farben und dem nahen Verhältnis zu dem Formenkanon
der Textilkunst wesentlich unterscheidet.

Unter den Sonderausstellungen der Staatlichen Museen kommt dieser kleinen erlesenen
Schau deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil hier in einem Ausschnitt gezeigt wird,
welchen Gegenständen sich das Interesse des Sammlers islamischer Kunst zuwendet. Daß
es in Berlin überhaupt geweckt wurde, wird vor allem Wilhelm v Bode verdankt, der
zuerst als Forscher und Sammler seine Aufmerksamkeit dem Orientteppich zuwandte und
sodann in hohem Maße Friedrich Sarre, dessen Beispiel auch auf andere Sammler an-
regend wirken mußte. Es ist zu begrüßen, daß durch derartige Veranstaltungen das ge-
sunde Verhältnis zwischen Sammler und Museen auch auf diesem Sondergebiet weiter
gepflegt wird.

Ulrich Hübner +

Unerwartet und allzufrüh ist Ulrich Hübner im sechzigsten Lebensjahr gestorben. Obwohl
er einer der Träger vom Geiste der Berliner Sezession war, Senator der Akademie, Leiter
eines Meisterateliers für Landschaftsmalerei und einer der zuverlässigsten Helfer bei allen
Veranstaltungen der Akademie, hat sich der ruhige Mann mit dem beschwichtigenden
Temperament immer still im Hintergrund gehalten und von dort aus das Gute zu wirken
versucht. Er scheute den Lärm, im Leben und in der Kunst. Aus einem familienhaften
Selbstgefühl heraus. Denn er war der Enkel einer alten Maler- und Gelehrtenfamilie.
Aus einem vererbten, nicht eben stürmischen oder elementaren Talent hat er durch
Selbstzucht das Möglichste gemacht. Das Entscheidende gelernt hat er in Karlsruhe, vor

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