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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Rosenberg, Jakob: Die Ausstellungen der Nationen in London
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0020

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Die Ausstellungen der Nationen in London

von JAKOB ROSEN BERG

Die Ausstellung Französischer Kunst (von 1200—1900), die am 4. Januar
im Burlington House in London eröffnet wurde und bis zum 5. März
dauern wird, ist die fünfte in der Reihe der großen nationalen Aus-
stellungen. Man begann 1927 mit der flämisch-belgischen Ausstellung (von
1300 —1900), 1929 folgte die holländische, 1930 die italienische, 1931 die
persische. Diese imponierende Folge — bei der nur die persische als
außereuropäische Kunst etwas fremdartig dazwischen liegt — entwickelte
sich nicht nach einem systematischen Programm. Sie kam gewissermaßen
von selbst ins Rollen und als treibende Kraft wirkte dabei das kultur-
politische Propagandabedürfnis der einzelnen Nationen. So war die An-
regung zu der ersten Ausstellung von der „ Anglo-Belgian Union" ausge-
gangen. Der Erfolg der Belgier ermutigte sodann die Holländer zu ihrer
Unternehmung. Italien (Mussolini) war nach dem glücklichen Ausgang
der beiden ersten Ausstellungen überaus bereit, auch seinerseits auf den
Plan zu treten. Und nun hat Frankreich das Seinige getan, um der eng-
lischen Öffentlichkeit zu zeigen, welche künstlerischen Leistungen die fran-
zösische Nation vom Mittelalter bis an die Gegenwart aufzuweisen hat.
Es ist nach alledem interessant zu vergleichen, wie die einzelnen Nationen
ihre Aufgabe aufgefaßt und durchgeführt haben.

Die flämisch-belgische Ausstellung war in Anknüpfung an den traditio-
nellen, etwas intimeren Charakter der Winterausstellungen im Burlington
House (bei denen gewöhnlich seltene Werke einer bestimmten Schule aus
englischem Privatbesitz gezeigt wurden), noch nicht ausschließlich re-
präsentativ angelegt. Es waren zwar ganz viel Bilder aus den belgischen
Museen, aus Brüssel, Brügge, Gent und Antwerpen zu sehen, aber auch
sehr viel Seltenes und Problematisches aus belgischem, englischem und
amerikanischem Privatbesitz. Ferner wird der Umstand, daß Hulin de Loo,
ein besonderer Kenner altniederländischer Bilder, an der Spitze des belgi-
schen Komitees stand, dazu beigetragen haben, daß nicht nur Bekanntes
geboten wurde und daß der Fachmann durchaus auf seine Kosten kam.
Die Holländer, unter Führung von Schmidt-Degener, faßten die Auf-
gabe ziemlich ausschließlich repräsentativ auf. Man sagte sich: Nur das
Beste und das in England Populäre erfüllt seinen Zweck. Man räumte
kurz entschlossen für die Dauer der Ausstellung die holländischen Museen
beinahe aus: die Judenbraut von Rembrandt, die Vermeers aus dem Haag,
das Amsterdamer Doppelbildnis von Frans Hals, kurz, vieles vom Schön-
sten kam herüber, dazu eine große Folge später Rembrandt-Porträts,

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