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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 1 und 2
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Das neue Format
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Scheffler, Karl: Altamerikanische Kunst
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Meid, Hans: Sind Kunsthochschulen überflüssig?
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0044

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die auch hier vom Archaisch-Strengen zum Barock-Aufgelösten und weiter
zu einem „klassizistischen" Epigonenstil geführt hat. Freilich konnte die
Kunstempfindung nur tasten. Nichtsdestoweniger gewann sie in der schönen
Ausstellung den Eindruck einer reichen, grausam-heiteren, im Barbarischen
bedeutenden Welt, die organisch viele Jahrhunderte lang in sich gelebt
hat, bevor Cortez sie zu stören und zu zerstören begann. Da die Ver-
anstalter offenbar ausgezeichnet gewählt hatten und da die Ausstellungs-
objekte musterhaft aufgestellt waren, wurde dem Besucher das an sich
noch Unklare näher gebracht, als es in einem Museum für Völkerkunde
eigentlich möglich ist. Das allein schon würde ein Unternehmen recht-
fertigen, das auch sonst dem Ausstellungsprogramm der Staatlichen Museen
alle Ehre macht. Es ist nicht leicht, die noch heute von Fachleuten um-
strittene Frage: Völkerkunde oder Kunst? vor das Forum des Publikums
zu bringen. Hier ist es mit vollem Gelingen geschehen. Wohltätige, wenn
auch mittelbare Folgen, können nicht ausbleiben.

Sind Kunsthochschulen überflüssig?

von HANS MEID

Will man die Existenzberechtigung eines Berufs an den Bedürfnissen
der heutigen elenden Zeit messen, dann kommt der Künstler auch nicht
schlechter weg als der Ingenieur, der Kaufmann oder irgendeiner. Vor
einiger Zeit — so wird erzählt — war an einem großen Institut ein
Maschinistenposten ausgeschrieben; unter den Bewerbern sollen zirka zwei-
hundert Diplom-Ingenieure, darunter zehn Dr. ing. gewesen sein. Hat des-
halb jemand verlangt, man solle die technischen Hochschulen schließen?
Im Gegenteil, sie führen große Erweiterungsbauten auf, weil sie jeden
Abiturienten aufnehmen müssen, und der Zulauf immer größer wird.
Ebenso ist es bei den Universitäten. Was macht aber der stellenlose In-
geniur, der in keinem Betrieb ein Feld für seine Betätigung findet? Er
spielt vielleicht Karten oder Domino. Der „Künstlerproletarier", der Maler,
malt, solange er noch ein paar Pfennige für Farbe hat; und wenn er
die nicht mehr hat, dann zeichnet er auf irgendeinen Fetzen Papier. Und
haben nicht gerade die im tiefsten Elend entstandenen Arbeiten später oft
große Schätzung und materielle Bewertung gefunden? Mit anderen Worten:
das Künstlerproletariat ist immer noch fruchtbar, während das wissen-
siehe Albert Lamm: Staatliche Kunstschulen, Kunst und Künstler, Jahrgang XXX, lieft II.


 
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