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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 1 und 2
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Heft 3
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Lamm, Albert: Erwiderung an Hans Meid
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0112

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zu finden, die, an ein ernstes Studium der Natur und des Lebens ge-
bunden, uns zeigen, was sie auf diesem Wege gefunden haben? Sie mögen
da sein, irgendwo, unfähig, eine Arbeit von sich zu zeigen; es mag so
vieles da sein, wovon wir nichts wissen. Eine Hoffnung auf Beachtung
hat nur noch das subsistenzlose Geschluder. Nochmals: was haben die
Akademien dagegen getan? Sie haben versagt. Sie haben versagt wie da-
mals, als der Impressionismus jahrzehntelang im Verborgenen arbeiten
mußte. Und darum werfe ich die Frage auf: hat die Erhaltung der Aka-
demien Wert?

Wenn Hans Meid sagt, daß es ihm gelingt, innerhalb seines Gebietes
seine Schüler von den zermürbenden Fragen des heutigen sogenannten
Kunstlebens fernzuhalten, so habe ich nicht den geringsten Grund, es an-
zuzweifeln, daß er es erreicht, auf seinem Teilgebiete des großen Kunst-
lebens ein paar Menschen einen ruhigen Weg zu führen. Das ist keine
Widerlegung anderer Möglichkeiten. Ich erwähnte oben die Broschüre
Riemerschmids, und Meid wird nicht in Frage stellen wollen, daß Riemer-
schmidsche Anschauungen auf den Akademien, bei akademischen Lehrern
sich auswirken. Er wird gleich mir dabei an bestimmte, als Lehrer wir-
kende Maler denken, die mit Namensnennung in diese Ausführungen zu
ziehen überflüssig ist. Hans Meid wird mir auch nicht widerlegen wollen,
daß das Elend all der Schwächeren, die hoffnungslos mit ihrer ver-
meintlichen künstlerischen Ausbildung der Lebensnot preisgegeben sind,
sich allein schon beweist, wenn man die Zahlen derer ansieht, die als
akademische Maler hungern und ewig hungern werden. — Damit er-
übrigt sich auch der schreckliche Vergleich mit den Technischen Hoch-
schulen. Wenn überhaupt irgendeine Hoffnung besteht, unsere Zeit wieder
gesunden zu lassen, so brauchen wir Techniker und immer wieder Tech-
niker, und ihre Ausbildung kann dem Staat nie zu viel kosten, kann nie
durch wissenschaftliche Arbeit hoch genug gefördert werden: die Sorgen,
die ein Uberangebot technischer Kräfte macht, durch Schließen der Tech-
nischen Hochschulen zu bannen, wäre selbstverständlich Wahnsinn. Aber
wollen wir noch immer nicht den Mut haben, der Frage ins Auge zu
sehen, was das zunehmend intellektualisierte Leben echter Weise an Kunst,
speziell an Malerei wirklich noch braucht? Große Worte wie: „Wenn
keine Jugend mehr nachdrängte . . ." besagen leider nichts für die das
Verantwortungsgefühl aufrufende Frage, wie man diese Jugend vor dem
Lebensjammer schützen soll. Wo aber Worte fallen wie: „Die Konkurrenz
des Nachwuchses ausschalten", da, meine ich, steigt man nicht zu einer
Antwort herab.

Ich wiederhole meine Meinung nochmals kurz:

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