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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 31.1932

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Heft 10
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Posse, Hans: Die neue Galerie des neunzehnten Jahrhunderts in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7616#0370

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des achtzehnten Jahrhunderts. Der vorspringende Mittelteil mit dem ovalen
Treppenhaus und dem Balkon im Obergeschoß, von dem der Besucher
den weiten Blick auf Stadt und Elbfluß genießt, wurden ihr angefügt.
Der Reiz einer unvergleichlichen Lage inmitten eines seit Bellottos Zeiten
gefeierten Stadtbildes, die Übersichtlichkeit des baulichen Grundrisses, die
stilvolle Einfachheit und die gute Belichtung der Räume ließen diesen Bau
für Galeriezwecke besonders geeignet erscheinen. Es war ein naheliegender
Gedanke, diesem charakteristischen Dresdner Rahmen einen entsprechen-
den Inhalt einzufügen, das Bauwerk, an dem so viele Dresdner Erinne-
rungen hängen, zu einem Denkmal einheimischer Kunstkultur im neun-
zehnten Jahrhundert zu machen. Nicht in einem beschränkt lokalpatrio-
tischen Sinn, sondern immer mit dem Ausblick ins Weite, auf die all-
gemeindeutsche Kunst. Denn Dresdens Anteil an der Entwicklung deutscher
Malerei von der Romantik bis in die neuere Zeit, von C. D. Friedrich
und Dahl bis Uhde und Kuehl, wie der Besitz der Sammlung an bedeut-
samen Werken dieses Zeitraums boten dazu alle Möglichkeiten. Allerdings
zwang der zur Verfügung stehende Raum zur Beschränkung auf das Be-
deutendste und Wichtigste des Dresdner Gesamtbesitzes. Neun Räume und
das Treppenhaus gaben Platz für knapp 200 Bilder. Man mußte sich also
auf einen Ausschnitt aus der breiten und vielseitigen Entwicklung be-
schränken, auf diejenigen Persönlichkeiten und Gruppen, die für uns in
erster Linie lebendige Bedeutung besitzen. Für die erste Jahrhunderthälfte
durfte dabei bewußt das Dresdnerische betont werden. Von einer univer-
selleren Betrachtungsweise aus fehlt natürlich vieles. Ganze Schulen und
wichtige Gebiete konnten manches Mal nur gestreift, berühmte Namen
der zweiten Jahrhunderthälfte mußten übergangen werden, oft schon der
großen Bilderformate wegen. Unter diesen Einschränkungen entstand eine
Galerie des neunzehnten Jahrhunderts von C. D. Friedrich bis zu den Im-
pressionisten um 1900, die, wenn sie auch ein erschöpfendes Bild der Ent-
wicklung dieses Zeitraums zu geben nicht imstande ist, doch einen höchst
schätzenswerten Vorzug besitzt, nämlich hohe Qualität und nicht ermü-
dende Übersichtlichkeit.

Die ehemalige Bibliothek Brühls ist mit den einfachsten Mitteln der neuen
Bestimmung angepaßt worden. Die hauptsächlichsten Herstellungsarbeiten
haben sich auf eine würdige Gestaltung von Eingangsraum und Treppen-
haus beschränkt. Der strenge und schlichte Charakter der durch hohe
Fenster belichteten Innenräume ist gewahrt geblieben. Von dem mit So-
praporten und Spiegeltischen aus der Zeit um 1780 geschmückten Ein-
gangsraum an der Elbseite betritt man die Mittelgalerie des Erdgeschosses.
Hier gibt der sächsische Maler Ferdinand von Rayski mit zehn repräsen-

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