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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 1
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Wie das Münchener Künstlerhaus entstand
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Meyer, Bruno: Gari Melchers
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4- Die Aunst-Halle -4

3

Ur. (

Unterdeß ließ sichs die „Allotria" in der durch
Gedon reizend umgestalteten Leinwandkammer wohl
sein. Und eines Abends verließ Gabriel Seidl das
ihm liebgewordene Lokal und blickte zurück auf das,
wie es schien, der Vergessenheit geweihte Städtebild.
Und da sagte er sich: „Das ist doch Alles ganz einfach,
man rückt eben das Künstlerhaus zurück." Zu diesem
Augenblick war der leitende Gedanke, wie er später
zur Ausführung gelangen sollte, gefunden, die Aus-
sicht auf die Stadt München — an so vielen anderen
Punkten beeinträchtigt und verloren gegangen — war
hier an diesem hervorragenden Platze für immer ge-
rettet.
Nicht lange währte es, so hatte Seidl seinen
Gedanken zu einer Planskizze erweitert, die er im
Dezember (886 mit einen: Memorandum der Kom-
mission vorlegte, vergleicht man dieses vorläufige
Projekt mit dem endgiltigen, so erweist sich, daß sich
beide in ihrer Disposition nur wenig von einander
unterscheiden. Der völlige Verzicht auf Vereinslokalitäten
ist vielfach angegriffen worden, jedoch wohl mit Unrecht.
Gesellschaften bedürfen entsprechend ihren: jeweiligen
Mitgliederstande bald großer, bald kleiner Räume:
hier wären sie ein- für allemal an solche von be-
stimmten: Umfang gebunden worden. Dann wollen
gerade Künstlerkorporationen ihre Kneipzimmer ganz
nach eigenem Gutdünken ausschmücken: Hier hätte
der Geschmack der Gesammtlage ihrer Phantasie
Zügel angelegt. Auch die Zwanglosigkeit, ein ganz
spezifisches Merkmal der Münchener Geselligkeit, wäre
beeinträchtigt worden, und dazu kommt noch Lines:
bei dem ständigen Anwachsen der Künstlerschast und
der Vereine hätte die Bevorzugung bestimmter Kor-
porationen und die Zurücksetzung anderer die Gefahr
von Mißhelligkeiten in sich geborgen.
Haben doch überhaupt die eigenartigen Ver-
hältnisse, die zu deu bekannten Spaltungen inner-
halb der Künstlerschaft fast aller Metropolen geführt
hoben, auch auf die Künstlerhausgründung hemmend
eingewirkt. Das zeigte sich daran, daß in der
Thätigkeit der Kommission nach der Besprechung des
Seidlschen Projektes ((2. Januar (887) eine fünf-
jährige Pause eintrat, während welcher nur eine
einzige Sitzung stattfand. Zn dieser Zwischenzeit
tauchte auch einmal die Möglichkeit auf, die „Zsar-
lust" auf der Praterinsel als Gesellschaftshaus an
Stelle der von der Stadt zugesagten (00000 Mark
zu erhallen; in diesem Falle hoffte man den gegen-
überliegenden Mariannenplatz (auf den: jetzt die Lukas-
kirche steht) für ein Ausstellungsgebäude zu gewinne::.
Doch das Projekt verschwand wie seine Vorläufer.
Bedenklichkeiten verschiedener, besonders finanzieller
Art wirkten jedesmal lähmend auf die Thatkraft.
Ls fehlte eben noch Lines, der rechte Glaube
an die Durchführbarkeit des Unternehmens. Line
Persönlichkeit mußte auftreten, die diesen Glauben
besaß, ihre Begeisterung Anderen mitzutheilen ver-

mochte und die entgegenstehenden Hindernisse nut der
größten Lnergie zu besiegen wußte. Diese kraftvolle
Persönlichkeit brauchte nicht erst gesucht zu werden,
sie war schon da: in Franz von Lenbach. Lr ließ
sich, als die Bewegung ganz und gar einzuschlafen
drohte, die Seidlsche Skizze nochmal zeigen, prüfte die
Größenverhältnisse und überzeugte sich von der öko-
nomischen Durchführbarkeit des vorliegende:: Planes.
Die Folge war, daß er von der Zeit ab, wie von
einen: unbezwingbaren Drange geleitet, seine besten
Kräfte für die Lrbauung gerade dieses Hauses ein-
setzte.
So kam ein neuer Zug in die Angelegenheit.
Unterdessen hatten sich auch die Verhältnisse in der
Künstlerschaft geklärt: der Verein bildender Künstler
(Sezession) war gegründet worden und so stand die
Genossenschaft vor der Frage, ob sie den Bau eines
Künstlerhauses in die Hand nehmen wolle oder nicht.
Lin Baukapital von 320000 Mark war gesammelt.
Lndlich, im Februar (8s)2, fiel die Entscheidung der
Kommission zu Gunsten des Platzes „beim Leinfelder"
und an: (0. März des nächsten Zahres ((8s)3) faßte
die Künstlergenossenschaft den folgenreichen Beschluß,
ihrerseits als Bauherrin zur Ausführung des Künstler-
hauses zu schreiten. Die nämliche Versammlung
stellte sich — angesichts der Spaltung in der Künstler-
schaft — einmüthig auf den Standpunkt, daß das zu
erbauende Haus zwar Ligenthum der Genossenschaft,
zugleich aber allen Künstlern ohne Unterschied der
Gruppe zugänglich sein solle.
Nach längeren Verhandlungen war es kurz vor-
her geglückt, die verjährten Versprechungen der Stadt-
gemeinde bezüglich des Bauplatzes und eines Zu-
schusses von (00000 Mark erneuert zu erhalten. Und
so konnten denn endlich drei der angesehensten Archi-
tekten zu einer Skizzenkonkurrenz eingeladen werden.
Ihre Entwürfe lagen am 2s). März (8s)3 zum ersten
Male der Kommission vor, am 28. April entschied sie
sich, unter voller Anerkennung des von den anderen
beiden Künstlern Geleisteten, zu Gunsten des Projektes
von Gabriel Seidl.
Aus der Künstlerhauskonnnission ging nun die
Baukommission hervor; Ferdinand von Miller war
ihr Vorsitzender.
L
Gari Melchers.
er amerikanische Meister Gari Melchers
(geb. (860), der seit Zähren in Paris
lebt, seine Modelle aber gleich seinen Landsleuten
Hitchoock und Mac Ewen an: liebsten in Holland sucht,
hat sich zur Zeit den: Berliner Publikun: durch eine
Sonderausstellung im Moabiter Glaspalast vorgeführt.
Zn dieser erscheinen, sieht man näher hin, zwei Künstler-
 
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