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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 6
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Kunstchronik
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Neue Denkmäler
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Persönliches
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Nr. 6

Die Aunst-Halle


L F. Deiker, p. Wartung, A. Raßmusen, E. Scheurer, F.
Lange, Ehr. Sell, Ls. O. Beyer, L. Anders, L. Kruchem,
Jungblut, L. Kröuer, Ls. Lassen, L. Volkers u. s. w.
* Budapest. Jur Winterausstellung im Künstler-
hause wurden bis zum gestern abgelausenen Linsendungs-
termin (02( Kunstgegenstände eingesendet. Von diesen
refusirte die Jury 3H7. Mit dein Arrangement der überaus
reich beschickten Ausstellung sind drei Mitglieder des Aus-
stellungskomites beschäftigt. Auch die Zusammenstellung
des Ausstellungs-Katalogs, welcher gleichfalls reicher fein
wird als der vorjährige, wurde bereits in Angriff ge-
nommen. Der Landesverein der bildenden Künstler hat in
seiner letzten Direktionssitzung wieder eine Neuerung be-
schlossen. Ls wird nämlich anstatt der bisheriger: Kunst-
blätter, welche aufgelassen werden, ein nach dem vorbilde
des „Salon Figaro" in Vorbereitung befindliches pracht-
volles Lseft herausgegeben werden. Das erste Lseft wird
nach der Winterausstellung erscheinen und vorzügliche
Kopien von so besseren Werken nebst dem entsprechenden
Texte enthalten.
S
Neue venkmäler.
* Berlin. Die Berliner Turnlehrer beabsichtigen ein
Denkmal für Buts-Muths. Bildhauer Prof. Anders ist
mit Herstellung eines Modells beauftragt worden. — Für
den Saal des Niederbarnimer Kreishaus es am Friedrich
Karl-Ufer sind setzt nach dem von der Landeskunstkommission
ausgeschriebenen Wettbewerb die bildnerischen Arbeiten
sämmtlich vergeben. Es werden 7 Werke geschaffen, die
alle in Bronze auszuführen sind und in Nischen ihren Platz
erhalten. Dem Eingang gegenüber wird die Figur Kaiser
Wilhelms A. aufgestellt, die dem Bildhauer Wenk über-
tragen ist. Den: Kaiser gegenüber werde:: zwei Ver-
körperungen von perrschertugenden sich anreihen. Günther-
Gera hat die Gestalt der Gerechtigkeit, posäus die der
Mäßigkeit zu modelliren. In die Seitennischen kommen
vier Figuren von Bürgern und Soldatei: aus der Zeit der
pussitenkneges und des großen Kurfürsten zu stehen. Diese
Werke sind den Bildhauern peinemann, Gomansky, Petri
und Walther anvertraut; sie werden die beiden große,:
Wandbilder flankiren, die Prof, woldemar Friedrich malt.
Die Motive dieser Bilder sind den: pussitenangriff voi:
Bernau und der Zeit des großen Kurfürsten (Oranienburg)
entnommen.
* Magdeburg. Für das Denkmal der Königin
Louise ist der Louisengarten als Standort gewählt worden.
Ls wird vom Bildhauer Ioh. Götz, Berlin, in Marmor
ausgeführt werden.
* Meiningen. Für das perzog Bernha rd t-Denk-
mal stehen dem Konnte schon über 60000 Mark zur Ver-
fügung.
* Jena. Für ein bescheidenes Schaeffer-Denkmal
wird hier gesammelt.
* Dresden. Den: Dichter Mtto Ludwig soll auf
dem Trinitatusfriedhof ein Grabdenkmal errichtet werden.
* Posen. In der Kreisstadt Obornik beabsichtigt
inan eine.überlebensgroße Bronzestatue für Bismarckzu er-
richten; der Berliner Bildhauer Künne hat hierzu den Auf-
trag erhalten.
* Pagen. Man plant hier ein Grabdenkmal für den
verstorbenen II. Bürgermeister wilde.
* Mainz. Dem Schöpfer der Neustadt, Baurath Ed.
Kreissig, soll daselbst ein Denkmal in der Kaiserstraße
errichtet werden (Kosten: 30 000 Mk.).
* Suhl. Der Plan für ein neues thüringisches Bis-
marck-Denkmal besteht hier.
Speyer. Line Gedenktafel für peinrich pilgards
an: Geburtshause desselben beabsichtigt.
* Speyer. Bildhauer p. pahn, München, hat ein
Gipsmodell Luthers für die Gedächtnißhalle in der
Retscherkirche geschaffen.
* Neustadt (Kaiserslauternst Bismarck-Denkmal
hier geplant. Kosten: ca. t^ooo Mk. Bildhauer Karl
Kiefer, München, mit den Vorarbeiten beauftragt.
* Innsbruck. Die hiesige Studentenschaft beauftragt

den Berliner Bildhauer N. pfretzschner mit der Ausführung
eines Pichler-Denkmals.
* Stuttgart. Lin eigenartiges Kunstwerk ist der
Stadt vom hiesigen Verein zur Förderung der Kunst zum
Geschenk gemacht worden, ein Monumentalbrunnen in den
Formen der Renaissance. Das Mittelstück bildet eine
mächtige gewundene Säule, auf deren Plattform ein
eherner Nachtwächter steht I Line ganz köstliche Figur in
zwei Drittel Lebensgröße, modellirt vom hiesigen Bildhauer
Fremd, so realistisch wie nur denkbar aufgefaßt. Ihn: zur
Seite schreitet der Wächterhund. Der neue Brunnen hat
seinen Platz auf dem Leonhardtsplatz erhalten, in: Perzen
der Altstadt. Der Unterbau aus Sandstein ist nach dem
Entwurf des Prof. Palmhuber hergestellt, auf der einen
Seite mit Sitzbänken versehen, während auf der entgegen-
gesetzten Seite sich das Becken für das aus Röhren fließende
Wasser befindet.
* Paris. In der Deols clss stsun.x-urt8 sind etwa
zwanzig Entwürfe ausgestellt, die bei dem Preisausschreiben
für die Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an
den Obersten de Villebois-Mareuil eingesandt wurden.
Die Aufgabe war eine Statue des tapferen Soldaten auf
einen: Sockel, der mit zwei Basreliefs geschmückt werden
sollte; von den letzteren sollte das eine den Kampf bei
Blois im Jahre (870, in dem der ehemaliche Kapitän sich
auszeichnete, das andere den Kampf bei Boshof, in dem er
für die Buren gestorben ist, darstellen.
persönliches.
* Wilhelm Leibl ff. Die deutsche Kunst hat in
Prof. Wilhelm Leibi, der an: Dezember zu Würzburg
an einen: perzleiden starb, eine der markantesten Erschei-
nungen der Zeit verloren. Der Jahrzehnte langen Ver-
nachlässigung, die dieser Meister des strengen Realismus
einst erfahren mußte, ist dann eine verdiente Würdigung
gefolgt, die freilich im Kunsthandel schließlich über das
Maaß des Wünschenswerthen gar oft bedenklich hinausging.
Auch wir haben alle Ursache, einem Maler, der nut so ehr-
lichen echt malerischen Mitteln das pöchste im Rahmen
seiner Eigenart und künstlerischen Absichten erreichte, die
größte Pochachtung zu widmen und diesen schweren Verlust,
den zunächst die Münchener Künstlergemeinde erlitt, tief
zu beklagen; aber wir dürfen angesichts der jüngsten maß-
losen Ueberschätzung des peimgegangenen nicht mit unserer
Meinung zurückhalten, daß es nicht das pöchste der Kunst
war, was Leibl erstrebte, was das Wesen seiner realistischen
Darstellungsweise ausmachte. Liuer näheren Begründung
dieses künstlerischen Wesens bedarf es in diesem schmerz-
lichen Augenblick nicht, da es an Kommentaren seiner
Thätigkeit als Maler, die den: bayerischen Orte Aibling
eine gewisse Berühmtheit verschafft hat, längst nicht mehr
fehlt. Leibls Werke werden in allen Kunsthandbüchern
aufgeführt, und mit tausend Zungen wird auf den deutschen
Kathedern wie in den Spalten der Zeitungen von dem
hohen Grade seiner koloristischen Fähigkeit, der kerngesunden
Schönheit seiner Gestaltungen, seiner Bildnisse und Genre-
schöpfungen, und seinen herrlichen Lrfolgen in der Gegen-
wart gesprochen, von Geburt war Wilhelm Leibl ein
Kölner Kind. Der an: 23. Oktober (8HH geborene Meister,
bei Lebzeiten ein Bild erstaunlicher Kraft und Rüstigkeit,
war aus dem einfachen pandwerkerstande hervorgegangen
und zwanzigjährig nach München gekommen, wo Piloty
und von Ramberg sich seiner malerischen Erziehung an-
nahmen. Später hat bekanntlich kein anderes Vorbild so
energisch seine Entwicklung zum Realismus beeinflußt als
der große pariser Lourbet seit Ende der sechsziger Jahre.
Der Kunstsalon Fritz Gurlitt hat schon wiederholt die
Freunde der Kunst des unvergeßlichen Meisters durch Aus-
stellungen ausgezeichneter Arbeiten zu Dank verpflichtet.
* Ehrungen. Karl Becker-Feier in Berlin.
Außer den: schon früher erwähnten Künstlerfest, welches
der Verein Berliner Künstler am (8. Dezember feiert,
findet dieser Tage noch für die größere Oeffentlichkeit ein
Kostümfest statt, bei welchem der Glanzzeit Venedigs
kostümlich eine Rolle zugedacht ist. Das Ehrenkomits der
 
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