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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 13
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Imhof, Franz: Berliner Kunst
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Frankfurt a. M.: Kunstbrief
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203

Nr. s3

Die Aun st-Halle

so wahre und gute Grundlagen für den Zeichen-
unterricht gegeben hat und wir eigentlich gar nicht
nöthig haben, auf deu amerikanischen Schulmann hin-
zuweisen, wiewohl ich diesem in keiner Weise seine
Lehrmethode schmälern will.
Auffallend und merkwürdig ist es nur, daß solche
gute Anregungen bei uns von Fachleuten und an
maßgebender Stelle so wenig benützt und bemerkt
werden, und wir immer durch das Ausland erst
sozusagen: mit der Nase darauf gestoßen werden
müssen.
Winkler, Waler u. Zeichner.
Z. Zt. Idstein im Taunus.
X
franktun a. M -
^tiyskbm'ef.
das hiesige Kunstleben bildeten zwei interessante
Böcklin - Ausstellungen das Lreigniß der Saison.
Der Kunstverein hatte eine Kollektion Böcklinwerke zu-
sammengestellt, die fast ausschließlich aus hiesigem Privat-
besitz stammen. Neben ein- und mehrfarbigen Zeichnungen,
Aquarellen, einer interessanten Bildnißarbeit und landschaft-
lichen und figürlichen Studien sah man ein paar kleinere
Bilder, die wohl noch nirgends bekannt geworden sind.
Darunter befindet sich freilich kein einziges vollwertiges
Hauptwerk aus des Meisters bester Schaffensperiode, den
siebziger und achtziger Jahren, ausgenommen vielleicht die
stimmungsvolle Landschaft „Rückblick auf Italien", die auch
durch Reproduktionen bekannt geworden ist. Leider befindet
sich das schöne Bild schon in ziemlich ruinösem Zustand. —
Auf voller künstlerischer Höhe stand die Böcklin-Kollektion,
die Schneiders Kunstsalon seinen Besuchern vorführte.
Line ganze Reihe der bedeutendsten Hauptwerke sind hier
vereinigt: das wunderliebliche Frühlingsbild: „Sieh', es lacht
die Aul" neben der melancholisch-tiefsinnigen „Heimkehr",
der humorvolle „Kentaur vor der Dorfschmiede" neben der
graziös-sinnlichen „Susanna im Bade" — welch berückende
Fülle von Gesichten bietet sich da dem Beschauer! Line
weitere Reihe prächtiger Werke, darunter die tizianische
„Benns, Amor entsendend" und eine „Römische Landschaft"
vervollständigen nebst dem Böcklinporträt von Lenbachs
Meisterhand die schöne Kollektion. — Im Vormonat sah
man im gleichen Salon eine Sammlung Bildnisse von Fritz
Aug. v. Kaulbach, darunter das von der pariser Welt-
ausstellung her wohlbekannte „Kinderbildniß", das in
hiesigen Privatbesitz überging. Line Reihe Frauenbildnisse
wirkten wieder vor Allem durch die feine Mischung von
Geist und Grazie, die sür Kaulbachs Kunst charakteristisch
ist weniger glücklich erschienen einige etwas konventionell
aufgefaßte Herrenporträts — Dieser Kollektion folgte eine
Sammlung Thier- und Landschaftsbilder von Jul. Berg-
mann-Düsseldorf - poesiereiche Arbeiten von emailartigem
Schmelz im Kolorit. Namentlich einige Galleriebilder offen-
barten so recht den feinen, geläuterten Kunstgeschmack, der
Bergmanns Arbeiten ausgezeichnet. Gust. Schönleber,
wilh. Lonz, wilh. Altheim und der Bildhauer Prof.
Karl Jansen-Düsseldorf waren weiterhin durch gute
Arbeiten vertreten.

Bei Hermes sah man eine Sammlung Soldaten-
schilderungen aus der Zeit der Befreiungskriege von Robert
Haug-Stuttgart, groß und kühn gedachte Kompositionen in
jenem feinen, grauen, silbertönigen Kolorit, das für Haugs
Werke typisch geworden ist. — Daneben erregten Böcklins
„Heiliger Hain" und wilh. Freys prächtige Thierbilder,
vornehmlich lebensvolle Hundeporträts, lebhaftes Interesse. —
Die darauffolgende März - Ausstellung brachte eine reiche
Kollektion von Herm. Junker-Karlsruhe, darunter eine Paar
Reiterbildnisse des Frhrn. Goeler-Ravensburg, des Major
Brand u A, die nut einer verblüffenden technischen Bravour
gemalt waren. Auch eine Reihe fein studirter Typen von
Arbeitspferden waren koloristisch bedeutsam. Mit weniger
Virtuosität, aber ehrlichem Können sind die Bilder von
Vtto H. Lngel-Berlin gemalt; neben einer „Beweinung
Lhristi" mit lebensgroßen Figuren zeigt uns der Künstler
ein paar fein studirte Landschaften, darunter ein Sturmbild
mit brillant gemaltem Wolkenhimmel. — Der Düsseldorfer
Altmeister Ld. v. Gebhardt ist mit drei sehr charakter-
istischen religiösen Kompositionen vertreten, als beste dar-
unter: „Elias mit dein Engel", in welchen der archaistische
Stil durck eine fast ganz modern anmuthende Farbengebung
gemildert erscheint. — Lin paar superbe Bildchen von
Bürkel, Schleich und Spitzweg erwecken Erinnerungen
an die Kunstweise der alten Münchener Schule mit ihrer
treuherzigen Naturanschauung. — Bei Goldschmidt
dominirten nacheinander Kollektivausstellungen von Prof.
Henseler mit Genrebildern im Stile der guten, älteren
Berliner Schule, der Hamburger Friedrich Schwinge
mit fein durchgeführten Temperalandschaften, sowie Lenbach
mit einigen neueren Frauenporträts. — Bei Bangel war
eine Sammlung von Prof. Hugo König ausgestellt. Sie
erweckte, wie alle Nachlaßausstellungen, ein schmerzliches
Gefühl: welch reiner, schöner Wille, welch treffliches
Können und hohes Streben ist hier für immer abgeschlossen! —
Der Kunstverein brachte außer der Eingangs erwähnten
Böcklin - Sammlung eine Trübnerkollektion, die in
Interieurs und Landschaften Treffliches bot, im Bildniß
aber nicht gerade erfreulich war. Hier verstimmt vor Allem
die saloppe Art der Auffassung und die allzu derbe Technik. —
Linen wohlverdienten Erfolg hatte die große Skulpturen-
sammlung von Jul. G Jordan. Gute Münchener Schule
und rastloser Fleiß zeichnet diesen jungen Bildhauer aus. —
Gegenwärtig dominirt eine Lei bl-Ausstellung, Bauern-
typen voll Leben und Bewegung, Interieurs und Studien
in naturfrischer Tonstimmung und sublimer Farbe — alles
wie aus einem Gusse! rr.



— V Kunstsalon Schulte.
(^^er Altmeister der zeitgenössischen Malerei Lnglands,
G. F. Watts, hat einmal auf einem seiner Ideen-

bilder den Geist der Liebe als eine Mutter dargestellt, die

sehr verschiedenartige, wenig verträgliche Kindlein mit
gleicher Mbhut umfaßt. Aehnlich verfährt der Kunstsalon
Schulte mit seinen Künstlern. In der to. Saisonausstellung
ist von Lranes gedankenreicher, blutleerer Kunst bis zu
dem säftestrotzenden Naturalismus Zügels eine ganze Schaar
 
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