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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 5 (Mai 1930)
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Reupke, Ernst: Vom Erlebnis zum Werk: ein Beitrag zur Berufsberatung aus Lesefrüchten und Eigenem
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0124

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„Wk>s isl schö», so wje es isl, we»» »>»» c'ü >»»'
>»il de>» ^luge decP'iebe i»'ln>chlel" (Thode). „Es ist
cii»: slilie A»d»chl!i» dic, d» seldst vecliecsl dich i>»
undegcenzle» Anume, üei» iMZes Wese» ecsnhct
ei»e i.'n»lec»»u »»d Äei»>ü»»ü, dei» 3ch verschwi»-
del, du disl »ichls. Civlk ist nlleSl" <Lnr»S). „Dn jnuch-
ze! die Seele lnul auf üttd flieMsl >»»hec i» dei» »»-
eci»es;liche» Rnuiiie »») »lich; es ist kei» U»le» und
liei» Ode», lieiue Zeil/liei» Aiifniin u»d Kei» L»de,
ich höre uiid slihle dechledeiidche» Odei» GotleS, der
die Well hiill »iid lciigt, i» dei» nlleS lebt uiid wiriii:
hiec isl dns üöchste) wnS wic nhiieii —Gott" (Äu»ge).
„Die Gölllichkeit, ->e dei» Wisse» des AtnlerS iime-
wohiit, dewickt, dns; sich dec Geist deS MnlecS zuc
Aehulichkeit »>it dei» nöllliche» Geiste eiiiporschwiiigl"
(Leoiinrdo dn Mnci). Sv dnut sich der Kuiistler eine
iimece, zweike Welk, odec wie Ekkehnrd sngk: „Bnu
dic ei»e »eue Welt! Bn» sie dic tief iime», luftig,
slolz u»d weik! Stcöine» uiid verriiliie» lns; die nlke
Zeil!" U»d nus dieser reiche», iniiere» Welt, die voll
isk „vnu de» ödere» Li»gieszu»geil" (Dlirer), iiius; der
Küiiskler niiSgietie» u»d iiiilteile». Aber: „dlch, ihr
seid »och nichl so »veit, meiiie wlnckeren Gefnhrie»,
ihr werdet »och viele Ssifte nbiiuge» und viele Sliicke
Leiiiwniid dedecke» iiiiissen, devor ihr dnS Ziel er-
reichl" (Bnlznc), denn ider Weg' zur Kunst ist lnng
uiid schwer. i >

A s d r u cliswIll e.

Durch slnckeS Miterlede», durch die iimere An-
leiliinhine wicd dex Komplej' der Gesühle i» Aus-
cuhr gedrnckl uiid liii Uiiruhe versehl uud »nch Art
deS Lrlebuisses wecden' nuii Lust- uiid Unlustgesühle
ledendig. „Diese Unruhe siud gewisse Aiitrlede u»d
ömpulse, die i»idewils,( i» uiiS nrdcite», vorwürkS
driiiige»" (Plnliier) z»r Milteilung, zur Weitergabe
n» nudere, deii» cvess' dnü Herz voll ist, dess' gehet
dec Muiid »dec. „Es sst nieiue feste Ueberzeugung,
dns; ohne innere Ausrejiuiig' des GeinüteS nl!e Kiliisk
lot und vergrnde» llegl; dns; durch knlteS Zusniiiiiie»-
rechiie» vv» Koiilrnsleiii uiid BerstniideSdegrifse» »ur
poelische Krüppel niiS t.'icht gezwuiige» werden"
(LnruS). UebervolleS Herz »msz sich inilleile», wenii
eS »ichl n» iiinerei» Lrlede» zerdrechen und ver-
dceiiiie» will. Bei höchsler Sensidililiil ist es wohi
möglich, dnsz Aienscheis, deiie» die Gnde der ÄNl-
leilung voi» Schöpser versngt dlieb, dnbei zerbreche»,
oüer dnsz eS dei ihnesi zu einer Entlnduiig' durch
iZ'rniikheitSerscheiiiungeis koniiiit. AnderersellS knii»
nuch eine cc»lspn»»u»n einkrele» durch ge»ies,e»de
Üiiignde n» die Kuiisl suiid leideiischnslliche Freuud-
schnsl sür sie. So sngle iiiir eiue Arzl, der ei» eisriger
Sniiiinlec wnc, von sich seldst, er sei ei» „Michel-
nngelo ohne Arine" u»d „ei» Lnruso ohue Stiiniue".
Dei» degnndeien 5(ü»slser nder sind Gnbe» nls Ge-
schenk verliehe», die ihn befähigen, zu dilden und zu
geslnlte». „Gott weisz HolichS nllein, wein ers osfen-
dnrle, der weszt es nuch" (Dürer). „Dies treibk u»d
preszt unü in der Brust uns iiiikzuteilen: wir hnlke»
die höchsle» Punkle dieser Liiipfinduiigen fest imd
so enlslehe» desliinpile Gednnuen ln unS. Wir drük-
ken diese Gednnke» nuS i» Worle», Tönen oder Bij-
dec» und errege» so s» der Brust deS Meiischcii
»ede» uiiS die seldige,sLi»pfi»du»g" (Auiige). LS ist
»ii» noch zu iiiitersttcheii, welches dle desondere» Gn-
den sind, die dei vorhäiidenein Wille» zur Miltei-
iung ih» nuch zui» AuSdruck desähigen.

A u Sd r u ck Sver in ö g e n.

Als LrsteS isl ihi» eine desvndere Arl des Gednchl-
nisseü zuteil gcworden, dns ihn befnhigt, nus dein
Mit- und Nncherleden einen Schn(j vo» ÄesühlS- u»ü
StiininungSwerte», als auch vv» Forine» und Fncd-
tönen anzusninineln, denselbe» durch Ailckeriniierung'
wieder inS Bewusztsei» zu bringe» und aus ihin mil
Hilfe der Phnntnsie niischnuliche Borslelluiige» zu dil-
den. Bei dieser Wiedererweckliiig zuin Lebe», d. h.
zuin iniierliche» Sehe», erfnhre» dieselben »»» ndec
scho» inniicherlei Ad- »nd Uiiiwnnüliiiigen, i» deiie»
nuch die besonderen Merkinnle der Künsllerpersöiilich-
keit ihre» Aiederschlng sinden, und diese Künstler-
persönlichkeik ist wiederui» ei» Slück Lrbguk, erwor-
den durch Adstaiiiuiung, Rnsse, Elkernhniis, üeiinnl
und Balerlnnd. üinier diejein Borslelliiiigsschnhe slehl
nun nlS zweile Gnde die ErsindungSkrnst oder Phnn-
tnsie. Sie isk es, die dei der Aückerinneruiig de»
Borstelluiige» erst die erforderliche Schwuiigkrnsi
uiid Iiitensiliit gibk und die Teilvorskellunge» zu nb-
gerundeke» uiid eiiiheitliche» Bisioiie» und 2dee»
ordnet und zusainineiifügk. „Dnnn soich Zufiille (Lin-
fiille) sind bei de» Künstiier» uiiziihlig viel u»d ihc
Geiniit voller Bildnusz, dns ih» niüglich zu iiiache»
wnr. Derhald so elin Mensche» viel himdert Ünhr
z» lebe» verliehe» wirdek, der sich solcher Kunsl
schickerlich brnuchke, und dnrzu genaturk, der wirdel
durch dle Krafk, die Gotk dein Meiischen gebe» hnl,
alle Tng vlel »euer Gestnlt der Arensche» und nndecer
Lrenture» auSzugiesze» imd zu »inche» hnbe», dnS
ina» vor nik gejehe» noch ei» Ander gedncht hiilk."
„Doch hüt sich ei» siedlichec, dnsz er »ichts Aiiiiuig-
lichs inag, daS die Anlur »it leiden küii». LS iviir
dann Sach, dasz einer Trauinwerk wollt innche», i»
solchem inag Einer allerlei Creakur uiikeceiiiniider
inischen." „Dnim ei» guker Aknler llt iiiwen-
dig voller Figur." „Ls geschiehk nuch, nber selte»,
dnsz Einer durch grosz Erfnhrung und lnnge Zeit >»
fleisziger Ilebuiig so gewisz werd, dns; er nus eignei»
Berskand, den er inik groszer ANihe erlangt hal,
nujzerhnlb eineS GegengesichlS (ohne Aiodell), dasz
er abinnchen mög, etwnS BesserS zu Werk ziche»,
dnnn der Ander, der da viel lebendiger Mensche»
zu nbiiiache» sür sich slellk" (Dürer). „Der Künsllec
schasft nlü eiuec, oec »ichl Wecke seiiier Hnud, so»-
der» Ofseiibncuiige» seines iniiere» Schnueiis vo»
sich gibt ' (Tieck). „Willst du dich der Kuiist widine»,
fühlst du de» liiiiere» Beruf, ihr dei» t.'ede» zu
weihen, so nchke nuf die Stiiiime deines I»»eri>:
den» sie isk Kunst i» »iis. I» begeislerler Sluiide
wird sie zur niijchnuliche» 'Zoci»: u»d diese Foci»
ist dei» Bild" (L. D. Fciedcich). „Begeisterung isl
der Urspruiig jedeS KuiistwerkeS. Die Kunst ist die
Blume meiischlicher Einpsiuduiig zu »enne». 2»
ewig wechselnder Gestalt erhebk sie sich zuin Hiinuiel
empor" (Wackenroder). „Ünd diese Behendigkeil
macht, dasz du dich nit lnng bedenke» dnrfst, so dir
der Kopf voll Kunst steckk" (Dürer). „Man soll jede
Borstellung so hoch nlS inöglich schraube», sie bis n»S
Lnde verfolge». Ain» soll sie nber auch »ichk eher
aiipacken, alS biS »in» sie gnnz hat, vo» nllen Seike»
und dan» »ichk loSlnsse», bevor nicht die letzken
Mltkel erschöpst sind" (Böcklin). „Dein uberkuinuiene
Kunst innchk dir ei» guke Augeiiiiinsz, nlsdnnn ist die
geübte üand gehorsain" (Dürer). Durch Ilebung also
koinuik der Küustler zuin guten Augenuiajz und zuin
„Gebrauch" in „Freiheit der Hand" (Technik) und
 
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