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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 5 (Mai 1930)
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Reupke, Ernst: Vom Erlebnis zum Werk: ein Beitrag zur Berufsberatung aus Lesefrüchten und Eigenem
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0127

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117

nichl jcinc'n leiblichen Augen euideckk und erklärk,
die ihrerieils ihin M» richtigen Urteil helfen werden.
Aufjerdein gelnngk innn veriuittels der Vorzeichnung
nus dein Pnpier dnzu, isich 'den Geist mik schönen
Aussnssungen nnzufüllen,! und innn iernt nlie Dinge
der Nnkur nuswendig dnrzustelien ohne gezwungen zu
sein, sie iminerwnhrend vor sich zu haben."

Wns isk nlso dns Gestaiten? Nach Dtirer: „aus
den inneren 3deen, davon Dlato schreibk, allweg
elwns Aeues durch die lWerir auszugieszen," oder:
über den Weg durch Konzenkrakion, Dhankasie, Ver-
slnnd, Geschinnck nus elnem Erlebnis Kunst zu
iiinchen. „Kunsk ist Ausdruck -es Gefühls", (Plnkner)
,/)k»r sich selbst und seine Freude nn Geschnutei»,
Begrissenem inikkeiie». Der andere soll aus uieinen
Bildern verstehen, wns §ch qn Antur, Leben usw.
genossen hnbe" (Böcklin).!„Die Dnrskellung derWelk
iui Bilde isk die Mitkeilungi des seelischen Welt-
eriebens" sThode). Aber inicht jeder Ausdruck, jede
Milieilung isk bereiks Kuissk. „We»n einer die Siin-
lnz von Grund aus kennt und'gerade lreine Sprach-
schniher inacht, sv ist er desivegen noch lange kein
grosier Dichter" (Valzac). Wödurch wird nun nber
öer Ausdruck, die Mitteilüng zum Kunstwerk? „Der
grosie Künsller inusi »»ss elivns z» zeigc» hghc'»
»'N'c wii i» »I'ch »ichi sieishen-hnbe», wic' ci c'o une
zcigi ^ Isiocimnnn). „Ku»st isi »ichls nnüeres nls
ein Bersuch, dns zu ersesien, w»s u»S die Wirklich-
keil versngt" (Akörike). s „Däs höchst vollendete
stunslwerk ist Iininer, es sniöge sonst sein, wns es
will, dns Bild von der kiefsten Ahnung Gvlles in
dem Aknnne, der es hervörgebrnchk hak. Das ist, in
jedein voliendeken Kiinskwerk fühlen wir durchaus
uusereii innigslen Ziisaininenhnng mit dem Univer-
suin" (Aunge). „Dann wahrhaffig steckk die Kunst in
der Ankur, wer sie heraus kann reisien, der hat sie"
(Dürer). „Ein Kttnstler ist, wer die neuen Aufgaben,
die eine neue Zeik skellt, geschinackvoll zu lösen sucht"
iMuther). „Aun kuininen wir iy>e vorgeineldt wieder
zu der Akensche» Urtheil. Die achken etwan zu einer
Zeil ein Geskalt hübsch, zu der andern Zeit erwählen
sie ein andre dnrfür. Soll er shren Wtllen leisten,
inusi er dnzu ein gewnlkigen Brauch hnben" (Dürer).
„Akc'ine Augen sehen nichts Sserbliches mehr . . .
Weiin ineine Seele nichk machi dein Vilde Goktes
gc'schasfen wnre, so würde sie sich mit der äusieren
Schönheit begnügen, die den Augen gefällt. Aber
diese Schönheik ist krügerisch, sö wendek sich ineine
öeeie der alluinfnssenden Schöpheit zu" (Akichel-
nngelo).

Aus den vorstehenden, verlchie'denen Auffassungen
ergibt sich zusnininenfnssend Fosgendes: Der Aus-
druck wird zuin Kunslwerk, wenn l. ein iiiilieiienS-
weiier stnhnll vorliegl, wen» 2. die Art deS AUt-
leilens und ZeigenS de» Persöiilschkeitsskeinpel krägt,
und wenn ». die Mitkeilung inik vollendelen künst-
lerischen Mikkeln gemncht wird. i Der Gesamkzweck
des Kunstwerkes ist also, durch cjsthetische Formung
(-7 Gc'llnltung) ästhekische Ei»drücke zu erzeugen und
zu vermiltelii.

Das Werk (— Gestaltung).

2m svigenüen joll nun der Bersuch gemacht werden,
c'inen Weg zu zeigen, wle er hiers und da an Kunst-
schulen, nn deneii überhaupt noch ekwas über Anlage
uud Ausbnu eineS WerkeS zu hhren ist, gegangen

wird oder doch eingeschlagen werde» könnte. Einer
meiner früheren Schüier, der seit längerer Zeit eine
Akademie besucht, sagte mir, dnsi die Schüler nlles,
was sie darüber zu hören bekämen, nur durch ge-
meinsame Aussprachen, selbständige Bersuche und
gegenfeitige Krltike» ersühren. Es würden nur
Einzeiflguren, Mokive und allenfalls noch Skilleben
gemalk. Nun ist es klar, dasi, wenn man dle Gründe
erwägt, warum e i n Alotiv gut und ein anderes
weniger gut wirkt, auch zur Komposikion liommen
kann. iimmerhin ist es ein Amweg. „Darum ist eS
recht, dasi Einer den Anderen unkerweis. Wöll wir
durch Lernung unsere Beriiunft schärpsen 'und uns
dorin üben, so mügen wir wol eklich Wahrheit durch
recht Weg und Mitkel suchen, lernen erkenneii, er-
langen und darzu kttininen. Doruin helsk, lieben
Herrn und Freund, gebk mildiglich heraus die Gnben
Gokkes, die in Euch gegossen sind, auf dasi Gotk in
Euch geehrk werd und oen Brüdern zu Guk kumm"
(Dürer).

„Ehe man in das Werk greifet", musi inan wissen,
„was der Will im Berstand haben will". Ilnker
skärkster Konzentration nuf die zur Vorskellung
gewordene cidee ist es erforderlich, zunächsk eine

1 ^ » l »nn s s Icl ZZc

nnzuseriige». Sie soli rein gesühlsmäsiig nur der
Vorstellung solgen und ein unbeeinflusiter Aieder-
schlag derselben sein. Sie wlrd bereits alie Zaupt-
sachen bringen und enkhalken, wenn die Vorstellung
genügend hiiiaiifgeschrnubt war. Auch in kleinein
Alnsisinb soll mnn grosz denken. Böcklin gibk an
einer Stelle den Nnt, sich unter dem Papier eine
grosie Wand vorzustellen. sthr folgen nun

ll. Versuchs-, Kontroll- und Kompo-
s i t i o n s s k i z z e n.

Während in der ersten Enkwurfskizze Gefühl und
Phankasie allein arbeiten, krikk i»»i auch der Ver-
stand a» ihre Selke. „Die Kunsk kommt nicht aus
dem Verstande, der steht nur nm Venkil oder am
Skeuer" (Böcklin). Durch verstnndesmäsiige Erwä-
gunge» hnben diese Skizzen Klnrheit dnrüber zu
bringen, ob und wie eine Skeigerung möglich ist in
bezug auf a) Gesamteindruck und -Skimmung. b) Die
Gruppe» und Teile. o) Die Farbengebiing und ihrer
Haupkakkorde.

Vei a) erstrecken sich die Antersuchungen und Ve-
trachkungen auf 1. Format und Grösie: 2. Naum-
wirkung, Horizonk, Ort, Zeik. 3. Massenverkeilung
(goldener Schnikt?). 4. Blickpunkt, Vlickfang (soll
der Blick gebannk sein oder soll er gleilen, schwelsen?).
5. Führende Linien, ihre Gegenlinien und Ileber-
schneidttngen. V. Lichk- und Schaktenmassen (hell und
dunkel).

Vei b) ist die Gesamtskizze zunächst in Gruppen
und Einzelerscheinungen aufzuiösen und die,e sind
dann zu betrachten und zu untersuchen nach I.Haupk-
handlung, Haupterscheinung, Nebenrollen (Haupk-
sachen, Nebensachen, Füllstoff): 2. Skellungen, 3. Ve-
wegungen, Gebärden, 4. Gesichtsniisdruck, ANmlk.

Bei e) sind Erwägungen und Versuche anzustellen
über 1. tzarmonle oder Konkrast: 2. düster oder
freundllch, heiker: 3. knlt oder warm: 4. rein oder
gebrochen (stark oder schwach): 5. hart oder weich:
v. vor oder zurück,
 
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