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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 6 (Juni 1930)
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Hübner, Erwin: Der Heimatgedanke im Zeichen- und Kunstunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0165

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Mehi' i)nm je h»t die heulhie Schule dle Pslichl,
Geüeuwurlsiueuscheu M erziehen, Persöulichkeileu
heruuiubildeu, die deu gegeuwnrtijieu Slrömuugeu
der Wlsseuschusleu uud vor ulleiu deu ueueu Zleleu
der uwderueu Kuusl uiltWerstüuduis eutgegeutreteu.
Die ueue Kuust dek Heiiunk, iusbesoudere dle Anu-
liuusl, die durch die gesuiuke Eukwlckluug des Sied-
luugsgeduulieus u»d durch Aeubauteu lromiuuuuler
oder slunlllcher Aehördeu uuch deu Kleiuskädleu el»
ueues Gesich! gibt,i sollte uiiudesteus deu Aulruüp-
suugspuulrk für dle! Aekruchkuug der ueuereu Buu-
lruuft biekeu. Der KüustUukerricht ist ja uicht wie die
wisseuschnftlicheu Fucher lbesouders Gefchlchke uud
Deutsch) uu eiue üheriuähige Fülle vou Stofseu der
Aergnugeuheit gebüudeu, hut ulso mehr nls ulle nu-
dereu jliilerrichlsfächer! die Freiheit, seiue Stoffe
uuswähleu ,,u 'lröuueu. Dlese Freihelt nber sollte es
gur Pslichl uiucheu, dle ijioderue Zeik iu deu Aorder-
gruud ,>u rüclreu »ud bei Aetrnchtiiug frttherer KuuÜ-
werlre iiuuier wleder üle Aegiehiiugeu der nlteu ,rur
uioderue» Feit festMstelleu. Auch uuch dleseiu Ge-
sichlspiiulrte ist die i Stoffuuswnhl für dle Heimut-
liuude iu llüustlerlscher Aeglehung vorziinehiuen.

sjur Errelchuug sehies ZleleS, die Schttler iu ein le-
beudigeS Aerhältuls !,jur Kiiust gu briugeu uud in ihueu
dus „Gesilhl sür Form und deu Milleu guc Form" zu
erweckeu, sleheu detu Zeicheu- uud Kiiuskiiuterricht
uls Miltel dus slächeuhuske uud lrörperllche Gestul-
teu (iu sreier nud gebuudeuer Form) uud die Kuusl-
bctrnchtuug gur Aesfiiguug. Der Gednulre der Hei-
lunlergiehiiug wird ulso iiu sreieu uud gebuudeueu
Zelchueu uud >u der iKuustbelruchtuug seiue Berüclr-
sichklguug fiude». u s

Dns sreie Zeichueu ulü phnutnsie- uud gedächtuis-
uiähiges Gestulkeu uird uss Aukurzeichneu schlieht iich
ohue weiteres nu die! hetuintlicheu Gegebenhelkeu nu.

„Freles Gestalteu vouj Eiudrttckeu uud Erlebuisseu
uus der Iliugebuug des Schülers" ist dle Aufgnbe des
Zeicheuuuterrichtes der ^lutersluse. Alles wus die
Heiiuuk deu Schüleru uuiForuie» uuü Fnrbeu bieket,
womit sie durch ihreu Isuiguug, ihr Lebeu vertruut
siud, wird iui Ilukerrichkwerurbeitet. Zwur ist dieses
Zeichueu uoch lreiue bewubte Wiedergnbe eiues hei-
iiiutlicheu Molivs, wie es etwn eiue GedächkniS- oder
Auturgeichuittig seiu tröünte, souderu mehr eiue ge-
legeukliche Aeuuhuug der heliuatlicheu Aiuwelt, eiu
phuulusieuiäsjiges Schnsfeu, bei dem eiue mehr gu-
juiuuieuseheude Tüljglielt der Gestaltuugslrrust des
Schülers zur Lösuug der Aufgube dleuk. Aicht eiu
bestiiuiukeS Gesichtsslnueserlebuis soll uiil möglichster
Geunuiglieit l» Foriu uud Furbe wiedergegebeu wer-
deu, es soll uur gur Aureguug der eigeueu ueuschuf-
seudeu Kräste dieneu. Dem Schüler der uutereu Klas-
seu werdeu ju nlle beliuiiuteu Diuge mehr oder we-
uiger guiu Spmbol, selue Zeichnung ist Ergähluug,
duS Küiisllerilche sejuer rArbeiteu fast iuiiner durch
die Eiuführuug des T'ehrers bediugt. Eiues lässi sich
uber schou nus üeiilArbtzlteu der Auterstufe hernuü
leseu: der Eiuslus, der Heliuuk uuf die geichuerische
Geslulkuug des SchülerS. Eiu Kiud der Grossitudt
.jeichuet uuderS uls eiu Dorf- oder Kieiustudlschüler,
üie Arbeikeu eiues iiordüeukscheu SchülerS geigeu eln
uuüeres Teuiperuiueüt chs die eiues süb- voer osl-
üeulsche» 5iiudes. hjt deui Augeublicli, iu deiu die
Freude uu phuulusieu>äs,jge»i Schnsseu deiu Schüler
verloreu geht, seiue Selbstlirikili hezllglich der Wiick-
lichiielt eiusehl, die Ilmihelk ihm bewusjter wird, be-

giuul die Zeil des „lttiusllerischeu" Gesiulleus. Die
Arbeikeu des hugeudlicheu richteu sich uuu uuch deu
vou ihm erlinuuleu sormuleu Gesegeu der Kiiusi.
Aufguben wie die Durstelluug eiues beslimiuleu hei-
mntlicheu MokivS liöniieu nuu gestellk werdeu. Der
Zwaug geuuuer Aeobuchtuug uukerstühk ebeu durch
die Aotweudiglieik uud Eukwickelung eluer liinreu
Formuiiffussuug uuch die Kuustbekruchtilug. Auch sür
öus Zeichueu vor üer Aukur liefert die Heimut die
uotwendigeu Stoffe. Aebeu dem gestnlteudeu Zeich-
ueu selbstaufgebuuker Slillebeu, zu dereu Ziisumuieu-
stelluug unlürlicherweise uuch gute Lrzeuguisse hei-
mutlicheu Hnudwerlis uuü heiiuntlicher Iudustrie Aer-
weuduug siudeu liöuueu, lrouiml dus Zeichueu im
Freieu uud iu hiiiieuräumeu iu Fruge. Alles wus
die Heimat bieket, knuu zum Avrwurf eiuer Zeich-
uuug oder Aknlerei gemuchk werdeu. Es ist gnruichi
uokweudig, uur dus lnudlüusig „Schöue" uiiszuwäh-
leu. AUk dem uötigeu GestaltuugSwilleu ist nuch unch
eiuem bescheideueu „Motiv" eiue guke ^lrbeit mög-
lich, »utürlich uur dunu, weuu uichk Aukurubschrei-
berei uud> Aalurunchuhmuug, svuder» Aeiiformeu uud
Neuschuffeu dns Zlel ist. Aorstudkgegeude», Schre-
bergnrke», iudustrielle Aulage» usw. jiud fujk immer
reizvoller uls dle „berühmteu" Kircheu uud nudereu
historischeu Gebäude des Orkes. Die Arbeit des
Kuustlehrers besteht duriu, de» Schüleru dle Augeu
zu öffneu iiud ihueu dle richligeu Alotive zu weiseu,
sie zuui Erfasseu der dem flttchtige» Aeschuuer osl
verborgeueu formuleu Schöuheikeu uud zum Erkeuueu
der churukteriskischeu Ligeuheileu hiuzuweiseu. Die
eigeue Geskulkuug uuch heim Aukurzeichueu.isl zu
förderu uud eiue gute Aukuruiissussuug zu eutwickelu.
„Atte Kuust liegt iu -er Aukur, wer jie heruus kuuu
reiheu, der hut sie." ^lichk die uubediugke „Aukür-
lichkeit", daS eigeue Schasfeu, der Ausdruck ist dus
Ziel der Arbeit vor der Ankur, bedlugt durch Er-
ziehuug zu richkigem Seheu, richkiu ulchl im Siuue
üer Perspektive, die seit der Aeuuisjuuce uusere Kuusl
heherrscht uud im Zusumuieuhnug mit dem Aalurulls-
iiius bes vorigeu Iuhrhuuderts eiue Kuusluuschuuiiug
heruugezüchtet hnk, die ulles Aersläuduis fttr wirk-
liche Kuustwerke erskickeu liesz, wohl uber richliges
Sehen iu küusllerischem Siuue. Es gilk, „mit siih-
leudem Auge zu seheu uuü mit seheuder Hnud zu
fühleu". Wir zeichueu ebeu uicht „uuch", souderu
„vor" der Aulur. Wird dus Antiirzeichue» iu dlesem
Siuue uud uuler dieser selbslverstäudlicheu Ari der
Heimnlberttcksichliguug gelriebeu, duu» wird muu
ohue weiteres die Art uud Weise, wie leider heuke
noch muucherorts „heimuklicher Kuusluuterrichl" be-
kriebeu wird, uls uuküusllerisch erkeuueu. Kommt es
doch vor, dus; hislorisch vder kuuslgeschichtlich bedeul-
sume Auuteu eiues Schulorles vou deu obereu Klus-
jeu höherer Schuleu iu Totul- odei Teiluusicukeu
uuter Aerücksichliguug möglichsler Nukurtreue ge-
zeichuet werdeu, um durch diese Arbeiteu kuustge-
schichkliches Aersläuduis zu erzieleu u»d eiue ^irl
„Heimukurchiv" uuzulegeu, „iu dem geführdete Auu-
üeukmäler der Auchwelt erhulteu bleibeu solleu".
Aou der lluzugäuglichkeit dieser „Aakurubschrifkeu"
uuü der Aevvrzuguug begnbker Schttler abgeseheu,
erzieht dieser Auterricht uur zu skluvischer Aukur-
uuchuhmuug uud lölet die schöpserischeu Kräske des
Schttlers. Küusllerisch oder uur hislorijch werlvolle
Anuleu iu diesem Siuue zu bewnhreu, isl uichl Suche
des Zeichueus, souderu eiue Ausgube der im Dieuske
des KuusluukerrichtS steheudeu Phokogruphie. Wie
 
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