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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI issue:
Heft 7 (Juli 1930)
DOI article:
Herrmann, Hans: Die Geburt des Bildes
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0186

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Hmbe wild liicht »is seibsibedoutelldes Siiiiibild »e-
sichissiiiilesilicißiit-tteistiiter Ziilaiiimeiihiiiige genoiii-
meii, sviidern nis Trägei mamiigsaitiger Bedeutuug,
die iu iviiiiiüriicher uud uiisqchiicher Weise heigeiegt
ivird, s

Aus dieser weseiitiichek Vsriieiiiiuiig der biidkünst-
ierischen Form, beruht sauchj die Meiuuiig, öle üer
Mrsasser über das Probieuuües Ab,ielchiieus äus,ert.
Sie isi geivis, weilverbreiteb uud die Probieme, üie
sich hier verbergeii, siud uoch iauge iilcht geMrk:
triit aber jemnud mit dem Auspruch auf Beachtuug
vor die Üesseiitiichkeit, ^aim! mus; es ihm zum Bor-
ivurs gemacht werdeu, weiisi er iu uiitiefer Weise
über Diuge himveggieitet, üie ivichtig siud. Pfieiderer
spricht vvu deu „liuproduktiveu" uud meiuk, mau
müsse versucheu, das uumikkeibar küustierische Zuker-
ejse am Zeichueu be! ihueui durch das uakurwisseu-
schasiiich-techuische zu ersekeii, ihre liebuug vou jeder
„Absichk auf küustierische Wirkuug" befreieu uud auf
„sorgsäiiiges Abieichue»! uud! Aiisivriidigzeichueu mit
koiiveukivueiieu Aüiteius' richteu.

Das ist ivieder die diileknutische Ausicht, die Form
uuü Üuhnil iiulerscheidct, die deu iuueivohueu-
deu Siuu des biiduerischeu s Spiubvis uicht erkeuuk
uud daher deu svrmgebeiideuiStrich uur ais eiu AUk-
lei betrnchtet zu eiuem iveseusaudereu Ziveck. Es wird
uicht erkauut, das> die Puzig siuuvviie Absicht jedes
biidiverkeudeu Geistes uür die seiu knuii, im Strich
u ii m i k t e i b a r PorlleiiungSzusammeuhüuge ge-
sichissiuuesmäsziger Art-siuubiidiich zu niacheu: das;
uur iu den Zeiteu des Berfaiis die bauaie Zrriehre
vom Abzeichueu aufgekom»i?u isk, die iu sich uube-
grüudek uud ividerspruchsvoit: eiuer erusthnfteu Prü-
sung uichk skaud zu hniten vermag.

Äie Aufgabesteiiuug heiuü Abzeichueu beruhk auf
durchnus irrigeu Poraussekqugeu: es iiegt wohl iiu
Aereich der Aiögliichkeik uuker Auweuduug verschiede-
uer Hiifeu eiue Icheiubare Lösuug z» erzieien, keiu
gesuuder Geisk aber ist imstqude, sie ihrem gesehkeu
öiuu uach zu ersttiieu. Es ist uicht wahr, das, üer
Abzeichuer vor eiuem Liiiieiskompie; stünde, das er
kühi uachahmeud zu Aokiz uehmeu köuute. Mit
aiieu Gesichkseiudriicken verbiudeu sich uniösbar
Formvorskeiiuugeu, die, enksprecheud der spezifischen
geisiigeu Struiiiur ües Zeichiiers iu mehr oder miii-
der üissereuzierkeu Zusammeuhaug iu der Zeichnuug
zur Berwirkiichuug drüugeii. Dnhec kommeu die
„Zeicheusehier", uicht qus üer „maugeihaflen Be-
obachluiig". Da uuu geräde bei deu Leukeu, die mau
iiuiiüustierisch ueuul, der Slniid deü biiduerischeu Ber-
mvgeus eiu vergieichSweise jprimitiver isl, wird die
biiuzeivvrsleiiuug („Auge vou vorue", ,,^!ad von der
öeile") domiuiereu uiid' kroh des spihiiudigsteu Ge-
webes vou KoiiskruklioiiSiiuien üie „Äichtigkeik" der
iZeichuuug zerstören. i

Üier soiieii die tieseu Diuge uur augerührt werdeu.
die mau gemeiuhiu jo linwichkig uud seibstverstäudiich
uimiul. Psieiderer hak ihre Bedeuluug uicht erkaunk,
joust würde er »icht iu iiachiüssig-mijzbiiiigeuder Weise
vou eiuem Buch redeu, dessen Inhait gauz der Be-
lrachluug dieser zeulraieu Probieme gewidmet isk, der
„T h e v r i e der biideiideu K u n st" von
Guslas Briljch. i

öu dem üapilei, das er „Dqs Lriebeu" überschreibt,
iegl Psieiderer seiue Aiischauuugeii in gedrängter
llvige dar uud da zeigl es jsich, das; er einen ganz
audeieu Ausgaiigspuukt hnt, ais der Theoreliker

Britsch, dasp er ihn deswegeu gruudsähiich mis;ver-
stehen muszte. Pfieiderer ist durchaus psychoiogisch
eingesteiit, uuphiioiophisch: seiue Uiirersuchiiugeu
geheu uicht dnrauf hiuauS, daü iuuewvhneude Gesej,
eiuer besoudereu Art üer Geistigkeik zu ersorscheu,
er krachtet vieimehr festzusteiieu, was der formbiidende
Meusch beim Akt ües Formeus aiies eriebe. Da er
seiu Augenmerk gar uicht auf üas W e s e u ües
Formbiideiis gerichtek häii, kaun er auch nicht euk-
scheiden, ob irgeud eiue Eriebiiiskompouenke iu uu-
mltteibarer Beziehuug stehk zum Akt des Gestaiteus:
er Ist hiifios eiueni Kompier vou Eriebuisseu ausge-
iiefert, üie aus üeu mauuigsaitigskeu Queiieu zusam-
meuflies;eu.

Niemais ist das Borhaudeuseiu aii dieser Eriebuisse
geieuguek worden und uiemaudeu ist eS noch in üeu
Sinu geiiommen, dem formbrideudeii A!euscheu die
reiche Füiie aiier audereu siuuiich-geisiigeu Fühigkei-
keu abzusprecheu: aber Theorie der bildeudeu
K u u st kreibeu, heiszk eben uur die b e s o u d e r e biid-
uerische Leistuug betrachkeu, nicht gefühis- oder erieb-
nismäjzige Begieikerlcheinuugeu üiber dereu Wichtig-
keit für das Zustaudekomiuen eiues Kuustweriis da-
mit gar nichk geurteiit iverdeu soii): uur diese, ihreu
eigeugesekiicheu Wert, uicht die Gejchichte ihrer Euk-
stehuug oder die Akögiichkeit ihrer Wirkuug. Das;
aiie Kräste des Menscheu irgeudwie am Werk der
biidenden Kuust beteiügt siud, darüber war Briksch
uie im Zweifei uud uiemaud, der jeine Lehre wirklich
verstauden hak, wird es seiu.

Kourad Fiedier* schreibt im ersken Bruchstück seiuer
Skizze „Wirkiichkeik und Kuust" über dieses Pro-
blem: „Bekoiiliug, dajz auch der biideude Küuslier vou
dem aiigemeiu meuschiicheu Stnudpuiiiik ausgeht, üas,
er mit dem Gesamkbesik seiuer Lkakur keiiuimmt au
den, Gesamtbesih, au der Gesamktäkigkeit des meusch.
iichen Geistes" uud eiuige Zeiieu weiker uukeu sagt
er wieder: „Mau wird gerue zugesteheu, das; das
Auge für üeu biidendeu Küustier eine weseukiiche Be-
diiiguug seiuer Tätigkeik ist, ... aber mau wird imiuer
vou der Auuahme eiuer besondereu küustierischeu
Kraft ausgeheu, die mnu wo gauz auders sucht, als
im Auge uud zu der das Auge doch ininier uur die
Steiiuug eiues Hiifsorgaues eiuuimmk. ... Aud doch
wirü mau eineu Liubück iu die Werkstütke dcr
küustierischeu Tätigkeit uur tuu köuueu, weuu mau
sich bewuht wird, üas, das Weseu derseibeu gauz aus-
jchiiebiich auf dem Auge beruhk. Dndurch aiieiu wird
auch der künskierische Borgaug des haibmyskischeu
Lharakters, deu er bei deu eiueu hat, eulkieidet, ttber
die uiedrige trivinie Bedeuluug, die ihm vou nuderu
zugemesseu wird, hiuausgehobeu ..."

Behaiten wir deu Kiang dieser Worke im Ohr,
merkeu uus ihreu Siuu uud höreu dauu, was Pfieide-
rer zur setbeu Sache zu sageu hat: „Aud damit (mik
dem „Erwerb vou Formerkeuutuisseu") legk sje (die
Aakur) zugieich deu Gruud und se(;t die Borbediu-
gung jür dns, was durch Eiuslrömen anderer Kräske
Kuust werdeu kauu — denn das; aus eiuer Erkeuut-
nisieistung aiieiu das Weseu der biideudeu Kuust ver-
staudeu uud erkiärk werdeu könule, wie die Theorie
von Guskaf Britsch wiii: davou kauu jn keiue Aede
seiu."

Wer deu scheiubaren Widerspruch der beideu
von einem theoretischeu Berslüuduis der büdkllnst-

* Koarad Fiedlers Schrifte» iiber j«»»sl, Mimche» Ivl», Seite
15, s. u. I5U s.
 
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