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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 8 (August 1930)
DOI Artikel:
Busse, Wilhelm: Über die Erhaltung der Gestaltungskraft des jungen Menschen während der Pubertät, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0227

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216

W

Zelchue» vo» Li«rfve!»e» »>>s der Porslell»»g> Ph»»tasie»iöfjtges Gestalte»: „Der Nn»bsisch".
Prbeit eiiier o III des iKatharliieiistlstes Stnttgart <Sti>die»asiessori» itiiise Siegeiieger)

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Kun

Kiili

dniiiguiisi der erlieunenden Seelenkräfte hingeben
können. Ileberiviegl dns lgefllblsinäjzige Lrfassen !o
siark, dah es zur Geskaltung >drängk und beherrscht
der Aelreffenüe die iiötigen Aüsdrucksiveisen, so ent-
slehl eln Gebilde, dns ivir Kuüstiverk nenne».

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Anch Iin Kinde drängeh Gefühle zur Gestaltung,
'ich in der Wurzel ihres Wesens init denen deS
'tschnffenden berllhreis, ohne dajz dabei voin
'kler iui 5>inde die Aede ist) Man soll den Genius
in> Kinde nichl llberschähei», aber es ist unziveifelhaf!,
daiz dnü Kinö noch jenen ürivllchsigen Geslalkungsiiiuk
besiht, der es befählgt, sreie Lrzeugnisse der inneren
Seele hervorzubcingen. Wer solche Prodnkke kind-
lichen Schaffens mit denen kindlicher Völker ver-
gleichl, ivird leichl die Aehnlichkeit svlcher Ergebnisse
feststellen. Anch die Stufen der Entivicklung unserer
ZZinder stiininen iin grojzen und ganzen nnchiveislich
mit denen der sog. Aaturvölker, die inan eben daruni
wohl auch die Priiniliven nenjit, tiberei».

Slarke gefllhlsniäjzige Kräfte im Kinde werden
auch durch einen verständnislosen Schulbetrieb nicht
unkerdrlickl, sondern höchskens lgeheinint rverden kön-
uen. DnS iväce der ausgesprochene künstlerische Tyv.
Andere Kinder, die mehr rezepkiv eingestellk sind,
iverden durch verständnisvolle Pflege seikens deS
KunslerzieherS die in der Kuhst waltenden schöpfe-
rischen Kräfke dauernd schäheji lernen und sich da-
durch die innere Freiheit und Aujzere Zarmonie zur
Geslnllung des eigenen Wesens lebendig erhalten.
Alik diesen beiden Gruppen ipird der Kunsterzieher
keine grojze» Schivieriglreiken haben. Leider sind sie
nichl in der Mehrzahl, sondexn es tiberiviegt wohl
üer Typ, der zwnr kiinstlerischö Anlngen von Geburt
auü milbringt, bei dein aber jnit zunehinender kör-
perlicher und geisliger Lijtwicklung die Erkennknis-
krüsie dle Oberhand gewinnenf

Ls müssen also vor allem die auch bei diesein Typ
vorhandenen Geskalkungskräfke gehegt und gefördert
und in ihrem Besknnd nus dein Kindheiksnlker durch
die Pubertät in daS öllnglingsalker hinllber gefiihrk
werden. Einen nbsolnlen Mangel an Geslaltungs-
kräften (völlig „Anbegnbte") hnbe ich in inehr als
W-jährlger Lehrprazis nur bei fiiiif Schiilern und
einer Schülerin feststellen können. Der Drang zuin
Gestalten ist auch sonst nachgewiese» worden, ebenso
ist die Möglichkeik der Enkwicklung der Gestaltungs-
kräfte untersucht worden und die Kinderzelchnuiig ist
iininer wieder Gegenstand eingehendsker Priisung.
Aber soweit mir bekannk ist, sind dieje Iliikersuchun-
gen jedoch mit wenig Ausnahinen nur ekwn bis zur,
Zeik der Borpuberkät angeskellt. Dle vielseitigen Pro-
bleine der eigentlichen Puberkätszeit soweit sie die
Geskaltungskraft bekrefsen, iniissen jedoch ebenso
grllndlich unkersucht werden. Weiterhin stellt die For-
derung der Enkbindung der schöpferlschen Kräfke in
bezng auf die lehke Aeifeenlwiclilungsstiife des jun-
gen Arenschen (öiinglingSzeii) den Kunsterzieher vvr
ebenso schwierige wie Interessante Ausgabe». Beiei-
ligt nber sind bei diesen Fragen alle Schularlen, die
sich der heranreifenden Iugend anzunehmen haben.

II.

Die heutige Ueberfüllung dec Kiassen ist leider
ein schweres HeininniS fiir solche Arbeit. Ich selbsl
habe 50 Schlller in der Ilntersekunda, fast 40 in der
Obersekunda, in der Anterpriina iiber 30 und in der
Oberprima noch 25. Weiker ist die geringe Zahl von
zwei Unkerrichksstunden in der Woche wenig geeig-
net, systematische Untersuchungen »nd Aeobnchkungen
anzustellen. Man kann unter solchen Uinskänden »ur
ganz allinühlich, Schrikt fiir Schritk sein Ziel verfol-
gen. Man darf auch den Mut nicht sinken lassen,
wenn dieser oder jener Schüler schliejzlich durch alle
 
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