Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI Heft:
Heft 10 (Oktober 1930)
DOI Artikel:
Parnitzke, Erich: W. Pfleiderer: "Die Geburt des Bildes"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0275

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
261

Abb. >i. Schulesiirbeit. I» dem Aiiisnlj! „Vlbckhüuser im Netzebrnch" vo» Nobert Biirkhardt

aus ditzsem Sah »qch d?r Dünltel, es gebe nur
'elm' Lrwachsene» solche Lrlehnisse, geiia», wie iiia»

seluergeit die Kuiist der

uiidisliuiierbar ausschlvh

Prmiilive» als äslhelisch
Die Kroue dieser Aesau-

geuheik ist P.'S Aeiiierliuiigi ^,Ätan wird »ie beob-
achte», dasz ei» »iiverbisüekeh Kiiid sich kiber die
malerische Schöiiheit einer jLaiidschaft ^ aufhalten
ivürde^. — P. vergiszk, jdasz ^ er vo» „uialerischer"
Schönheik dei LniidschnftH selher doch erst sprechen
linii», weil ihi» die b i l d ine r i s ch e ÄuSprä-
gung geläufig geworde»! ist. sDas Kind, dei» Land-
schnske» seik dei» 1b. »nd 17. Lahrhundert überhaupt
»och lieine Ailduiigswerte sinid, liann infolgedelsen
dlese inalerische Schönheik »icht i» der Landschafk
sinde» (wiedersinden) und auS 'deinselben Grunde gibk
es dieseS Lrlebnis auch nscht bei den Priinltiven. P.
ist es noch gar nichk aufqegaiigen, welche n n d e r n
— wenn inan schon will: ästhetischen — Erlebnisse
die Kinder hnbe». Er urteilt wiedernin von „oben"
und ist weit entfernl von einem wirlilichen Aerstehen,
sa, von dem Zweifel, dasz.da, wo er nufhört zu „ur-
teilen", die eigenlliche Frage ierst beginnen liönnke.
AuS all den Gründen, woher P. seine Ilrkeile be-
zieht, müsile er es ablehne'ii, was das Kind lut, über-
haupl liünsllerisch zu »eniien.! sjwischen den Feilen
sieht auch immer wieder diesei Äblehnung. Ilnd der
Äefrain ist, dnsz P. der Kinderzeichnung nur soweit
Werle zugesleht, als dort auch schon daS bestiinmke
Lebendige wnltet, was ex —: sehr ungenau, unbe-
stiinmt und unscharf — als Ähiilhmus und Gebärde
iiachznweisen sucht. Seine „Theorie der graphische»
Gebärde" bleibt indes weit davon entfernt, eine
Wesensschnu zu sein. Ls ist vnge Aeschreibung mit
vagen Deulungsversuchen.' Mchi höre, waS er über
die „lioloristische Gebärde" vorzubringen hnk: „Da
die Theorie der liolorisiischen Gebärde mit der
Theorie der graphischen Gebärde in den Grundlagen
iibereinslimml, so mng eü genügen, die Haupkgesichts-
punlile ln einigen Aeispielen seullich zu inachen. —
Die Farben werden ziinächst' rein begrifflich ge-
wähll - spnrsam, enlsprechend dem Aedürsnis nach

Klarheit, Deullichlieit, Sauberlieit. 3» der„Land-
schafk" (zu einem Aeleg von „lmpressivein" Typ) isl
der linlerschied der grünen Tönung in der Äähe uno
in der Ferne richkig beobachlet und wiedergegebeni
im „Hasenland" sdeSgl.) atmet die Aorfrühlingsstim-
mung auf freier Höhe die herbe frische Lust der
wirlilichen Äalur. — und an anderer Skelle: Hier
wird die Äakurwnhrheit der Farbe durch Phantasie-
wnhrheit erseht, die wieder gebäcdenhaft sich aus-
wirlit". — Aeide „Theorien" P.'S stimiiien mit sich
selbst gewisz überein, nber sie sind entskanden, wie er
sich die Geburt des Aildes vorstellt (s. Titeibild, wo-
zu schon Herriiiann sich äuszerle): Aus maiichen vor-
gegebenen Linien der Forschung, Aeobnchkung und
Deutung, die P. in lhrem ungefähren Aerlnuf nnch-
empfand, hat er sich ein eignes Aild zu mnchen ver-
suchk, d. h. er hat hineingesehen und als Gedanlien-
sigur herausgezeichnek, was ihm dabei in den Sinn
liam. Die Einfühlungsdeukung in nllen Ehren, die
besagk, das; dle Geburt des Äildes vollzogen werde
nn zunächst ungeformlen Kriszelstrichen, die plöhlich
an einen Gegenskand erinnerkeii. DaS bleibk aber
immer nur die sozusagen mükterliche Seile des Aor-
gangs. Die wirliliche Äusprägung der Fori» isl vhne
das „väieriiche" Lrliennen unerlilärbar. Äichk dasz
in den Wellenlinien z. A. erstmalig eine „Schlange"
gesehen wird und nun Augen usw. hinzugefügt wer-
den, machk die Leistung, sondern an welcher Slelle
gekagt wird: fertig! Äämlich aufgehört wird, iiäm-
lich der wellige ÄichlungSskrich, der Augen-Äichlungü-
piinlit usw. als angemelse» dem AocskellungSver-
mögen, als gültigeü Symvol stehen bleibt. Die
Tatsache, dasz Kinder z. A. in dem Krihellinäuel
nicht üie (schraffierle) gelönle Feinsarbiglieit eines
FleckeS (im Äkeliersinne: Fleck gegen Forni!)
meinen, sondern Äichtunüen und Grenzen bekoiien
(iiachsahreii), ist w i ch t i g e r als die ganzen mate-
riellen „Anregiingü"-anlässe.

DiellLberbetoiiling des„müllerlichen" Elements wird
zur Schwächs der Pfleidererschen Sludie. Sie liöniike
Slürlie geworden sein, wenn er diese Fragen wirli-
 
Annotationen