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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1905)
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Weingartner, Felix: Die erste Ouverture zu Cornelius' "Barbier von Bagdad"
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W. R.: Kunst im Krankenhause
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0031

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so vrelfach erörtert worden, daß ich hier, wo ich mir nur über die
Ouvertüre etwas zu sageu vorgenonnnen habe, nicht auch noch in
die Schar der Kämpfer eintreten möchte. Wie es aber, wenn man
auch nichts weiter gekannt hat, als diese Ouvertüre, möglich war
nnd ist, von schlechter Jnstrumentation zu sprechen, was soweit geht,
daß Cornelius jüngst von einem berühmten Komponisten, was die
Behandlung des Orchesters angeht, als höherer Dilettant bezeichnet
werden konnte, das ist mir einfach unverständlich. Jch stehe nicht
an zn erklären, daß die drei größten Meister der Jnstrumentations-
kunst, ich nenne sie Mozart, Weber und Berlioz, die Partitur dieser
kleinen Ouvertüre nicht feiner, durchsichtiger, dem Jnhalt kongenialer
und dadurch vollendeter hätten gestalten können, als Cornelius es
getan hat. Allerdings, den modernen Riesenpartituren sieht sie nicht
ühnlich, aber es gibt ja gottlob auch über Jnstrumentation verschiedene,
ja sogar sehr verschiedene Ansichten. Felix weingartner

Rmisl irn Rrankenkause

Zu den stillen Arbeiten des Dürerbnndes, von denen „niemand
nichts weiß", hat in letzter Zeit auch die Ausstattung zweier preu-
ßischer Provinzialkrankenhäuser mit Bildern gehört — was lag näher,
als daß uns die Sache überhaupt beschäftigte, auf welche die Worte
der Ueberschrift deuten? Einem Arzte/ der bei den Dürerbundarbeiten
mitwirkt, seien einige Sätze dazu erlaubt.

Der Genesende, oder weiter gefaßt: derjenige Kranke, dessen
persönliches Befinden immerhin leidlich ist, und der inr Kranken-
haus gepflegt wird, zeigt den Menschen in einer für unsre Be-
strebungen ungewöhnlich günstigen Verfassung. Zunüchst: er hat ein-
mal Zeit, ja, er langweilt sich sogar, und so ist er dankbar für
alles, was ihm die Langeweile vertreiben kann. Mehr noch: er ist,
losgelöst von der alltäglichen Umgebung, die oft so ärmlich, kleinlich
und peinlich ist, in seiner Stimmnng in besonderem Maße auch
für höhere Dinge empfänglich. Dcr diese Zeilen schreibt, weiß aus
seinem Beruf, wie oft das vielaenannte „Samenkorn der Schön-
heit" in der Stille des Krankenzimmers zum ersten Male fürs ganze
Leben aufgeht. Wer in Kunst gleich uns allen mehr als Zeitvertreib
und Vergnügung, wer in ihr cinen wichtigen Beförderer und Erheber
des Jnncnlebens sieht, der sollte also auch an die Krankenhäuser
dcnken. Hier kann noch von keincm Ueberfüttern mit dieser edeln
Speise die Rede sein, denn vorläufig wird davon noch so gut wie
gar nichts gereicht. Wo sind gute Büchereien für Krankcnhäuser?
Wo ist dafür gesorgt, daß dann und wann reine Töne die Leidenden
erfreuen? Wie selten sind die Fälle, wo gute Bilder statt schlechter
an die Wände kommen? Und doch bieten sich in dieser Beziehung
eigentlich nur der Einführung guter Musik noch größere Schwie-
keiten. Denn billiger guter Lcsestoff sowohl wie billige gute Bilder
können heutzutage mit einem Aufwande verschafft werden, der den
Haushalt eines Krankenhauses in den meisten Fällen nnr sehr un-
wesentlich belasten würde. Voraussetzung wäre zu weiterer Ein-
führnng nur, daß man auch in den Kreisen dier Aerzte und der

;6 Runstwart XIX, t
 
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