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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 11 (1. Märzheft 1906)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0773

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quisiten Publikum, sodaß jedes Risiko
für Sie von vornherein ausgeschlos-
sen ist. — Der Jnsertionspreis
unserer »Modernen Kunst« beträgt
Mk. j.SO und hierauf gewähren wir
bei entsprechender Aufgabe bis zu
25°/g Rabatt.

Wir hoffen gern, daß Sie sich
eine so selten günstige Gelegenheit

zur erfolgreichen Jnsertion nicht ent-
gehen lasscn werden usw."

Vielleicht wird Herr Bong, wenn
diese Zeilen erscheinen, für sein
„Silber-Hochzeit"-Heft auch noch einen
netten Orden oder ein Titelchen be-
kommen haben und so das Geschäft
nach jeder Seite hin als befriedigend
bezeichnen dürfen.

Llnsere LUcier uncl jVolen

Gnstave Courbet, „der Bahnbrecher der modernen Malerei",
erregt und entzückt gegenwärtig in Berlin die Kunstfreunde durch eine
Ausstellung, die der Salon Cassircr dem großen Toten gewidmet hat.
Wir haben eines der allerbedeutendsten Gemälde Courbets unmittelbar
nach dem Original nachbilden lassen, jedenfalls das bedeutendste, das
Teutschland von ihm besitzt, einen Schatz der Dresdner Galerie. Heut
versteht kein llnbefangener mehr so leicht, warum dicses Werk bei seinem
ersten Hervortreten ebenso entrüstet und empört hat, wie freilich die
andern Courbets auch, die jetzt doch unter den Kunstheiligtümern des
Louvre Malern als Wallfahrtsbilder gelten. Aber erst das Wirkcn Cour-
bcts und seiner Nachfolger hat uns solchen Werken gegenüber zu llnbcfangencn
gemacht. Die Zeitgenossen störte der Stoff, denu auf Bilderu hatte mau
so geringe Leute so lebensgetreu noch uie gesehen, der wirklichkeitsmäßige
Stcinklopfer galt also für die Malerei noch als der Plebejer, als der er im
Leben galt. Die groben, alten, zerrisscnen Kleider, die derben, ordinären
Schuhe, die nicdrige Arbeit! Allmählich lernte man zunächst zu schcn,
wie schön doch einmal diese Farbe war, diese so satte und doch so duftige,
so ticfe und so reichc Farbe, die nie eine Grellheit zcigt, die jcden Ton
nach dem Lauten und Leisen und dem Warmen und Kühlcu hin sich ab-
wandeln und zwischen dcn Nachbarsarben ein- und wieder auftauchen läßt,
bis ein symphonisches Gewoge die reinste Harmonie ausbreitct. Dadurch
lernte man auch die Erscheinung des schlichten Arbeiters selbst als Farbe
zu sehen, entstofflicht zu sehen, und nun beleidigte sie nicht mehr.
Aber auch der dargestellte arme Mensch beleidigte schlicßlich nicht niehr,
wenn man auf diesem Wege gleichsam günstig vorgestimmt zu ihm kam.
Was einst Millet rühmen sollte, begann man bei Courbets Stciuklopfern
voraus zu ahnen: die Schönhcit der Arbeit, des jcder Gefallsucht und jeder
Zerstreutheir baren Aufgehens in nützlicher Tätigkeit, und sei sie auch noch
so schlicht. „Ter Bahnbrecher der modernen Malcrei" — es ist cin kühnes
Wort. Aber große Ströme ber Kunst siud ganz sicher in der Nähe dieser

j. Märzhcft jHOö

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