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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 11 (1. Märzheft 1906)
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Batka, Richard: Arten des Musikgenusses
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Herrmann, Paul: Sprechsaal: Nochmals: zum Zeichenunterricht in den Schulen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0733

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wickelt werden. Vor fünfzig Jahren schwnren die Gehörmenschen
auf Mozart, die Bewegungsmenschen auf Wagner. Jetzt hat man in
Mozarts Opern die Betonung des Musikalischen längst aufgegebcn
und verfügt, an Wagner geschult, über ein sehr feines Ohr für das
Drastische nnd Dramatische auch in „Figaro" und „Don Juan".

Ferner: wie bei den Schwesterkünsten liegt auch dem musi- -
kalischen Schaffen der Mitteilnngstrieb zugrnndc. Es kann
dem Komponisten also durchaus nicht gleichgültig sein, was sich das
Publikum bei seiner Musik vorstellt; im Gegenteil, er will möglichst
bestimmtc, will seine Vorstellungen im Hörer hervorrufen; mit
einer bloß allgemeinen Anregung des Phantasielebens ist ihm gar
nicht gedient. Wenn ich beim ersten Satz der Neunten Symphonie
mir das „Erwachen fröhlicher Empfindungen anf dem Lande" vor-
stellen, wenn ich bei Liszts „Orpheus" an Mazeppa denkcn darf,
dann ist es schließlich gleichgültig, wie und was musizicrt wird, dann
ist die Musik als Kunst überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen. Das
Absurde, das in der oben angedeuteten Vertauschung liegt, wird schon
klar durch die Tatsache, daß es möglich ist, in einer großen Anzahl
von Menschen durch dieselbe Musik ähnliche Vorstellungsreihen zu
erwccken; dies widerlegt die Annahme einer bloß.zufälligen Ueber-
einstimmung. Jn irgend einer Weise muß der Eindruck dem Aus-
druck eutsprechen. Die Einbildungskraft dcs Hörers will von der
Musik auch nicht bloß den Anstoß, sondxrn auch die Richtung emp-
sangen, und ein Hilfsmittel dabei ist ihr das Prvgramm. Wo die
Grenze der Bestimmtheit und Verständlichkeit der Tonsprache be-
ginnt, wo das Programm statt ein willkommener Beförderer eine
lästige Fessel der Phantasie wird, das sind Einzelfragen, die hier, wo
es sich um das Prinzip handelt, ja beiseit bleiben können.

Mir scheint also, daß Wallaschek diesen Teil seiner Ausführun-
gen revidieren und anders formulicren sollte. Aber schon jetzt möchte
ich das Werk, aus dessen Fülle hier nur eine einzelne Frage heraus-
gegriffen wurde und das dem Musiker zum ersten Mal und in ge-
meinverständlicher Weise die für ihn wichtigen neucn Ergebnisse der
Naturwissenschaften übermittelt, allen Fachgenosscn wärmstcns emp-
fehlen, der vielfältigen Anregungen und Belehrungen dankbar be-
wußt, die ich selbst aus seinem Studium empfangen habe.

Richard Batka

'-"

Muter sachlicher Verantwortung der Einsender)

stsockmals: 2uni Leickenunlerrickl in äen Sckulen

Herr Otto Scheffer warnt im Sprechsaal des Kunstwarts (XIX, tv)
davor, dcn Zeichenunterricht dem Jmpressionismus auszuliefern. Diese Gefahr
liege in der Reformbewegung, ja man „brauche nur die markantesten Züge
der Reform aufzuzählen, um ihren iinpressionistischen Charakter zu erhärten".
Und nun folgen eine Reihe Anklagen. Aber mir scheint: das Wesen der
Reform wird mit ihncn gar nicht getroffen.

f. Rkärzheft jg06 585
 
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