Ich kenn' ihn doch, und lernt' auch sie erkennen;
Ich sang ihr Lied und weiß ihr Leiden gut.
Muß aus der Asche stets sie neu entbrennen,
Ncu fließen aus der Wunde trocknem Blut,
Die Werde-Wunder könnt' ich all' ihr nenncn,
Wie sie, erstarrt, nun ras't in Glut und Wut:
Was böte mir ihr rastlos ewig Lebcn,
Wenn zwei der Rasten sie mir nicht gegeben? —
Doch um der Rastcn willen weil' ich gerne,
Für sie laff' dioser Welt Lauf ich bestehn;
Sie grüne, blüh', sie dämmre in die Ferne,
Getrost mag ich an ihr vorüber geh'n,
Darf ich des Iahres treue Wandersterne
Zu jcnen Rasten wiederkchrcn sehn,
Als Sommertages helle Strahlen-Sonne,
Als Winter-Lhristnachts heil'ge Weihe-Wonne.
lvar da der Welt Lrlösungs-Trost geboren,
Der hat mir, hold erblühend, gar gelacht;
Doch — weiblich zart — wie ging er bald verloren,
Zum Tageslicht gewandt aus stiller Nacht,
U)ar mir in Sommers-Sonne nicht erkoren,
Der lseld zu meines Schicksals hehrer Wacht!
Der Tag, die Nacht, die liebend mich umfaßten,
Sie bandcn nun mich hold zu trautem Rasten.
Was lhoffnungs-dürftig einst dem Mai entsxrossen,
Das Leben, das noch atmend in mir wohnt,
Hat es die Weihnacht in ihr ^erz geschlossen,
Wo bergend sie vor rauhem lhauch es schont,
von ksuld und Gnade steht es überflossen
Im königlich erlauchten Sommermond:
So raste selig heut', was Lenz geboren,
Im Dank für dicses Tages Lseil verloren!
^ Kunst auf dem Katho-
likentage
Auf der diesjährigeu Versamin-
luug der deutscheu Katholikcu zu
Straßburg forderte Or. Mcycuberg
zu kräftiger Tciluahme auf au Wis-
seuschaft uud Kunst. Für die lctz-
tere verlangte er vou seiuen Hörcrn:
,st. Front machcn gegenüber dem
Siechtum einer Kuust, wclche die
Sünde, die rohe Siuulichkcit, den
Nicdcrgang, die Verzweiflung für
sich alleiu ohne Sicg der Jdeale in
eigeuartigem Pessimismus verherr-
licht. Süude, Nacktheit, Niedergang,
realistische Schilderung der Nacht-
seitcn des Mcnschenlebens haben nur
daun einen Sinn, wenn sie — wie
?. Albert Kuhn sagt — vom Geiste
uud dcr Religion beherrscht und
besiegt erschcincn."
Dcm ersten dieser Sätze wird nie-
maud widcrsprechen wollen. Wenn
es aber unsre Katholiken mit dem
2. Vktobcrhcft lstOS
9?
Ich sang ihr Lied und weiß ihr Leiden gut.
Muß aus der Asche stets sie neu entbrennen,
Ncu fließen aus der Wunde trocknem Blut,
Die Werde-Wunder könnt' ich all' ihr nenncn,
Wie sie, erstarrt, nun ras't in Glut und Wut:
Was böte mir ihr rastlos ewig Lebcn,
Wenn zwei der Rasten sie mir nicht gegeben? —
Doch um der Rastcn willen weil' ich gerne,
Für sie laff' dioser Welt Lauf ich bestehn;
Sie grüne, blüh', sie dämmre in die Ferne,
Getrost mag ich an ihr vorüber geh'n,
Darf ich des Iahres treue Wandersterne
Zu jcnen Rasten wiederkchrcn sehn,
Als Sommertages helle Strahlen-Sonne,
Als Winter-Lhristnachts heil'ge Weihe-Wonne.
lvar da der Welt Lrlösungs-Trost geboren,
Der hat mir, hold erblühend, gar gelacht;
Doch — weiblich zart — wie ging er bald verloren,
Zum Tageslicht gewandt aus stiller Nacht,
U)ar mir in Sommers-Sonne nicht erkoren,
Der lseld zu meines Schicksals hehrer Wacht!
Der Tag, die Nacht, die liebend mich umfaßten,
Sie bandcn nun mich hold zu trautem Rasten.
Was lhoffnungs-dürftig einst dem Mai entsxrossen,
Das Leben, das noch atmend in mir wohnt,
Hat es die Weihnacht in ihr ^erz geschlossen,
Wo bergend sie vor rauhem lhauch es schont,
von ksuld und Gnade steht es überflossen
Im königlich erlauchten Sommermond:
So raste selig heut', was Lenz geboren,
Im Dank für dicses Tages Lseil verloren!
^ Kunst auf dem Katho-
likentage
Auf der diesjährigeu Versamin-
luug der deutscheu Katholikcu zu
Straßburg forderte Or. Mcycuberg
zu kräftiger Tciluahme auf au Wis-
seuschaft uud Kunst. Für die lctz-
tere verlangte er vou seiuen Hörcrn:
,st. Front machcn gegenüber dem
Siechtum einer Kuust, wclche die
Sünde, die rohe Siuulichkcit, den
Nicdcrgang, die Verzweiflung für
sich alleiu ohne Sicg der Jdeale in
eigeuartigem Pessimismus verherr-
licht. Süude, Nacktheit, Niedergang,
realistische Schilderung der Nacht-
seitcn des Mcnschenlebens haben nur
daun einen Sinn, wenn sie — wie
?. Albert Kuhn sagt — vom Geiste
uud dcr Religion beherrscht und
besiegt erschcincn."
Dcm ersten dieser Sätze wird nie-
maud widcrsprechen wollen. Wenn
es aber unsre Katholiken mit dem
2. Vktobcrhcft lstOS
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