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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 8 (2. Januarheft 1906)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0584

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von Photographien, wie bei Amsler
und Ruthardt Damen, die noch dieses
oder jenes Bild ergänzen wollen,
das sie auf ihrer italienischen Reise
einznkaufen vergaßen, und wie ein
weißer Rabe ein Fremder, der die
Amazone von Touaillon oder gar
den Großen Kurfürsten im Abbilde
haben will." Es wird ein neues
Werk im Museum zur Schau ge-
stellt — wie wenige kümmern sich
darum! Jn die alten Kirchen zu
kommen ist mit großen Schwierig-
keiten verbunden usw. — Demnach
hatten die „Land"-Menschen viel-
leicht weniger Ursache, aus die Mu-
seumsherrlichkeiten der Großstädter
scheel zn schen, als sie zu haben
glanben.

M Von altberlinischen
Gräbern

„Auf dem Dorotheenstädtischen
Kirchhof vor dem Oranienburger Tor
ist in den letzten Monaten eine An-
zahl Altberliner Gräber beseitigt und
dem Erdboden gleichgemacht worden.
Verschwunden ist das Denkmal mit
den Reliefbildern von Franz Horn,
ebenso das verwitterte Kreuz Lang-
beins, ebenso das Denkmal für den
königlichen Bibliothekar Or. Johann
Erich Biester (gest. (8(6). Die Liste
ließe sich leider noch beträchtlich ver-
größern. U. a. ist auf dem Luisen-
Kirchhof in der Bergmann-Straße
vor einigen Jahren schon das Grab
des aus den Freiheitskriegen be-
kannten Kriegsrates Müchler mit dem
originellen Denkmal verschwundcn."

So steht im Berliner Tageblatt und
in andern dortigen Zeitungen zu
lesen, und man fragt: „Wo bleibt
der Konservator Berlins?" Uns im
Reich ist dieses Wirtschaften mit un-
ersetzlichem Gut nicht deshalb un-
begreiflich, weil nns etwa Berlin
anch in ästhetischen Dingen als die
bevorzugte Stadt der Jntelligenz er-
schiene, sondern deshalb, wcil das
Erbe aus der Vergangenheit gerade
dort an Menge besonders spärlich
ist. Und Grabdenkmäler znm min-
desten lassen sich doch nnter allen
Umständen erhalten und unter allcn
Umständen auch in einer angcmcs-
senen Umgebung.

Warum Unterscheidungen
verwischen?

Jn Weimar gibt es eine hübsche
kleine Gasse, die den Nanien „die
Windischengasse" führt. Das klang
den darin wohnenden Gcschäftsleuten
aber nicht imposant genug. Die Gasse
wurde daher auf Gemeindebeschluß
in die „Windischen st r a ß e" nmge-
tauft. Dergleichen ist leider kein
Ansnahmcfall mehr; er zeigt zu-
nächst nur, daß auch in der Stadt
Goethes der Sinn sür charakteristische
Sprachbezeichnung nicht höher steht,
als anderswo. Aber weshalb all
diese Verwischungen? Jst es cine
Schande für eine Straße, wenn sie
kleincr ist, als die benachbartc? Und
fühlt man das Beschämcnde nirgends
durch, das hintcr all diesem Schcinen-
wollen steckt? Sch-N

Von unsern beidcn M o z a r t-B il d ni s s e n ist das dem Heft vor-

gesetzts der Silberstiftzeichnung anf Elfenbeinkarton nachgcbildct, die Doris
Stock im April (739 während Mozarts Dnrchrcise zn Dresden im Körner-

schen Hausc gezeichnet hat. Der „Jkonograph" Mozarts Emil Vogel sagt
mit Recht: „An künstlerischer Ausführnng überragt diese Zeichnung alle
übrigen von Mozart hergestellten Portraits. Mit größter Genauigkeit der

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