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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 12 (2. Märzheft 1906)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0838

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mittwoch, der alle Lust endigt. Uud
absolviert; — denn Köln ist gut ka-
tholisch. So befindet sich denn haupt-
sächlich „im andern Lager" die kleine
Zahl derjenigen, welche gegen das
„vaterstädtische Fest" mit seinen Ver-
hecrungen auf wirtschaftlichem, ge-
sundheitlichem und sittlichem Gebiet
eifcrn, dabei freilich übersehen, daß
man vom Holzapfelbaum keine Fei-
gen erwarten darf. Die Kölner aber
können, über die Zukunft ihres Karne-
vals unbesorgt, gegenüber allen An-
griffcn und Beschränknngsversuchen
ihren Lieblingsrefrain anstimmen:
„Et hät noch immer, immer got
gegange!"

So sieht der berühmte Kölner
Karneval aus der Nähe aus.

Rh enanus

K Die Waldküste
ist es, was der deutschen Ostsee
ihre besondere Schönheit gibt. Wer,
der jemals dort war, hat die anf
den Dünenzügen mit ihren Höhen
und Tälern breit hingelagerten
Buchen- und Föhrenwälder vergessen,,
zwischen deren Stämmen das Meer
in Azur und Smaragd blaut und
grünt oder in Silberstreisen blitzt?
Es muß zugegeben werden, daß der
Staat, wo er Besitzer der Wälder
ist, sie wenigstens da und dort mit
Bewußtsein schont, anf Rügen z. B.
wird, soviel wir wissen, vom fis-
kalischen Waldc kein Baugrund in
den Dünen verkauft. Ganz anders
aber wird gerade dort gewirtschaftet,
wo die Reichshauptstadt am nächsten
und der Zufluß von Fremden am
stärksten ist, und geradezn schmählich
wieder an der besuchtesten Stelle,

zwischen Swinemünde und Herings-
dorf. Vor zwei Jahren wurde kalt-
blütig etwa ein Kilometer Strand-
wald zwischen Heringsdorf und Ahl-
beck dcr ungesundesten Bauspekulation
überlassen, jetzt soll der Fiskus daran
denken, bei Swinemünde einen wei-
tern Kilometer auszubieten. Dann
bleiben noch zwci Kilometer da-
zwischen, nach einigen Jahren werden
auch sie bebaut sein, und wo noch
vor knrzem Küstenwald grünte und
rauschte, werden weitere Zinsvillcn
„Meereswelle", „Strandschloß", „Tip
Top", „An der Waterkand" und
„Zum Aegir" auf den Hhpotheken-
grüften starren. Bei der Anlage der
Badeortc ist es ja immer dasselbe:
Naturfreunde „entdecken" einen schö-
nen Ort und ziehen andre hin,
dann mcrkt das die Spekulation und
beginnt frisch das „Verwerten", aber
nie mit dem Blick auf dem Ganzen,
immer nur im Raubbau auf das
Privatinteresse des einzelnen hin, der
spekuliert. Die Vernunft geböte, vor
allcm das, was dem Orte den Wert
geschaffen hat, ihm zn sichern: die
schönsten Aussichtspunkte, die schön-
sten Spaziergänge usw., aber dafür
fehlt schon der Zusammenschluß, wenn
etwa wer wirklich dran denken sollte,
und so ruht man nicht eher, als
bis alles verbaut und der Ort ver-
dorben ist. Ein Weilchen noch trägt
ihn dann noch der einmal erwor-
bene Name, allmählich erst komnien
die Leute dahinter, wie's steht, und
dann heißt es erstaunt: „er geht
zurück". Möge die preußische Re-
gierung bald dafür sorgen, daß ihre
Behörden an allen Orten von Mit-
schnld srci wcrden!

Ansere Vlläer uncl s^olen

Nun weiß ich nicht: bin bloß ich in das Bild so verliebt, das nnser
Kupfcrdruck vor dem Hefte wiedergibt, oder ist Carlo Fornaras Hoch-
gebirgslandschaft wirklich cin so ganz ungewöhnlich schönes Bild? Mir

2. Märzhcft sIOS

S77
 
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