Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1906)
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Artikel:
Unsere Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0703

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
des Johannisfriedhofs, leider Gottes
sogar die ältesten, schon in eine
solche verwandelt sind, in nüch-
terne neue „Promenaden" zwischen
nnchterne neue Rasenplätze mit nüch-
tern „gepflegten" Gruppen und
Grüppchen Grüns — das schreckte
nicht etwa die Herren Eingeber. Sie
meinen vielmehr ganz im Ernst,
daß auch ästhetische Gründe die
Verwandlung des unordentlichsn
alten Friedhofs in solchc Anlagen
sorderten! Dic Verwandlung einer
eiuzigartigen Schönheitselegie, an der
die Jahrhunderte bauen mußten, in
eine kleinc modische Grün-Anlage,
wie sic hundert Groß- und zwei-
tausend Kleinstädte schon haben, ein-
zelne zu Dutzcnden, und wie all-
jährlich überall welchc gemacht wer-
den tonnen, wo gerade ein paar
tausend Quadratmetcr Grund frei
sind.

llnd doch sollen diese Bemüh-
ungen in gleicher Richtung nicht
dic ersten und doch sollen sie nicht
aussichtslos sein! Wir können's nicht
glauben, daß man mit vielen Kosten
zerstörcn wird, was man mit den
bescheidensten Kosten erhalten und mit
gar keinen Kosten je wiedererlangen
kann. Jst denn hier nicht die
schönste Erholungsstätte, die man sich
wünschen kann? Gewiß, zum Stell-
dichein von Kindermädchen mit ihren
Wagen eignet sie sich nicht, aber
dafür ist ja vor dem alten Johan-
nisfriedhofe gesorgt und mit anderen
Anlagen ganz in der Nähe. So weit

sind wir immerhin in den lehten Jahr-
zehnten gekommen, daß sich Leipzig
dem Gespött der gebildeten Welt
ganz Deutschlands aussetzen würde,
wenn es mit teurem Gelde ein
Alltäglichkeitsbild an Stelle dieses
Gemäldes sehte, das Natur, Ge-
schichte und Kunst zusammengedichtet
haben. A

>KVom Harz

„Nach einem aus Braunschwcig

eingegangenen Telegramm konstitu-
ierte sich gestern unter dem Vorsihe
des Geheimrats Jüdet und unter Teil-
nahme von Vertrctcrn der Regie-
rungcn von Prcußcn, Braunschweig
und Anhalt sowie von Jndustriellcn
eine Gesellschaft zur Förderung der
Wasserwirtschaft im Harze. Zunächst
begonuen wird die Okertalsperre.

Dann folgen das Sösetal und das
Bodetal. Die nächste Generalver-

sammlung findet im Herbste in Goslar
statt."

Diese Notiz trat am 22. Januar
in verschiedenen Tagesblättern auf,
ganz bescheiden, als läge ihr gar

nichts daran, viel von sich reden zu
machen. Was sagt sie denn auch
weiter, man will ja nur zunächst das
Okertal, dann das Söse- und dann
das Bodetal dividenderigerecht ver-
arbeiten. Jmmerhin schiene uns eine
öffentliche Klarstellung darüber er-
wünscht, wie weit sich die Regie-
rungen vou Preußen, Braunschweig
und Anhalt mit Jüdel L Co. zur Ru-
inierung des Harzes zu assoziieren
gedenken.

Tnlere KUäer onä ^olen

Karl Haiders Fahrt zum Hades ist kein Bild, das auf den ersten
Anruf mit einer gesprächigen Darlegung seines gesamtcn Jnnenlebens ant-
wortet, es ist nicht nur cin keusches, es ist auch ein sprödes Werk. Wer sich
hineinsieht, dem wird es doch sagen, was in ihm als seine Seele lebt:
cine zum Sterben müde Abschicdswehmut. Man denkt dann zunächst: „Der
Kahn mit seinen Jnsassen tut's!" Aber man kann sich den Kahn ganz

Februarhcft sst06

SS7
 
Annotationen