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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 9 (1. Februarheft 1906)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0637

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Dritter: Wagst du so viel, wo du doch weißt, der Bischof
ist gegen alle Judenhetze?

Cyprianus: Macht uichts!

der ist todkrank und steht nicht wieder auf.

Dritter: Und wenn?

Cyprianus: So ist's zu spät.

Zeit wird's, daß diese ekelhafte Brut —

(Das Folgende geht im Lärm unter; Asarjah, herabgerissen, verschwindet

unter den Lärmcnden.)

Nasson (ist unter die Lärmenden getreten):

Bedenkt, ihr seid in mcinem Haus, nnd haltet ein!-

Vielleicht gelingt es euch, ehrwürdiger Herr! —

Chprianus: Ja, ja! Gebt Ruhe! Haltet ein!

Nasson: Der Mann,

den ihr ergreift, hatte bei mir genächtigt;
er wußte nicht, daß ich getauft war, ich
verbarg es ihm. So hat er eine Sünde
unwissentlich begangen. Das erregte ihn.

Jch bitt' euch, laßt ihn gehn! —

Cyprianus (hastig): Ja tuts! Tuts, sag' ich euch. —

Asarjah (der jetzt losgelassen ist): Jch danke dir.

(Blick auf Nasson, dann auf Bellet.)

Der Fluch, den ich gesprochen, falle denn
noch nicht auf dich und auf dein Haus. Er stehe
wie eine drohende Wolke über dir.

Jcb komme wieder, und errett' ich dich,
so lösch' ich ihn noch aus. — Jch komme heute

noch einmal zu dir, Nasson.-Lebe wohl!

(Nasson wendet sich, Bellet geht die Stufen hinunter und gibt Asarjah stumm die
Hand, Asarjah zieht den Beutel mit Gulden und wirft ihn vor Nassons Füße.)
Cyprianus: Kommt, bleibt zusammen. Laßt den Alten gehn!

Wir finden schon noch andres. Bleibt zusammen!

(Die Leute ab; Nasson und Anna noch im Hausgang, Bellet oben an den Stufcn.)
Anna: Um Gotteswillen, Herr! Und Elieser

hat mir gesagt, er und die andern würden
nun gerade erst das Geld eintreiben. Gott!

Es ist zu furchtbar. Sonst ging's ganz verloren,
sagt Elieser. Herr verzeiht!

A Umschau

Zum volkserzieherischcn
Arbciten gehört auch die Kunst, die
Menschcn, die man cntwickeln will,
zu finden und an die gebotene Hilfe
heranzuführen. Auf diese Kunst ver-
steht man sich in Deutschland noch
nicht allzusehr; man kann da merk-

würdige Dinge erleben. Der eine
meint, die Hilfe müsse unentgeltlich
sein, wenn die Masse kommen solle,
und der andere meint, die Masse werde
nicht kommen, wenn das Gebotene nicht
wenigstens einen Nickel koste, weil
Unentgeltlichkeit einen Almosenbei-
gcschmack habe und deshalb verhaht

(. Lebruarheft (906


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