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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 1 (1. Oktoberheft 1905)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0067

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das nicht fein genug, Kunst ist
feiner. Steinerne Vögel aus steiner-
ner Schale — so erfüllen sie des
Poeten Wunsch. Und in tausend Er-
scheinungen unsrer Zeit webt sichtbar
oder verborgen dieser Geist mit
seinen Drahtgedanken.

O „Schwnngvolle Poesie"
ist nach eigener Versicherung des
Gemeindevorstandes das folgende Ge-
schäftstelegramm des Bades Bertrich
an den Kaiser. Jedenfalls ist es zu
schön, als daß wir's gehcimhalten
dürften:

„Erhabene Majestät!

Jn einem der schönsten Fleckchen
deutscher Erde, eingebettet in die
glücklichste Mischung vnlkanischer Eifel
und rebenbekränzter Mosellandschaft,
von Eurer Majestät erlauchten Bor-
fahren, Friedrich Wilhelm IV. und
Wilhelm I., als entzückend schön emp-
funden, schlummert ein kostbarer
Edelstein. Noch bescheiden, doch bald
ein funkelnder Diamant, leuchte
auch ihm Ew. Majestät hnldvollste
Gnade. Als ein deutsches Karlsbad,
mit einem fast gleich bestandteiligen
Gehalte, in nur abgemildertem Pro-
zentsatz, quillt hier dem deutschen

Volke ein eigner, ein dentscher Heil-
born. Unsere ehrwürdigen Eifel-
krater, sie flehen für ihr nnter fener-
speienden Wehen, der kranken Mensch-
heit geborenes Wunderkind, bislang
noch ein verschämtes Aschenbrödel,
nm Ew. Majestät erlauchten Schutz.
Zu nenem höherem Dasein flüchtet
es vertrauensvoll unter die erhabenen
Fittiche unseres großmächtigen Hohen-
zollernaares und wir, die wir mit
ihm verschwistert, wagen in ehrer-
bietigstem, untertänigstem Vertrauen
aus Ew. Majestät landesväterliches
Wohlwollen und nie versagende Hilfs-
bereitschast die ehrfurchtsvollste Bitte
um Ew. Majestät huldvollsten Besuch
auch unseres altehrwürdigen Römer-
bades.

Der Gemeinderat und die
Bürgcrschaft."

O deutscher Kaiser, hat dich das
Flehen der ehrwürdigen Eifelkrater
für ihr unter fenerspeienden Wehcn
geborenes Wunderkind mit dem Karls-
bad sast gleich bcstandteiligen Ge-
halte in nur abgcmildertem Pro-
zentsatze auch gerührt? H ast dn Ber-
trich besncht? Wir wissen das lcider
nicht!

Anlere LUäer unä l^olen

Albrecht Dürer, unser Meister und Schirmhcrr, führe dcn Kunst-
wart auch im nenen Jahr! Steht er nicht gebietcrisch da anf diescm Bild,
der blauäugige Blonde, ein Deutscher wenn Einer, Ernst und die Fähigkeit
zu ehrlichem Zorn im Gesicht, dns Ange voll Frage und Feuer, die Stirne
klar? Das köstliche Bildnis hat jcder schon gesehen, aber sehr wenige kennen's
doch; es befindet sich nämlich auf dem berühmten Wiener Allerheiligcnbild,
aber ganz bescheiden und klein rechts unten in der Ecke. Auf allen Photo-
graphien verschwindet's daher beinah, und es ist weder in dicser Größc noch
farbig jemals bisher reproduziert worden.

Mit bcsonderem Vergnügen unterbreiten wir auch unsern Lesern dcn
Kupferdruck, der Hans Beatns Wielands „Matterhorn" wiedergibt.
Wie viele Maler schon ihre Kunst an diesem Giganten versucht habcn, es ist
noch keinem gelungen, seine Größe so zum Ausdruck zu bringen, wie Wieland.

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Runstwart XIX, s
 
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