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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 4 (2. Novemberheft 1905)
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Lose Blätter
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0267

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Peter: Jch will es nicht von dir! Du Hergelaufener, du von der
Gnade Großgezogener! Bist du Zarewitsch?

Menschikoff: Wär' ich's nicht wert zu sein?

Peter: Nichts bist du, nichts!

Menschikoff: Laß mich sie führen, Herr!

Peter: Wir brechen auf nach Moskau.

Menschikoff: Bei allen Hciligen, so tu' ich's selbcr. (Mit dein
Schwert auf die Feste zeigend.) Dorthin geht unser Weg!

Peter: Haha, die Schädel rennt ihr euch ein! Du hast den Tischka
fortgeschickt, der weiß allein den Weg.

Menschikoff: Jch find' ihn auch.

Peter (sich entgegenwerfend): Jhr bleibt! Jch bin der Zar! Jch
hab' zu wollen, ob Fricden oder Krieg ist mit den Türken. (Kritischer
Moment der Unschlüssigkeit.)

Menschikoff: Hierher!

Peter: Hornbläser, blast! (Da der nächste nicht gleich ansetzt, entreißt
ihm Peter das Horn und schlägt ihn damit nieder. Zum nächsten.) Blas'
du! Blast, daß ihr berstet! (Die Kosaken blascn; ein schauerlicher, wildcr,
langgezogener Laut.) Schwenk' deine Fackel du, dn brauchst sie doch noch!
(Pause. Alle stehen starr, nur der Hornruf gellt durch die Nacht.) Der
Wind trägt gut. Da seht, der Türke wacht! (Es wird auf der Feste lebeu-
dig; Feuer flammen auf, Hornrufe aus der Ferne. — Peter in wilder
Freude.) Nun fort, hussa! Die Janitscharen kommen!

Menschikoff: Jch bleibe! Hört ihr, euer Führer bleibt!

Peter: Du Narr! Der will euch all' ans Messer liefern! Nehmt
ihn gefangen. Jch befehl's, der Zar! (Zehn willige Fäuste erfasscn Menschi-
koff.) Den Degen! So ist das Schwert der Romanows nicht feil! Tie
Pferde her, wir reiten mit dem Tod! (Vorhang.)

W Literarischer Ratgeber
Diejenigen unsrer Leser, die uns
immer wieder darum angingen, statt
des „Ratgcbers" doch wieder ein
„richtiges Kunstwartheft" zu geben,
sehen für dieses Jahr wennschon
nicht für alle Jahre ihren Wunsch
erfüllt. Wir selber haben bereits
im letzten „Ratgeber" angedeutet,
es sei unsicher, ob er in Zu-
kunft noch Jahr für Jahr er-
scheinen werde. Während der Kunst-
wart fortwährend wciteren Ausbau
verlangt, forderte er gerade im Be-
ginn der Winterzeit zu viele Kraft,
die dem Blatte selber entzogen wer-
den mußte, und konnte wegen der
Teilung der Arbeit bei der Kürze

der Zeit doch auch seinerseits nicht
so durchgeführt werden, daß er uns
selber ganz befriedigt hätte. Auf dic
Dauer war das nicht eben crquick-
lich. Dann aber: der „Ratgeber"
hat mit seincn sieben Heften den
größten Teil seiner Aufgabe nun
gelöst — es sieht mit den „Weih-
nachtskatalogen" des deutschen Buch-
handels lange nicht mehr so trostlos
aus, wie vor scincm ersten Erschci-
ncn, wir haben ihrer jetzt mchrere,
bei denen die „geschäftlichen Jnter-
essen" nicht mehr das allein ent-
scheidende Wort sprechen. Nnd schließ-
lich: wir denken gar nicht darau,
diese von uns zuerst auf solche Weise
bebauten Felder künftig brach liegcn


Nnnstwart XIX, 4
 
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