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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 19,1.1905-1906

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1905)
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Unsere Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7963#0442

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Vielleicht nicht zum geringsten aus dem Gegensatze des plumpen Mannes,
an dem alles niederwärts lastet, zu dem leichten Christuskind, dessen Mantel
aufwärts schwebt. Jedenfalls hat Kranach diesen Gegensatz fiir die Stim-
mung, die er erzeugen wollte, benützt. Aber es ist anch Märchen- und Legenden-
luft und doch zugleich deutsches Heimatsland in diesem Blatt.

Unser Stcindruck nach Konrad Fehr zeigt ein schon durch den eigen-
tümlichen Ausschnitt merkwürdiges Bild. Das Stück Orgelempore drängt
sich mächtig vor und macht die Menschen klein, die da singen. Aber so
soll es ja sein, wir müssen die Kirche mitsehen und mitfühlcn, wenn wir
diese Knabenschar im Dienste des Hohen recht empfinden wollen. Wie wir
ihnen allen der Reihe nach einzeln ins Antlitz sehen, tnt eine große Mannig-
faltigkeit von jungen Seelen sich vor uns auf, während die eine Tätig-
keit, das eine Gefühl doch wieder alles und alle zu einander hält.

Unsere beiden nächsten Blätter geben bescheidene Proben aus zwei
bescheidenen Neudrucken, die der Kunstwart veranstaltet hat. Konewka
rsäivivvs! Als die Leute noch jung waren, die jetzt ein halbes Jahrhundert
alt sind, gab es kaum einen Künstler, der sich mehr als Paul Konewka
der allgemeinen Gunst erfreute. Wie hat man den „Meister der Silhouette"
damals gefeiert, als sein Schattenzug Faust nnd Wagnern so fein auf
dcm Osterspaziergang bcgleitete, als er Oberons Reich und das der Zettel-
schen Kumpanei so anmutig und so drollig beim „Sommernachtstraum"
belauschte, — als aber scin reifstes Werk erschien, „Falstaff und seine Ge-
sellen", da jubelte man nicht mehr, da klagte man, denn nun war der
jnnge Mcister schon tot. Dann sind seine Bilderwerke vergriffen worden,
aus allerhand Gründen wurden sie nicht wieder gedruckt, allmählich wurden
Raritäten daraus. Wir bilden uns nicht ein, mit Konewkas Wiedererweckung
eine kunstpolitische Tat zn tun, wir meincn aber: es ist immerhin sinnlvs,
daß ein Künstler, der so erfreuliches aab, ans einem rein äußerlichen Grunde
für sein Bolk nun verschollen scin soll. Deshalb geben wir zunächst diese
drei Werke nen herans, außer den friesartigen Strcifen des „Osterspazier-
gangs" (50 Pfg.) als zwci Mappen zn je 2 Mk. den „Sommernachtstraum"
und „Falstaff nnd seine Gesellen".

„Spielzeng alsHausarbeit" — wer unsern diesmaligen Leiter
gelesen hat, versteht, warum wir diese Klcinigkeiten hier abbilden. Die Dorf-
straße, die man zur Linken sieht, sieht man zur Rcchten nachgcbildet —
in „Schwedenschachteln", Streichhölzern und (bei Baum uud Busch) Schwamm-
stückchen. „Wie's gemacht wird", zeigen die beiden Bilder darunter. Erfinder
dieses Spielzeugs ist ganz ohne Stolz darauf und ganz „im Nebenamt"
ein hochgeachteter Architekt, der Dresdner Baurat Gräbner. „Jch dachte
dabei auch an Jhre Leser," schreibt er uns, „wie dem einen oder andern
künstlerisch Veranlagten gezeigt werden kann, daß er keine Vorlagen braucht,
sondern das nächste beste Bauernhaus als Modell ansehen kann. Auch

262 Runstwart XIX, 6
 
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