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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (5) — 1923 (Mai - August)

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Nr. 121 - Nr. 130 (28. Mai - 8. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48727#0143
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für die Reichsarbeiter.

Einblick in Vie Umtriebe dieser Kreise zu
u^viulncn. Als sich herausst-eLte, Katz seine Siege
ans sein Orden gleichermaßen Schivin
ivaren, „verunglückte" er tödlich in der
Als der „Bmrd der Niederdeutschen" die
^rgefch adgeldst und nächtliche Stafetten zur raschm
"kdbinduchg seiner Mitglieder einger-ichiet hatte,
E>si erneu» besonders rührigen Bündler, einem
'wissen Otto in Wismar, eine Haussuchung vor-
°^o,Nmen. Daraufhin ist auch er jetzt kürzlich in
? Dstsee „verunglückt".
« Das alles läßt es auch im Fall Machhaus zwei-
chaft erscheinen, ob es sich hier um einen Selbst-
rin«» sandelt oder ob die völkische Feme wiedr
ihre Hand iin Spiele hat.

»ran viel herausguholen; nmnchanal hätte
dn» Eindruck haben können, er dirigiere,
aas Orchester spielte. Mctmus.
Landrstheater Karlsruhe.
^asSchippet" koimnt zwar et-
M^aliiF wäre falsch, ihm die
Proletarier Noch inumer strebt hör
thin dtdruiu »Eie^em^- Bürgertum — MM kann
Aorm llär mackn ^!- ^Ehoit der bürgeMcheu
L
S«E>M ä« 8«^,,,'"^'^,"
Mönchs immer auf der Höhe Man
^e^ei>.^^Enube, aber soll es nicht Gmten
*«rrik.^d. D>e Hohlhe-t bröckel, so stärker. Die
^<ew>> " , Manne!»' war unnberireMch.
n als c» packte nicht iuuner.
- - H, Ksrj.

Soziale Rundschau.
^buiz der Lohnverhandlungcn der Mannheimer
Metallindustrie.
Die Lohnverhandlungen in de« Metallindustrie
h.^glen folgendes Ergebnis: Für die Zeit vom 4.
b ,H- Juul werden die Stundeirlöhne und Akkorde
n-?^ufig utn 40 Prozent erhöht. Der Lohn eines
tli^bn Arbeiters Wer 25 Jahre ohne Lviftungs-
° soziale Zulage beträgt demnach 3724 Mk.
lv-Die Lvistnngszullage für gelernte Facharbeiter
ab 28. Mai um 100 Prozent erhöht und beträgt
tzj" Mk, bzw. 310 Mk. die Stunde, die der übrigen
'Wden um 50 Prozent.
k Di« sozialen Zulagen betragen ab 4. Juni für die
auk? ^20 Mk., für jedes Kind 100 Mk. die Stunde,
^berdem werden die Fachgruppenzuschläge und die
brtzeugvergütung um 50 Prozent erhöht.
,D>x endgültige Festsetzung der Juni-Löhne er-
d in der zweiten Hälfte des Monats Juni, so
» dieser Abschluß als ein vorläufiger zu betrach-
ist
^00 Proz. Teuerungszuschlag für die Beamten.
z, Berlin, 5. Juni. Bei Len Verhandlungen im
..^chsstnanzmiiiisteriun, ist heute auch Wer die Bc-
Se dxx Beamten und Angestellten eine Verständi-
erzielt worden. Slb 1. Juni fall der Teuerungs-
2900 Proz. und der JrauenzufckMg 32 000
'' betragen.
Das Lonhabkomemn
^Berlin 5. Juni. Die Verhandlungen im
>s», ^NMzmiuisteriuim mit den Spitzenorganisa-
nn ve^ Rmchsarbeiter haben in später Nachtstunde
, ' "ner Verständigung gesichrt. Wr Ortsklasse A
.o der Stundenlohn ohne Ortslohnzulage bei Hand-
Lu^rn 2250 Mk., bei den ungelernten Arbeitern
h,Nik. ab i. Juni betragen. Die Höchstgrenze für
y., .Ortszulage wurde auf 70 Proz. vereinbart. Die
Zahlung soll möglichst beschleunigt Werden.
Die Teuerung in Baden im Monat Mai.
^,-Dw vgm statistischen Landesamt berechnete Lan-
zg^'^Lexzjsser beträgt nach dem Stand vom 23. Mai
ist '27, d. h. die Teuerung der Löbcnshaltungskosten
W^Us h«s 3907 fache gegenüber dem Frieden ge-
°gen. Bei Berücksichtigung der Indexziffer vom
d^'Aien Stichtag, (9. Mai) ist ein weiteres Steigen
beirr, "ung 03906 Punkte oder 19,6 Proz. ein-
AZN die zMklllMkii der AWOkUkk
Diereffk eiur Ulmen WOUNgs-
i«M nW nreiler gchelgeri Vkkden?
BezirkLrat Adam Schubach, Vorsitzender
des Mictervereins Heidelberg.
.Ein.altes Sprichwort sagt: „Mit dem Esseu
Appetit!" Genau so geh« es mit den
Blätterw^?" Hausbesitzer. Durch den ganzen
Sem r4" hausbesitzerfreundvichen Zeitungen
dun Mage, die Mieten seien zu nieder,
w^ d,e Mieten zu nieder seien, würde nicht
qh.^ul Werden. Nach dem 8 16 des R.M.G. sind
. r alle Neubauten, pix ohne Zuschüsse gebaut wer-
ktz»» ^'^^^s'Mijetpre'is'regeVun^ befreit. Es
'Nt«n sonach Wohnhäuser ohne Zahl erstellt wer-
- Mer baut denn irgend jenrand Miethäuser?
sn. wird nicht gebaut, lveil die Baustoffe zu teuer
Sam ""b niemand die Mieten für solche Häuser be-
llen könnte. Ter Banstofswucher blüht — und
lange hier kein Einhalt geboten wird, ist an eine
Tos od" Gesundung auch nicht zu denken,
dar-- wissen die Hausbesitzer ganz gut, aber man geht
,?"wei! hinweg. Die nun eins,ml bestehende Woh-
h.wkÄloi soll benützt werden, um die Mieten nach
oairchkxst hoch zu treiben. Vor dem Kriege waren
P/ Hausbesitzer zufrieden wenn sie eine Verzinsung
er» 'w Hause angelegten Kapitals von 4—5 Proz.
ueti^n Mit dieser Verzinsung hatten sie alle
» wen, wie Steuern, Umlagen und sonstige Neben-
,j?,Wrcn wie Wasser-, Kauvinsegergeld usw. zu ent-
tz Ae'n. Dazu kam dann noch die bauliche Uwter-
des Hauses, die ja allerdings, wie den
ttter.n zur Genüge bekannt ist, in, recht vielen
r "wir ieh>r viel zu wünschen übrig liest. Bis zum
«w^dreten des R.M.G. Wurde den Hausbesitzern
bis zu 8 Prozent zugestanden und

die Lasten wurden im VerhMttttS zutz Mete auf
die Mieter umgelegt.
Das R.M.G. brachte z-unn«unsten der Mieter
einen kolossalen Umschwung. Obwohsl nach dm
Friedensmiete oder, nach dem Steuerwert Vie
Grundmitte berechnet wird, so haben e» die Haus-
besitzer aber doch fertiggebracht, das von ihnen so
sehr bekämpfte R.M.G. nach ihrem Sinne und Wil-
len auszugestalten. Die Hausbesitzer schalten jetzt
an Grundmiete vom Steuerwerk 1914 5 Prozent,
Hhpothekenzins 4 Prozent, für Verwaltungskosten
10 Prozent, gkbi zusammen 19 Prozent, wovon sie
an niemand etwas abzugeven brauchen. Steuern
aller Art, Umlagen, Feuerversicherung und alle än-
derten NebengebUhren werden im Verhältnis zur
Grundmiete anteilmäßig vom Mieter getragen. Der
Hausbesitz«, sofern er selbst im Hause wohnt, zahl'
jetzt an den auf dem Hause ruhenden Lasten vielfach
kaum so viel, «als wie er selbst im Hause Räume
benützt, und obwohl nach 8 546 des B.G.B. der
Vermieter alle Lasten zu tragen hätte.
Nun kommt aber noch das Wichtigste, und das
sind die Kosten für Instandsetzung und Instand-
haltung. Nach dem 8 536 B.G.B. hat der Vermieter
Ne vermietete Sache während d« Mietzeit in ge-
eignetem Zustande dem Mieter zu überlassen und
zu erhalten. Im 8 3 des ReM.G. ist aber bestimmt,
daß für Instandhaltung und Instandsetzung Zu-
schläge in Hundertsätzen der Grundmiete entrichtet
werden müssen. Vor der Festsetzung der Hundert-
sätze sind Vermieter- und Mietervertreter zu hören.
Ob schriftlich oder mündlich, ist nicht genau bestimmt.
Ueber die Höhe dieser Humdevtfätze für Instand-
setzung und Instandhaltung wird auf beiden Seiten,
der Vormieter ivie Mieter, ein harter Kampf ge-
führt. Die Vermieter wollen möglichst hohe Hun-
dertsätze haben, während die Mieter auf Grund ihrer
langjährigen Erfahrungen recht vorsichtig an die
Festsetzung der Hundortsätze Herangehen. Eis jetzt
sind die Hundeotsätzc ohne Rücksicht auf den guten
oder schlechten Zustand der Häuser festgesetzt wor-
den, obwohl diese nach dem Gesetz 8 3 R-M.G. nach
Gruppen und Klassen der Mettäume a-bgestuft wer-
den können.
Ein von den Mietern erhobenes Gutachten weist
mit Recht darauf hin, datz man die Justandsetzungs-
nnd Jnstandhaltungskostan nach der Dauer ihrer
HalWnrlÄt berechnen und schützen müsse. AVer
davon wollen die Hausbesitzer nichts wissen Jetzt
werden süb Instandhaltung 240 Prozent und für
Instandsetzung 120 Prozent erhoben, »das sind für
ein Haus im Stcueiwert von 100 000 Mk. 360 000
Mark jährlich. Hier erhebt sich nun die Frage, ob
denn wirklich jedes Jahr für ein Haus solche Sune
men nölig sind. Wr» in Heidelberg bekannt ist,
weiß recht gut, an welchen Häusern schon feit Jahr-
zehnten nichts mehr gemacht woiden ist. Und inner-
halb der Wohnungen haben die Mieter in rech: Vie
«en Fällen alles selbst in Ordnung gehalten. Mil
diesen oben genannten 360 Prozent sind die .Haus-
besitzer aber noch nicht zufrieden, sie wollen immer
noch mehr. Es gibt sehr viele Hausbesitzer, die bis
jetzt auch nicht annähernd solche Summen, 360 Ptvz.
im Jahre, für die Erhaltung ihrer Sachwer-e auf-
gewegdet haben. Wenn es jetzt Leute gibt, die
glauben, man müsse die Zuschläge recht hoch ansctzen,
um den betreffenden Handwemic-rn und Arbeitern
Arbeitsgelegenheit zu schaffet^ dann scheint das
vorläufig ein Irrtum zu sein. Tonn bei eitler Um-
frage bei solchen Handwerkern Hai sich ergeben, daß
durchaus kein« Arbeiten in Auftrag gegeben werden.
Wo solche zur SluSfjihrung kominen, Wien cs nur
Hausbesitzer für eigen« Wohnungen. Damit wird
bestätigt, was schon weiter oben gesagt ist, die Mie-
ter sollen die Zuschläge bezahlen, soll etwas gemacht
Werden, daun Heißt cs, ja, das Geld langt »richt,
lassen Sie es selbst machen. Die Zustände, die sich
daraus entwickeln werden, liegen sicher nicht im In-
teresse einer gefunden WohnungsklAuri. Hierauf
rechtzeitig hinzu weisen, ist Pff'ch, eines jeden, der
es mit einer gesunden WohmingskuAur ernst meint.
Nicht vargessen darf aber auch werden, daß zu alle»»
Lasten, die der Mieter anteilmäßig in» Verhältnis
fMdy Grsmd-miete tragen must, er auch noch die
Wohuabgabe zu zahlen, hat. Alles das, was henke
der Mieter gegenüber dem Friede»» zu zahlen hat,
sind recht hohe Summen, und es wird recht viele
Mieser geben, denen es Vox diesen Summen gruse-
lig wird, weil sie nicht wissen, »nie sie diese Summen
aniAriuigen sollem. Wenn am Kopse dieses Artikels
die FstiaW aufgeworfen wurde, ob im Interesse einer
gesunden Wohnuugskultur die Forderungen der
Hausbesitzer noch Wolter gesteigert werde»» können,
so »nutz die Frage aufgeworfen werden» für wen
diese Opfer gebracht worden sollen. Bisher haben
Viole Meter kleine Reparaturen, ja, die Herrichtung
ihrer gmrzc-n Wohnungen auf ihre eigene» Kosten
übernommen. Jetzt sollen und müssen dis Instand
haltungs- »»nd Jnstandfetzrmgskosten bezahlt werden
u»id bereits verweigom manche Hausbesitzer die
Vornahme notwendiger Reparaturen. Vielfach hört
man schon: „Jetzt must man bezahlen und gemacht
wird doch n sch t s!" Uebcrall dort, wo die Haus-
besitzer das Geld für Instandsetzung und Instand-
haltung schatten, abeu nichts machen lassen, wird
die Gefahr esn-treten, hast a»ich die Mieter nichts
mehr mache»» lassest» und das nut vollem Recht, denn
wozu bezahlen sie dem» die gesetzliche Miete«
Und mm erhebt sich die Frage: Lieg» es im In-
teresse einer gesunden Wohnu.ngsk»i«tur, die Zu-
schläge für Instandhaltung und Instandsetzung
immer höher zu treiben, ohne datz di« Mieter auch
eine wirkliche Garantie dafür haben, datz die
imvoraus bezahlten Golder auch eine sinn-gemütze
Verwendung finden? Es steh,»» wohl gesetzliche
Mittel zur Verfügung, um halsstarrige Vermieter
zu zwingen, notwendige Arbeiten zur Ausführung
bringe»» zu lassen. Das braucht doch aber nicht zu
sein, wenn auf beiden Seiten Verständnis und guter
WM« Vorhanden ist.
Wenn aber dir Hausbesitzer die Zuschläge für
Instandhaltung und Jnstandsctzungskoston immer
höher treiben wollen, dann müssen die Mieter die
Frage anfvollen, ob sie auch an dem Mehrwert teil-
nehmen können, Wenn einmal ein Haus zum Ver-
kauf gelangt. Wohnt zum Beispiel ein Hausbesitzer
»sicht im Hause (und deren gibt es ja viele), so be-
zahlt er selbst keinen Pfennig der Lasten und für

Partei-Veranstaltungen.
A« die Ortsvereine des 7. bad. Wahlkreises.
Sonntag, den 10. Juni, mittags Ijj Uhr, findet
ist Hetstsh ein», Amt Mosbach, eine
«emetndevertreter Konferenz
für die Orte Heinsheim, Hatzrnershetm und Nrckar-
Krnmern statt. LagsAordnung: „Unsere Arbeiten in
den Gemeindeverwaltungen". Referent: Bürgerinstr.
Bollschweiler- Ziegelhausens
In Anbetracht der Wichtigkeit der zu behandeln-
den Fragen müssen alle Bürgerausschuß- und Ge-
meinderatsmitglieder unserer Partei aus den ge-
imnuten Orten -bestimmt anwesend sein. Auch un-
ssrie Gemeiudevertreter der übrigen Orte des Amts-
bezirks Mosbach sind emMaden. Jost.
die Erhaltung seiner Sachwerte. Wird aber das
Haus Verkauft, so steckt er allein der» Mehrwert ein
und -die Mieter haben das Nachsehen — weil sie eben
das „Spekulieren" nicht verstehen. Weil aber
Volkswohl über Spjetkulantenwohil geht, mutz
hier die Forderung erhoben werden, das; in solchen
Fällqn »ach Artikel 155 der Reichsversassung gehan-
delt wird. Im Absatz 3 dieses Artikels heißt es:
„Die Warlsteigerung des Bodens, die ohne eine Wr-
beits- oder Kapitalauswendnug aus das Grundstück
entsteht, ist für die, Gesamtheit nutzbar zu machen."
Hier würde sich reichlich Gelegenheit bieten, Mittel
zum Wohnungsbau zu finden.
Um van der Mieteinnahme „leben zu könne»»",
wie ein Hausbesitzer sich in einem Eingesandt des
„Pfälzer Boten" vernehme»» läßt, ist der Grund- und
Hausbesitz nicht da. Seit wann ist dem» Hausvesitz
ein Gewerbebetrieb ? Haue besitz war doch immer
nur oi»»e KapbtalanLage! Die Hausbesitzer, die sich
nur darauf beschränken wollen, HM der MOe'its-
tra-ft ihrer Mieter lieben zu wollen, ohne selbst irgend
welche Arbeit zu leisten, sollten sich doch hüten, ihre
Meinungen und Slbsichten so offen durch das Gehege
ihren Zähne schlüpfen zu lassen. Aber wir danken
für dieses offene Geständnis; denn es komm» uns
gerade noch zur rechten Zeit.

Aus der Stadt.
Geschrchtskalender.
6. Juni. 1799: Der russische Dichter Puschkin in
Moskau geboren. — 1906: Internationaler Bcrgar-
beiterkongreß in Berlin. — 1920: Wahl zum ersten
Reichstag der deutschen Republik.

Die neuen Postgebühren. Der Vertchrsbeirat bei
der Post ist Dienstag vormittags zusammengetrcteu,
um die Vorlage über die neue»» Tarife, die an»
1. Juli eingeführt werden sollen, zu prüscn. Die
Vorlage sieht folgende Tariferhöhungen vor: Post-
karten im Ortsverkehr 100 Mk., im Fernverkehr
200 Mk., Briefe im Ortsverkehr bis 20 Gramm
200 Mk., im Fernverkehr« bis 20 Gramm 400 Mk.,
Drucksachen bis 25 Gramm 100 Mk., Pakete« bis
3 Kg. in der ersten Zone 900 Mk., Ausländsbriefe
bis 20 Gramm 1000 Mk., Auslandskarten 600 Mk.,
Telegramme im Ortsvcikchr 125 Mk., in» Fernver-
kehr 250 Mk. das Wort, TelephongesPräche, in» Orts-
verkehr 210 Mk. Diese Erhöhungen bedeuten für
Telegramme das Dreifache, sür Briefe und Karten
das Vier- bis Fünffache und sür Ferngespräche bis
zum Siebenfachen-.
Heidelberger Teuer»ingszahlcn. Nach den Fest-
stellungen der Statistischen Abteilnng des bi ah
rungAmtttttamn's benagt d->r Aufwand für den Le-
bensunterhalt einer fünsköpsigen Familie (für Er-
nährung, Heizung uno Beleuchtung sowie Wohnung)
in Heidelb-erg am 1. Juni 439 682 gegenüber 296 467
Mark am 1. Mai. Der Aufwand ist also nm 48,4
Prozent gestiegen. Die ÄeNciduieg mit eingeschlossc-n
beträgt die Steigerung 55,5 Prozent; der Aufwand
ist mit Kleidung vor» 352384 auf 547 797 Mk. ge-
stiegen. Wenn man den Aufwand in» Inti 1914 1
setzt, so ist in Heidelberg am 1. Juni 1923 eine Stei-
gerung um das 4842sachc ohne Bckl idnng und um
das 5081fache mit BeNeidnng scstgcssilll. Auf die
einzelnen Gruppn» entfallen pei der Ernährung eine
Steigerung um das 6616sach«c, Heizung und Belcnch
innig um das 6082sachr, Wohnung um das 24 t sä ehe-,
Kleidung nur das 6360sache. Bei der Berechnung
der Teuermugszahlen ist die am 1. Juni eingettelene
Mttchpl'eisfteigerung berücksichtigt, dagegen ist die au»
4. Juni eingetretcue Steigerung des Brotprcises
nicht mit cindezogen.
Der Bachverein auswärts. Der Bachverein bat
nach dein außerordentlichen Erfolg, den er »Nil der
Ausführung des „IM. Psalms" von Max Reger auf
der „Muftkwoche zeitgenössischer Choiwenke" in
Mannheim errungen hat, nunmehr auch von dem
Obc.kbürgerrrveister der Stadt Karlsruhe eine Ein-
ladung erhalten, dasselbe Werk auch in» Herbst d. I.
auf der Karlsruher Herbstwoche zur Ausführung zu
brtngeu.
Tschechoslowakisches Konsulat. Zum ischechoslo-
wakischeu Konsul in Stuttgart wurde Dr. Emanuel
Skarnitzl ernannt. Er ist auch zur Ausübung kon-
sulaOscher Amtshandlungen in Batun zngelassen.
Rach Handschuhsheim. Infolge Trägerwechscls
eintretonlde unregelmäßige Zustellung der „Volks-
zeitung" wolle »na»» sich sofort ar, Gen. Jür-
ba ch, Klausenps«ah oder« Gen. Fonti u s, Psädels-
äcker wenlden.
Maschendrahrdievstahl. Vou vine>r Garileuein-
srwdigung eines Grundstücks in» Gewann Unterer
Bosseldorn wurden von Mitte Dezember 22 bis
Mitt« Januar 23 zwölf Meter Maschendraht und
vom 20. April vis 2. Wa» 24 Meter Mascherrdraht
herausgeschnUten und entwendet. Dom Eigentümer
Wurde hierdurch ein Schaden von etwa 500 000 Mk-
verursacht. Um sachdienliche Mitteilung ersucht di«
Polizei.
Selbstmordversuch. Arn 5. Juni, abends 9 Uhr
Wurde ein lediger Taglöhner aus Mannheim tu
einer Torcknfahrt in den Hauptstraße in bewußtlosem
Zustand« aufgesuuden. Nach Verbringung des jun-
gen Mannes mit den» Sanitätsauio in das Kranken-
haus ivuvde sestgestcllt, datz er Salpetersäure ge-
trunken hatte. Dor Beweggrund zur Tat ist un-
bekannt.
Poltzetbericht vom 5. Juni. Zur Anzetg«
gelangten: eine Maurersehesrau von hier, wegen
Mrbstahis, ein verheirateter Händler von Kirchheim
wegen Sachbeschädigung, unerlaubten Waffenbesitzes
und Beamttnveleidigung, ein Krastwagensührer von
auswärts wegen sahttüssiger Körperverletzung, »in

Kaufmann von hier wegen.Prcnttw'.berei mit Schuh
artikeln, ein Händler von h-.c-. « -
gewerbsmäßigen Auskaufs von Gemü^ ur. , :
Wochenmarkt hier vor 9 Uhr vormittags. — Ge-
stohlen wurden: am 5. Juni aus einem Hotvl-
Rcstaurant beim Bahnhof ein dunkelgraucr Sm».
mermaMel mir Monogramm L. W. im Wette bmr
500 SM Mk. (in dem Mantel befand sich «ine »«der.
bkteftasche mit etwa SO OM Mk. Papiergeld), von» 4.
auf 5. JuM aus einem Mansardvnzirmner in der
Meiinschmtdtstraße mittels Nachschlüssels zwei blaue
Herrenanzüge und ein Paar schwarze Schnürschuhe
im Gesamtwerte von einer Million Mark, in der
Nacht zum 5. Juni aus einem GartenhäuSchei» an
der Rohrbacher Landstraße durch Erbrechen dessel-
ben eine Gans, ein Hahn, vier Hühner, drei Kanin-
chen und neun 6 Wochen alte Küken im Gesamiwcrlc
von 680 MO Mk.
Aus Men iiilS MWiwlksi.
Wilhelmsfelv. (Versammlung.) In bei
am Sonntag nachmittag stattgefundenen VolkKvc»
sammllnng konnte man so recht die begreiflich geretzlc
Stimmung unter der Arbeiterschaft wahrnehme««.
Bczirksrm Gen. Sch ubach behandelte in seine«»
Referat die gegenwärtige Lage, unter besonderer Be
rückstcht'iWng der Mchraktwn. Der Referent legte iu
klarer und sachlicher Weise die heutige verworrene
Lage dar, unter der besonders die Arbeiterschas!
leide. An das Referat schloß sich eine lebhafte Aus-
sprache. Gen. Iuugmann ging sehr scharf gegen
die Neichsregierung vor; die ihre Unfähigkeit bewic
sei» habe. Gen. Reinhard ermahnte zum feste«»
Zusammenschluß gewerkschaftlich wie politisch. Gcn.
Ewald geißelte «das Jndustrieangebot, das von un
serer Partei, trotz eines gegenteiligen Artikels »m
„Heidelberger Tageblat" abgekehnt wurde. Schars
ging er gegen die ungenügende Lobnerhöhung vor.
Ist es dock) schon lange nicht; mehr möglich, daß sich
der Bauhandwerker genügend Nahrung viel wenigcr
Kleidung verschaffen kann. Kampf dem Kapimiis-
mns nud Taten unferer Führer war die Parc
Gen. Nik. Jakob erinnerte die Anwesenden c
ihre Pflichten: Lesen der Arbeiterpresse, nicht in»,
kritisieren, selbst Mitarbeiten, die Lauen ausklären,
nicht mchr verlangen als mau selbst gern tut. Das
Versagen der Arbeiterschaft bei der Reichslagswahl
1920 brachte uns die Cuno-Regierung und den un-
ersättlichen Kapitalismus. Rüsten zum Kchnpf für
die nächste Wahl. Für überzeugte Gewerkschaftler
u. Parteigenossen gibt es kein Besinnen, getreu und
fest zusamMsnsustchen, daß Wir eine Macht bilden
und wir bilden sie, wenn wir einig sind. In» Schluß-
wort ermahnte Genosse Sch Ubach alle zur Einig-
keit. Nach- Schluß der Versammlung fand noch kn» ;
eine Fraklionssitzuna statt.
Eberbach. (Radunfall.) Bei einer von eine«.»
Mannheimer Radfahrerverein veranstaltete»» Wett
fahrt in den Odenwald sturste einer der Teiluehm r.
da er bei scharfem Tempo eine Kurve nicht nehm.-,
konnte, von» Rad und erlitt einen doppelten Schä-
deivruch. (Solche Wettfahrten sind ein Unfug.)

Eingesandt.
Walldürn. Man« «schreibt uns: Sonntag, dc:
13. Mai, hielt es der Stadtpfarrer von Walldürn
sür notwendig, wieder einmal sein Steckenpferd zu
reiten und seine „lieben" Walldürner gegen di« Be-
amten, die ja doch großenteils als „Fremde" keiner
besondere»» Achtung wert sind, scharf zu machen, in-
dem er den seiner Obhut anvertrautcn jungen Leu-
ten erzählte, welch großes Unrecht es sei, daß die
Staatsbeamten Kinderzulagen sür ihre Kinder be-
kämen, alles aus Kosten der übrigen Steuerzahler.
(„Und wir müssen dafür Steuern zahlen!")
Weis? der Stadlpfarrer von Walldürn Wittich m
seinen theologischen und pädagogischen Schrift«»» W
schlecht Bescheid, daß er die Christenlehrstuirden da
mii ausfüllen mutz, die menschlichen Leidenfchaftcn
aufzupeitschen, oder wie schon so oft sich in „ge-
wählten" Ausdrücke»» zu bewegen, die nicht in,
„Knigge" stehen und heute uiüst als parlamenta-
risch gelten. Beden«!! der Stadtpfarrer von Wall-
dürn nicht, das; er durch sein« wiederholten Auren»
pelungen der Beamtenschaft eine tiefgehende Erre-
gung in den Bcamlensamilicn verursacht? Will c-,
stch da wundern, wenn man ihm und feiner Kirch-'
fern bleibt? Wenn der! Stadtpfarrer von Walldürn-
cs wirklich «och nicht wissen sollte, so fei ihm gk-
sagt, -das; zunächst einmal die Eisenbahn ihr von!
sonstigen Siaatshauk-halt getrenntes Budget hat.
Daraus folgt ohne weiteres, datz die Kosten sür die
vielgnschmähten Kiicherzulagen nicht auf Kosten der
Steile» Zähler, sondern auf Lasten der Eisenbahnvcr-
W-Atuug g hcu. -Und dann dürste ihm bei einiger
Uoberleaung auch klar sein, datz die heutigen Ver-
kchrSgc-bühren (Post und Bahn) bei weitem nicht
in gleichem Maße gestiegen sind, wie die Kosten für
den son-tigen LovcnÄcdavs. Und sollte er IvrrkU!.^
nicht wissen, wie die Preisverhättnisse heute gegen
die V-orkl»evZgcit sich gestaltet haben, so sei ihm da -
an cnwm Ilcinen Beispiel gezeigt. Eine Fahrkar«-
4. Klasse von Walldürn nach Heidelberg kostete in«
her 1.90 Mark, heute kostet sie 1520 Mark. Für l.uk
Mark konnte »»an früher kaufe»» 30 bis 40 Eier ov.r
2 Pfund Butter, oder 2)4 Mund Fleisch oder etwa
-5 Liter Mil». Für 1520 Mark erhält »nan Henle,
und nur so »nan Glück Hai, 4 bis 5 Eier, oder F
Pfund Fleisch oder 3 Liter Milch. Ans dem vor-
her Gesagten und aus dein kleinen Rechende,spiel
geht uns deutlich hervor, datz nicht die S>aatsbca»n-
,ei» auf Kosten der Steuerzahler ihre Müder erzie-
hen lassen, sondern daß im Gegenteil di« Staats-
beauaen viel zu niedrige Entlohnungen erhärten,
damit den Steuerzahlern «die Fahrkarten, Frachten
und Postgebühren Halbwegs geschenkt werden kön-
"^So sehr es zu begrüßen Ist, wenn die Kirche au»
die staatsbürgerliche Erziehung zu »"N Obliegen-
heiten zählt und Mißstände rügt, so muß das do»
in einer Formt erfolgen, die nickst die Standesunte-
schiede verschärft oder Hatz und Mißgunst erzeugt.
Wie sicht es nun mit den Steuerzahlern aus? Sehr
übel, Herr Stadtpfarrer! ES wird Ihnen nicht »m-
vekannt lein daß von den Einkommensteuern, d»e
VW j"tz^ 1922 bezahlt sind, ganze 95
Prozent von den Gehalts» und Lohnempfängern
bezahlt Worden sind, und von diesen werden gerade
die Staatsbeamten und Siaatsarbeiter am schärfsten
erfaßt. Und die Wrig gebliebenen 5 Prozent -
nick« nrebr — sind von der notleidenden Landwirt
"chaft dE, Handel und Gewerbe aufgebracht wor-
den Glaubt wohl ein vernünftiger Mens», daß
die' Staatsangestellten und Lohnempfänger m»
Reichswehr als neunmal sovisl Verdienst emsück«-n
als die Landwirte, dw Gewerheirewe»^
in freien Berufen Tätigen zusammen? st cur «» .'vir
stch, datz Walldürner Bürger und Bürgerinnen. d»e.
in sehr guten Verhältnissen leben, a:,
steuern bedeutend weniger bezahle«
weife ein Staatsbeamter der rusicis! '-
«ruppen. Und »ei den vmfahstemicst
 
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