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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 3
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Seidlitz, Woldemar von: Die Entwickelung des japanischen Stichblatts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0080

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64

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

15. Jahrhundert angehören, muss bezweifelt wer- 1
den. ' |
In die kurze Zeit der Mongolen-Inva-
sion (von 1274 bis 1281, dem Siege Hodsho Toki- !
rnunes) versetzt der Versteigerungskatalog die roh
durchbrochen gearbeiteten Stücke Nr. 7 und 8.
Darauf folgt die zweite Periode der
Hodsho, von 1281 bis 1333, dem Jahre ihres
Sturzes. Dies ist die Hauptzeit für die ganz durch-
brochenen, stark unregelmässigen Kompositionen,
welche grosse Flächen zwischen den ausgehobenen
Stellen lassen. Auch sie sind fast durchweg ohne
Rand. Mit Vorliebe werden Pflanzen dargestellt (auf
den Nrn. 9—15 des Versteigerungskatalogs Gras,
Paulowina, Bambus, Iris), einige mit wenigen ein-
gravierten Linien, auch schon mit etwas Relief;
im Louvrekatalog ist eines mit dem aus den Wellen
ragenden Tempel von Isuküshima (Nr. 10), ein
anderes mit zwei Wappen, Fächer und Brunnen
(Nr. 11) abgebildet; in dieser Zeit scheint man sich
auch schon schüchtern an die Darstellung von
Tieren machen zu wollen.
Ein bezeichnendes Beispiel für diesen kraft-
voll-phantastischen Stil des 14. Jahrhunderts bildet
II, 8. Brücken, die über ein Reisfeld führen. Die brei-
teren Stege mit einer flach eingravierten Linie versehen. Der
einfassende Kreis eugiebt sich durch das Ausheben des Grundes.
In die Übergangszeit des Krieges
der beiden Throne oder des Nordens und
Südens, der von 1333 bis 1393 währte, versetzt
der Auktionskatalog die Nrn. t6—18, die 6 bis 8
gleichmässig verteilte und der kaum besser, als
bisher, füllende Paulowinas zeigen. Diese Zeit, die
bis zur Vereinigung der beiden Throne im Jahre
1393 dauerte und sich mit dem Anfang der bis
1573 im Besitze der Macht verbleibenden Ashi-
kaga-Shogune (Nachkommen der Minamoto)
deckt, beginnt Tiere, in einfach dekorativer Form
und immer noch aus dem flachen Grunde ausge-
schnitten, darzustellen (Auktionskatalog Nr. 19 und
20, durchaus symmetrisch gestaltet). Der erste Ashi-
kaga-Shogun war Taka Udslii (1333—1356). In
die Zeit des dritten Shoguns, Yoshimitsu
(1368 — 1395), versetzt der Louvrekatalog einereiche
durchbrochene Darstellung mit dem Kiku kiri, dem
kaiserlichen Chrysanthemum, und der Paulowina
der Ashikaga, dazu fliegenden Wildgänsen als dem
Sinnbild der Minamoto (Nr. 12), und der Auktions-
katalog feine durchbrochene, symmetrische Blumen
(Trauerweide, Chrysanthemum) von reicher Wir-
kung (Nr. 21—24).
In die Mitte des 15. Jahrhunderts fällt die
Blütezeit der Asliikaga-Shogune, be-
sonders unter dem grossen Yoshimassa (1449
bis 1471), der sich 1479 nach Higashi Yama zurück-
zieht. Die Durchbrechungen werden jetzt so kunst-
voll ausgeführt, dass nur ganz feine Stäbe übrig
bleiben, die eine reiche und häufig regelmässige
Komposition zum Ausdruck bringen. So der Pfau
(Auktion 28), das Wappen (Louvre 13); weiter

kommen im Louvre vor: Nr. 14, Ansichten des
Biwa-Sees: die Brücke von Sseta, die Rückkehr
eines Segelboots nach Yawase, fliegende Gänse in
Katata; und Nr. 15, Chrysanthemum-Blumen und
-Blatt auf dem Wasser, mit Wasserperlen darauf.
— Diese Art der flachen durchbrochenen Zeich-
nung ohne Relief wurde noch bis ins 16. Jahr-
hundert fortgesetzt und in der Folgezeit mehrfach
nachgeahmt, wobei die Ausführung teils einförmi-
ger, teils glätter wurde, jedenfalls nicht mehr die
ursprüngliche Freiheit zeigte — und damit nicht
den gleichen Reiz ausiibte, wie die Originale.
Unter den Ashikaga blühte zu Anfang des
15. Jahrhunderts in Füshimi, einer Stadt der Provinz
Yamäshiro im Süden von Kioto, eine besondere
Art der Metallverzierung, die früher dort geübt
worden war, wieder auf, nämlich das Einschlagen von
gelber Bronze (auch Silber und Gold) in das Eisen.
Diese Metall,einlagen von Füshimi bilden
eine besondere Gruppe, die namentlich für das 15.
und 16. Jahrhundert bezeichnend ist. Als frühe Bei-
spiele, aus dem 12. und 13. Jahrhundert, bildet
der Auktionskatalog ein Stück ab, dessen Rand
mit einem breiten Streifen von kleinen Bronze-
punkten geziert ist (Nr. 49), dann ein teilweise
durchbrochenes Stück mit etwas Gold eingelegt,
das an die Arbeiten der Kamakurazeit erinnert (Nr. 50).
Stücke des 15. Jahrhunderts im Louvrekatalog
Nr. 16—18, im Auktionskatalog Nr. 51 ffg. abge-
bildet.
In das 16. Jahrhundert sind zu versetzen:
II, 6. Breiter, aus zwei Streifen bestehender Rand, die
mit je fünf gedrehten Bronzeschnüren belegt sind (Mukade
Tsuba, siehe weiter),
II, 9. Chrysanthemumwappen von 28 Strahlen, der äussere
Rand aus 14 Doppelbügeln gebildet. Um den Klingenschlitz
silberne Verzierungen eingeschlagen, auf dem inneren Rande
goldene.
Abb. ir. Vierpassform, auf dem Grunde flach erhobene
Blumen und Blätter in Goldbronze, etwas ziseliert, mit eini-
gen Bronzepünktchen dazwischen; auf dem leicht erhobenen
Rande flach in gleicher Bronze eingelegte Blattranken.
Die letztere Art war sehr verbreitet; soweit
die Arabesken flach eingelegt sind, heisst, die Gat-
tung Hisa Zogan. (Beispiele im Auktionskatalog
Nr. 55 fgg.)
II, 7. Rand mit drei Einziehungen. Zwei grosse Durch-
brechungen von unregelmässiger Form. Zwei Schnecken-
voluten sowie ungleichmüssig gekörnte Auflagen in gelber
Bronze eingelassen, auf der Rückseite etwas weniger reich
(ähnlich Vcrsteig. 57).
I. 4. Vierpassform. Durchbrochen: Hirsch im Schilf.
Um den Klingenschlitz mit Silber eingelegt; das teil des
Tieres durch eingelegte Goldstückchen gezeichnet.
Über andere Arbeiten von Füshimi wird noch
weiterhin zu reden sein.
Im 15. Jahrhundert begannen auch e i n z e I n e
Künstler sich auf dem Gebiete der Stichblätter
hervorzuthun und gelegentlich, wenn auch nur ganz
ausnahmsweise, Stücke mit ihrem Namen zu be-
zeichnen. Als der älteste unter ihnen ist K a n e T y e
von Füshimi zu nennen, der um 145° au^ undurch-
 
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