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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 3
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Seidlitz, Woldemar von: Die Entwickelung des japanischen Stichblatts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0081

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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brochenen Platten figürliche Darstellungen in
flachem Relief, von durchaus malerischem Charak-
ter schuf, also eine ganz neue Art begründete. Den
Zusammenhang mit seiner Geburtsstadt bekundete
er nur dadurch, dass er das Einlegen mit anderem
Metall, namentlich mit Silber, als wirkungsvolles
Steigerungsmittel verwendete. Der Louvrekatalog
bildet als von ihm stammend eine Darstellung mit
dem Nordstern, Donner und Wind ab (Nr. 19),
doch scheint sie wegen ihrer Feinheit einer späteren
Zeit anzugehören; weit überzeugender wirken die
Darstellungen von Heiligen und Gottheiten im
A uktionskatalog Nr. 97 — 99, denen sich einige aus
seiner Schule (100—102) anschliesseri. An den Kom-
positionsstil dieser Richtung erinnert das folgende
Stück aus späterer Zeit:


angeführt, der unter den Ashikaga in der ersten
Hälfte des 15. Jahrhunderts in Kioto lebte. Er soll
als erster figürliche Darstellungen gemacht und
die durchbrochenen Stücke plastisch behandelt ha-
ben. Im Louvrekatalog Nr. 21 zwei Teufel auf
dem Vulkan Assama. Im Katalog der Versteige-
rung Nr. 79 als Werk seiner Schule Tadatsune auf
dem Eber reitend.
Damit dürfte der Überblick über die Haupt-
richtungen der heroischen Zeit erschöpft sein.
Wenn Llara von den Erzeugnissen dieser Zeit sagt
(S.XX11I seines Buches), sie seien „nur einfach und
konventionell, ja primitiv“ gewesen, so ist dieses
Urteil nur vom Standpunkte des Naturalismus und
der steigenden Verfeinerung der nachfolgenden Zeit
aus zu verstehen.


Abb. 11. Abb. 12.

Abb. 12. Vierpass, links und rechts ganz ausgehoben:
unten ein Fischer im Boot stehend, sein Gesicht in Silber ein- 1
gelegt; der übrige Raum mit Muscheln ausgefüllt, die teils ;
geschnitten, teils in Gold, Silber, Kupfer eingelegt sind. — j
Die Rückseite ähnlich, doch ohne Figur.
Eine zweite Schule soll durch Goto Yud-
sho, der 1434—1512 unter dem Shogun Yoshi-
massa in Kioto lebte, und Entwürfe Motonobus
benutzte, begründet worden sein; doch wird die
Angabe Haras wohl richtig sein, dass erst Goto
Tokudsho (1 549—1 631) Stichblätter gefertigt habe;
die früheren mögen sich damit begnügt haben, die
sonstigen Schwertzieraten, Menuki und Ivogai, bis-
weilen auch Kösukas herzustellen. Das im Louvre-
katalog Nr. 20 abgebildete Stück in Bronze gehört
jedenfalls erst dem 17. Jahrhundert an.
Als dritter wird Itsliikawa Hikossuke

Das sechzehnte Jahrhundert bietet
gegenüber den vorhergehenden Zeiten, welche —
abgesehen von den zuletzt genannten figürlichen
Reliefs -— wesentlich durchbrochene Stichblätter
hervorgebracht haben, wohl eine weit grössere Man-
nigfaltigkeit der Herstellungsweisen wie der Dar-
stellungen : dass aber dabei gleich ausgeprägte Stil-
arten ergänzt worden wären und bei der Ausgestal-
tung des einzelnen Gegenstandes der gleiche Auf-
wand an schöpferischer Phantasie gewaltet hätte,
kann nicht behauptet werden.
Bleiben wir zunächst bei den einzelnen
Künstlern, so treten die G o t o s , von denen
schon die Rede gewesen ist, erst gegen das Ende
des Jahrhunderts hervor (mehrere Stücke aus Sha-
kudö, der bekannten Bronze mit Gold- und Silber-

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