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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 3
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Seidlitz, Woldemar von: Die Entwickelung des japanischen Stichblatts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0082

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66

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

legierung von schwarzblauer Färbung, die früher
keine Verwendung gefunden habe, im Versteige-
rungskatalog unter Nr. 145 fgg. abgebildet). Die
durchbrochenen und dann reliefierten Szenen aus
Sage und Geschichte, welche ebendort unter Nr.
73-—8 t als Marubori Zogan, d. h. inkrustierte
Reliefs abgebildet sind und auf die Kunst der
beiden Ssoden vorbereiten, zeigen eine Weiterbil-
dung des Stils von Kanei'ye.
Als neue Künstler treten die M i o t s h i n her-
vor, unter denen Hara einige mit dem Namen No-
buiye anführt, einen Miotshin Nobuiye I., der um
1485 geboren war, von etwa 1511 ab arbeitete und
1564 im Alter von 79 Jahren starb; und dessen
Sohn Miotshin Nobuiye II., der um die Mitte des
16. Jahrhunderts wirkte. Einem Miotshin des 15.
Jahrhunderts wird im Versteigerungskatalog unter
Nr. 85 ein rundes Stichblatt mit knopfartigen Ver-
zierungen (Glocke) und einem des 16. Jahrhun-
derts unter Nr. 115 eines mit dem eingelegten Relief
eines Drachen zugeschrieben; sie werden wohl
Künstler von Fushimi gewesen sein. Ob die Stich-
blätter von viereckiger Form mit einem nach Art
der Muscheln zurückgebogenen Rand (ebendort 86
und im Louvrekatalog 22) dem I. oder dem II.
Nobuiye zuzuschreiben seien, mag dahingestellt
bleiben.
AufT embo in Nara, der um die Mitte des Jahr-
hunderts lebte, werden die Stücke von stark ge-
hämmertem Eisen mit absichtlich unebener Ober-
fläche, deren zufällige Gestaltung zugleich die ganze
Verzierung bildet, zurückgeführt (Louvrekatalog
23, Versteigerungskatalog 89). Er soll auch durch-
brochene und geschnittene Stichblätter gemacht
und Shibuitshi verwendet haben. — Nach H o a n I.
in Hiroshima (Prov. Aki), in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts, finden sich Abbildungen im Louvre-
katalog 24 und Versteig. 88; sein Sohn Hoan II.
lebte nach Hara zu Anfang des 17. Jahrhunderts. J
— Yanlakitshi in der Provinz Ovari fertigte in
der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Stichblätter
von besonderer Härte; Abbildungen durchbroche-
ner in Mokko - Form, als durchschnittene Gurke,
im Louvrekat. 25 und Versteig. 90.
Von den bereits früher erwähnten Fushimi-
Arbeiten mit eingelegter gelber Bronze sind hier die
der Familie Y oshirö daselbst zu erwähnen (Abb.
Louvrekat. 26, Versteig. 55 fgg.). — Eine beson-
dere Stellung nimmt die sehr beliebte Verzie-
rung ein, welche durch Messingreif gebildet wird,
wekher durch die Eisenplatte gezogen ist (Abb.
im Katalog der Louvresammlung Nr. 27). Sie
wurde in Köshu (Prov. Kahi) angefertigt, daher
die Stucke als Koshu-Tsubas bezeichnet zu werden
pflegen. Nach der Technik werden sie gewöhn-
lich Mukade-Tsubas genannt; aber auch Shin-
guen-Tsubas, da Shinguen sie zuerst 1561 während
seines Feldzugs nach. Kawa Nakädshima fertigen
licss. (Ein solches unter II, 6 abgebildet.)

Andere Gattungen sind: drei verschiedene
Arten von Arbeiten, die in G o k i n a 1, den fünf
inneren' Provinzen um Kioto, ausgeführt wurden,
1. die der Provinz Yamäshiro, besonders in Fushimi
und Nishidshin (Kioto), Tiere durchbrochen und
reliefiert (Abb. Louvre 28—30), 2. flach durch-
brochen, Pflanzen und Tiere (ebend. 31—33), 3.
die der Provinz Ssetsu, besonders in Ssaka'i und
Osaka, tauschiert, aus dem Ende des Jahrhunderts,
Tiere durchbrochen (ebend. 34—36).
In den Anfang des 16. Jahrhunderts dürfte ge-
hören :
I, 2. Vierpass aus vier ineinander übergreifenden aus-
geschnittenen und reliefierten Kreisen bestehend, die die Form
von Gräsern mit daran haftenden Tautropfen annehmen.
In diesem Jahrhundert kam auf und erhielt
sich bis in die folgenden Jahrhunderte die Kissu-
kaski genannte Art, welche in Durchbrechung
nur eines Teils der im übrigen glatt belassenen
Fläche besteht, bisweilen mit Rundung des äusse-
ren Randes verbunden (Abb. Versteig. 91-—96).
Anfangs wurden in solcher Weise nur einzelne
Blüten und dergl. ausgeschlagen; später auch
reichere Figuren, ganze Zweige u. s. w. (Dieser
Art die Arbeiten der Provinz Higo, die wegen ihrer
vorzüglichen Ausführung besonders berühmt wa-
ren, Kat. d. Louvre 39.) — Auf chinesische Vor-
lagen geht die Kagonami genannte Verzierungs-
art zurück — so genannt nach einer Provinz des
südlichen Chinas —, welche feine, reich verschlun-
gene Muster vegetabilischer wie figürlicher Art in
ziseliertem Relief, zumeist — aber nicht immer —
auf durchbrochenem Grunde zeigt. Im Louvrekat.
37 die zwölf Bilder des Tierkreises in einer Wolke;
im Kat. der Versteigerung die Nrn. 61—66, von
denen es fraglich erscheint, ob die ältesten, wie
hier angegeben, bis ins 13. Jahrhundert zurück-
reichen und nicht vielmehr erst dem 15. Jahrhun-
dert angehören. Jedenfalls ist in der Hauptsache
diese Art als für das 16. Jahrhundert bezeichnend
anzusehen, wie sie denn den Übergang zu der zum
Schluss noch zu betrachtenden, für dieses Jahrhun-
dert ausschliesslich charakteristische Art bildet.
Das ist die Namban genannte Gattung, die
aus fein ziselierten, häufig vergoldeten plastischen
Verzierungen besteht, welche in reichen Verschlin-
gungen aus dem Grunde -herausgeschnitten sind.
Sie soll mit der Einführung des Gewehres infolge
der 1542 erfolgten Landung der Portugiesen auf-
gekommen sein; der Name bedeutet: Barbaren des
Südens. Diese Stücke gehören zu den zierlichsten
und reichsten Erzeugnissen der japanischen Kunst.
Doch mögen die frühesten noch in eine noch ältere Zeit
zurückreichen. Der Louvrekatalog giebt deren eines
mit Drache, Phönix und Wolken wieder (Nr. 38);
der Versteigerungskatalog deren sechs (Nr. 67
bis 72), die zum Teil bis ins 13. Jahrhundert zurück-
datiert werden, darüber solche von viereckiger,
sechs- und achteckiger Form.
 
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