Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Seidlitz, Woldemar von: Die Entwickelung des japanischen Stichblatts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0083

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für historische Waffcnkundc.

67

3. Heft.

1, 1. Acht glückbringende Zeichen, plastisch, auf flachem,
reich mit Ranken durchbrochenem Grunde. Der Rand ver-
goldet.
Weiterhin sind noch die damaszierten Ar-
beiten von Nangassaki und Awa anzuführen (Ver-
steig. 127—132).
1573 erfolgte der Sturz der Ashikaga-Shogune.
In die Zeit des darauf folgenden Bürgerkrieges,
der 1600 endigte, fällt Hideyoshis glorreiche Expe-
dition nach Korea.
* *
*
Das 17. Jahrhundert sah die Toku-
g a v a - Shogune aufkommen — als ersten Iyeyassu
seit 1603 —, die sich bis 1867 in der Macht er-
hielten. Nun folgte Yedo auf das alte Kioto als
Mittelpunkt des künstlerischen Lebens. Ausser dem
dritten Shogune dieses Geschlechts, Iyemitsu (1623
bis 1649), zeichnete sich der fünfte, Tsunayoshi
(1681 —1708), aus.
Eine Reihe neuer Künstlernamen tritt auf, die
Umetada, Shoami, Nara, der Emailleur Dönin, als
ausgeprägteste Persönlichkeit wohl Soden, der Be-
gründer einer neuen Art historischer Schilderun-
gen ; weiterhin Kinai. Anknüpfend an den Stil
Kane'iyes haben sie die Figurendarstellung nach der
Seite grösserer Lebendigkeit und feinerer Durch-
führung weiter ausgebildet. Dass es vornehmlich
Figurendarstellungen waren, die mit dem Namen
des Künstlers bezeichnet wurden, zeigt, wie das
Interesse für das Gegenständliche gewachsen. Eine
neue künstlerische Auffassung, die jener der älte-
ren Arbeiten ebenbürtig gewesen wäre, haben diese
Künstler aber nicht zu schaffen vermocht.
Umetada M i o d s h u, ein Schwertfeger aus
der Provinz Tansho, begründete zu Ende des 16.
Jahrhunderts mit feinen Einlagen von Bronze und
Shakudö eine neue Schule. Nach Hara ist er eine
Person mit Shigeyoshi II., der 1558—1631 in Kioto
lebte. Danach wäre er derselbe, der den Ashi-
kagas, deren Macht zu Ende ging, nicht dienen
wollte, sich aber dem grossen Hideyoshi (1536
bis 1598) zuwandte, dessen Liebling er wurde; und
derselbe, der 1601 nach Yedo ging, dort etwa zwan-
zig Jahre lang arbeitete und dann wieder nach
Kioto zurückkehrte, während Llayashi diesen letzte-
ren als Shigeyoshi, einen angeblichen jüngeren Bru-
der Miodschus, bezeichnet. Richtig wird aber die
Bemerkung sein, dass man je nach dem Aufent-
haltsorte des Künstlers zwei Stile zu unterscheiden
habe, einen altertümlicheren von Kioto, und einen
sich durch die Damaszierung auszeichnenden von
Yedo. Dem ersteren gehört die schöne, noch an
die Art Kane'iyes gemahnende R.eliefdarstellung des
aus den Bergen kommenden Shakyamuni (Buddha),
das am teuersten, mit 500 Franken bezahlte Stück
der Versteigerung Hayashi (Nr. 103) und in Bings
Japon artistique I [1888] S. 62 Taf. HC. ein heral-
discher Löwe, bezeichnet; dem Yedo-Stil die kraft-

und phantasievollen, in flachem Relief breit kom-
ponierten Darstellungen von Früchten und Pflanzen,
auch Zusammenstellungen von Stichblättern und
Kämmen, zum Teil mit Durchbrechungen (eben-
dort Nr. 109—113); im Louvrekatalog aber ein
fliegender Drache (Nr. 40) und Mohn (46, als Shi-
geyoshi). — Ähnlich sind die Arbeiten von
Shoami in derselben Provinz Tensho. Ursprüng-
lich im 15. Jahrhundert ein Vorname, wurde diese
Bezeichnung zum Familien- und dann gegen Ende
des 16. Jahrhunderts zum Schulnamen. Auch diese
Werke sind mit Gold, Silber und Shakudö ein-
gelegt. So im Louvrekatalog Nr. 41 Wasserpflan-
zen; im Katalog der Versteigerung Nr. 114, durch-
brochen, ähnlich den Arbeiten Umetadas, und Nr.
I 121—-125. Den Grund scheint er mit Vorliebe un-
eben gestaltet zu haben.
Zu Anfang des 17. Jahrhunderts knüpfen ver-
schiedene Künstler an den figürlichen Stil Hikössu-
; kes, den wir am Schluss des 15. Jahrhunderts be-
trachtet, wieder an; so Tetsunin in Yedo in
seinen durchbrochenen, ziselierten und inkrustier-
ten historischen Szenen (Louvrekat. 49, Versteige-
rung 80); in anderer Weise Iiiiragiya in Kioto und
namentlich Soden in Hikone (Prov. Omi). Er
lebte bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts und
schuf jene stark überfüllten, reich mit Gold und
Silber eingelegten, überaus bewegten Kampfessze-
nen, wie deren eine der Louvrekatalog unter. Nr.
51 (ausserdem zwei Drachen, Nr. 50) und einige
frühere, schlichter und wirkungsreicher kompo-
nierte, der Versteigerungskatalog unter 82—84 ab-
bildet. Sein Sohn, Soden II., wirkte gegen Ende
des 17. Jahrhunderts; viele Nachahmer zeichneten
mit seinem Namen. Während bei ihm noch die
Regenstreifen, die bisweilen auf den Schlachten-
bildern Vorkommen, aus dem Eisen geschnitten
sind, werden sie späterhin aus Draht eingefügt.
II, 10. Von Soden. Kampfszene, durchbrochen, in starkem
Relief ziseliert, mit Gold von zwei Färbungen eingeschlagen;
die Gesichter und Hände teils aus Kupfer, teils aus Silber.
— Die Rückseite zeigt die Szene jenseits der Stadtmauer.
Die Kinai, Vater und Sohn, lebten in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Provinz
Yetisen; der Vater zu Anfang des Jahrhunderts; der
Sohn, Kinai II., dessen Arbeiten Kendsho Kinai
genannt werden, wurde Lieferant des dritten Toku-
gawa-Shoguns Iyemitsu (reg. 1623—49). Noch in
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, bis nach
1781, lebte der fünfte Kinai (nach Hara). Sie fer-
tigten durchweg durchbrochene und reliefierte Tier-
und Pflanzendarstellungen, Kinai I. in derberer
Weise (Louvrekat. 52 und 53, Versteigerung 139),
Kinai II. in glatterer Durchführung (Louvre 54,
Versteigerung 141 —144).
I, 5. Kinai II. Fünf Pferde, durchbrochen und reliefiert.
Auf der Rückseite bezeichnet.
Aus diesen Arbeiten kann riickschliessend gefol-
gert werden, dass die ähnlich komponierten, aber
9*
 
Annotationen