Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Seidlitz, Woldemar von: Die Entwickelung des japanischen Stichblatts
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

Zeitschrift für historische Waffenkim.de.

Hl. Band.

einfacher gezeichneten Darstellungen von Tiergrup- !
pen, namentlich von fliegenden Vögeln, noch dem
16. Jahrhundert angehören müssen. Das gleiche |
wird von jenen grossen, durchbrochen gearbeiteten
und flach reliefierten Tieren gelten, welche einzeln
die ganze Fläche ausfüllen, Tiger, Ochsen u. s. w.
Der Name von H i r a t a D ö n i n , der in Kioto,
später in Yedo lebte und 1646 starb, ist mit der
erstmaligen Verwendung von Email verknüpft, die
übrigens, weil nicht zweckmässig, nur selten vor-
kommt. Seine Stichblätter sind von Bronze, in
flachem Relief und teilweise mit Email (shippo) ver-
sehen. Und zwar fertigt er durchscheinendes Email
im Gegensatz zu den übrigen, welche undurch-
sichtiges herstellten. Im Louvrekatalog Nr. 42, auf
der Versteigerung Nr. 117 (der Fudshi-yama).


Abb. 13.

Unter dem Namen der Provinz N ä g a t o wer-
den verschiedene Schulen zusammengefasst, die im
17. Jahrhundert thätig waren. Ihre Arbeiten be-
stehen durchweg aus durchbrochenen und reliefier-
ten Pflanzendarstellungen, frühere im Versteige-
rungskatalog Nr. 133--135 und Louvre 55 abge-
bildete, die späteren von etwas harter Ziselierung
(Louvre 57). Einem Stück aus der Mitte des Jahr-
hunderts (Eichkätzchen und Trauben, Louvre 56,
von feiner lebendiger Durchführung) steht das fol-
gende nahe:
Abb. 13. Zwei Eichkätzchen in Weinranken, das Fell der
Tiere durch kleine eingeschlagene Goldstäbchen gekennzeichnet.
Ähnliche durchbrochene und reliefierte Dar-
stellungen von Blumen und Blättern werden mit
dem Namen B u s h ii bezeichnet, einer Abkürzung
des Namens der Provinz Musashi, worin Yedo liegt.
Sie entstammen verschiedenen Schulen und wurden
von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 18. Jahr-
hunderts angefertigt. Im Versteigerungskatalog

136—138 einige ältere; sonstige im Louvrekatalog
58—63. ■
Hierher gehören endlich die d u r c h b r o c h e -
nen Arbeiten, welche den Grund beibehalten. So-
bald nur die Umrisse der Darstellung ausgehoben
werden, redet man von Itosukashi; werden aber
die dargestellten Gegenstände ganz ausgehoben,
so nennt man es Kisukaslii. Solche Stücke
wurden namentlich in Odawara und Yedo gefertigt
(Louvre 64—66).
% %
*
Im 18. Jahrhundert mehren sich die Mei-
sternamen, aber die Persönlichkeiten sind schwerer
zu erfassen, weil sie weniger ausgeprägt sind als
in den früheren Zeiten. Die Künstler richten ihr
Augenmerk mehr auf eine anregende, poetisch-sinn-
volle Erfindung und namentlich auf eine Zierlich-
keit der Durchführung, die sich in steigendem
Masse der Überfeinerung nähert, als auf die
Ausbildung des Stils. Damit beginnt eine von der
bisherigen ganz abweichende Behandlung der
künstlerischen Ausstattung der Stichblätter, die
ihre selbständige Berechtigung hat, aber wegen
des Vorwiegens der technischen Seite eine geson-
derte Betrachtung erfordert, die hier nicht beab-
sichtigt wird. In dem Folgenden sollen daher vor-
wiegend die Künstler und Richtungen berücksich-
tigt werden, welche gewissermassen als Fortsetzer
der früheren Bestrebungen angesehen werden kön-
nen. Die Anfänge einiger von ihnen reichen noch
in das 17. Jahrhundert zurück.
Da ist zunächst die Schule der Nara in Yedo
zu erwähnen. Diese Richtung, die ihren Namen
von einer alten Familie herleitet, ist durch S u w o
(Toshiteru), der in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts lebte, begründet worden; bekannt wurde
sie namentlich durch Sotei (Toshimune), um 1630,
in dessen Stil der Louvrekatalog ein Stück mit
Heuschrecken und Kürbis abbildet (Nr. 67). Die
Werke dieser Schule sind nicht durchbrochen, wohl
aber mit edleren Metallen eingelegt. Sie sind fein
und kräftig durchgeführt und weisen, obwohl das
Wirken dieser Meister als eine Auflehnung gegen
den alten Stil bezeichnet wird, doch immer noch
zahlreiche Berührungspunkte mit letzterem auf. Drei
Hauptmeister zeichneten sich in ihr aus : 1. T a h e i
(Toshinaga I., 1667—1737), Abb. Louvre 68; 2.
Y a s s ü t s h i k a I. (1659—■ 1744), Abb. ebendort Nr.
wurde von vielen Nachfolgern benutzt; und 3.
Dshoi (1700—1761), Abb. Louvre 72 und Hara
S. XXXII.
Als einzelne Künstler sind zu erwähnen:
Dshoju, von dem der Versteigerungskatalog
unter Nr. 119 ein bronzenes Stichblatt mit einem
Adler in vertieftem Relief abbildet, Ende des 17.
Jahrhunderts; Kunitomo Shadayoshi, eben-
dort Nr. 120 ein flach eingelegtes Werk, 18. Jahr-
hundert; und Massatsune Ito (f 1724), der
nach Hara in Yedo eine besondere Schule begrün-
 
Annotationen