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Der Beobachter vom Donnersberg — 8.1799-1800

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https://doi.org/10.11588/diglit.42678#0009
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Der Beobachter vom Donners-erg.

Nro 2.
Mainz den 4ten Vendemiär im 8ten Jahre der fränkischen Republik.
Da man täglich Geseze macht und sie vollzieht, so müssen die Zeitungen, welche die Wortführer der Nation sind, auch
sagen können, was die Nation von den Gesezen und von ihrer Vollziehung denkt.
. Garst.

Inhalt. Jouberts Todenfeir. Rede des B. Sieyes. Rügen aus Neuhornbach. Fest der Gründung der Rep zu Mainz.
Cieg in Batavien über die Russen. 2002 werden geröder, 2022 gefangen, ro Kanonen genommen, und unter den Gefange-
nen befindet sich der Oberg neral der Russen und zwei ferner Adjuvanten. Nachrichten aus Italien, Helvetien, Wrscl, Brünn
und Kopenhagen. Anzeigen.

, Mau abonntrt m dem Bureau der Munizipalitäts Buchdruckerei rm Bür-
gerhospita.e, allwo auch einzelne Blätter, das Stück r-m z kr. verkauft werden
Preisviertelrahrig: 4 Fr. 5° Cent. (- fl. 4 kr.) Postfrei; Fr. 8; Cenk. (2 si. kr.)

Frankenrepublik.
Paris vom zo. Fruktidor.
^eute wurde die Leichenzeremonie Jouberts auf dem
Olarsfelde aufs feierlichste begangen. Die Truppen
Lefilirten, das Gewehr unterm Arm, schwarze Flore
hiengen um Fahnen und Trommeln, traurige Melo-
Hlen tönten von klagenden Saiten. D'sterer Weih
rauch entdampfte umhängten Gefäßen. Die Urne des
^odten wurde auf den Altar des Vaterlandes gesezt;
weiß gekleidete Mädchen bestreuten sie mit Blumen.
Garat hielt dem Helden eine Dankrede. Artillenesal-
oen und kriegerische Musik schloffen das Fest.
An der Urne Jouberts hielt nach der Präsident des
Direktoriums B. Sieyes folgende Rede, die oft durch
seine Thränen unterbrochen wurde. „Bürger, diese
allgemeine Stille, dieses Denkmal, diese Trophäen
mit düstern Schleyern bedekr, diese Thranen des Bür-
gersinns, diese Verzweiflung der Freundschaft, diese
Leichengesange, die die Stimme des Todes bis im in-
nersten Herzen ertönen lassen, alles wiederholt uns:
Er ist nicht mehr, der Held, auf dem noch vor Kur-
zem so schöne Hofnungen ruhten; dieser so junge Krie-
ger, der schon ein Muster von so vielen Tugenden ist,
der jedem falschen Ehrgeize unzugänglich, die Stimme
Les Ruhms nur unter der Leitung seiner Pflicht hörte;
„reser strenge Republikaner, der jqdem Parlheigeift
fremd, im Lager so wie äusser dem Lager immer nur
das einzige Ziel hatte, seinem Vaterlande zu dienen und
es zu ehren. Wie viele Triumphe sind durch diesen
einzigen Tag geraubt worden! Wie viel ist in diesem
einzigen Verluste verloren! Joubert du wirst von nun

an der Gegenstand unsrer Gespräche und unsrer un-
tröstlichen Bekümmernisse seyn. Aber du bist in der
Mrtte deiner Waffenbrüder gestorben, die mit dir nur
für den Ruhm ihres Vaterlandes athmeten. Deine
lezten Birke sind nicht durch grausame, der Freiheit
so feindselige Uneinigkeiten betrübt worden. Die Fein-
de stunden alle dir gegenüber; keiner hatte sich unter
vre zahlreichen Bataillone verborgen, die du anführ-
test: Du bist mit der acmzen Fülle deines Ruhms ge-
storben, und die Verläumdung hatte kaum ihre Pfeile
gegen dich geschärft. Wie glüklich bist du! Wie viele
Republikaner beneiden dein Loos! — Bürger, o
könnte dieses Trauerfest in eure Herzen ein ewiges An-
denken graben, und auf immer die edeln Flammen der
republikanischen Ehre darin erhalten , wovon der Held,
den wir beweinen, entzündet war; konnte es uns al-
len den Eid eingeden, Nachahmer seines Lebens und
Rächer seines Todes zu seyn. — Er legte alsdann den
Kranz von Eypressen und Lorbeern auf die Büste und
sprach: Heldenmüthiger und geliebter Schatten, der
hier so reinen und so herzlichen Antheil einärndet, ich
ertheile dir im Namen des Vaterlandes, indem ich
auf deine Urne dieses Zeichen des Schmerzens und des
Ruhms niederlege, das unsterbliche Zeugniß Veröffent-
lichen Verehrung und der Dankbarkeit der Nation."
Die neuesten Briefe aus Basel melden, daß mehre-
re von den dort liegenden Truppen in den Oberrhein
aufgebrochen sind , um diejenigen zu ersezen, die von
dort zur Armee des Gen. Müller abmarschiren.
Gen. Desenfans Hot das Kommando der zu Kehl
und Auenheim befindlichen Truppen erhalten.
Das Hauptquartier der Rheinarmee befindet sich
zu Landau.
 
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